1. Mai: Diesmal wird zu Hause demonstriert

Bautzen. Am 1. Mai gab es immer Musik, Reden, Bratwurst und Bier auf dem Bautzener Kornmarkt, in diesem Jahr fällt die traditionelle Feier der Gewerkschaften Corona zum Opfer. Dabei gibt es gerade in diesem Jahr so viel zu sagen.
Die Regionalgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dana Dubil, nennt einige Schwerpunkte: Kurzarbeitergeld bringt Tausende Oberlausitzer in existenzielle Nöte. Wie nie zuvor rückt der Gesundheitsschutz für Beschäftigte in den Fokus, Unternehmen müssen für die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln sorgen.
Die Corona-Krise ist auch ein Argument für betriebliche Mitbestimmung der Beschäftigten, sagt Dana Dubil. Sie erklärt das am Beispiel der Kurzarbeit: „Hat ein Unternehmer einen Betriebsrat, kann er mit diesem eine Vereinbarung über Kurzarbeit abschließen. Hat er keinen, muss er mit jedem Beschäftigten einzeln reden.“
Corona zeige auch, dass sich übertriebene Sparpolitik und Niedriglöhne irgendwann rächen. In der Grenzregion Oberlausitz sorgt die Pandemie für zusätzliche Sorgen, weil Arbeitskräfte aus den Nachbarländern fehlen. Nicht zuletzt sei eine neue Vergabepolitik geboten: Die öffentliche Hand und Unternehmen sollten Aufträge besser an heimische Anbieter vergeben als an Billigfirmen vom anderen Ende der Welt – und hier auch nur noch an Betriebe, die ihre Leute nach Tarif bezahlen.
Gewerkschaft stellt Videoclips ins Netz
Wie Dana Dubil resümiert, gibt es in diesem Jahr also genug Themen für eindringliche Mai-Reden – und die werden auch gehalten. Aber nicht auf dem Kornmarkt oder auf anderen Plätzen, sondern im Internet. Der DGB Ostsachsen veröffentlicht am 1. Mai drei Videoclips auf seiner Internetseite und auf Facebook.
Darin kommen die Redner zu Wort, die auf Kundgebungen in der Oberlausitz sprechen wollten. In Bautzen ist das der hiesige IG-Metall-Chef Jan Otto, in Görlitz wollte die stellvertretende DGB-Landeschefin Anne Neuendorf vors Mikrofon treten und in Weißwasser Hagen Husgen, Sachsen-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Auch bundesweit demonstriert der DGB digital für Solidarität und soziale Gerechtigkeit, umrahmt von viel Musik. Von 11 bis 13 Uhr sind auf der DGB-Internetseite unter anderem Heinz Rudolf Kunze, Konstantin Wecker und Ute Lemper zu sehen und zu hören.
www.ostsachsen.dgb.de
www.dgb.de/erstermai
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