Bautzen
Merken

100 Jahre Gartenglück

Die Bautzener Sparte „Morgensonne“ feiert am Wochenende Jubiläum. Junge Leute finden hier mehr und mehr Spaß an der Scholle.

Von Carmen Schumann
 3 Min.
Teilen
Folgen
Schwatz über den Gartenzaun: In Bautzens größter Kleingartenanlage „Morgensonne“ schaut Vereinsvorsitzender Dieter Seemann (r.) bei Neu-Mitglied Andreas Stegemann und seiner Tochter Fabienne vorbei.
Schwatz über den Gartenzaun: In Bautzens größter Kleingartenanlage „Morgensonne“ schaut Vereinsvorsitzender Dieter Seemann (r.) bei Neu-Mitglied Andreas Stegemann und seiner Tochter Fabienne vorbei. © Carmen Schumann

Bautzen. Die sechsjährige Fabienne freut sich: Hier in der Gartensparte „Morgensonne“ hat sie schon sechs Freunde zum Spielen gefunden. In der Kleingartensiedlung an der Preuschwitzer Straße, wo ihre Eltern früher eine Parzelle gepachtet hatten, sei es ihr langweilig gewesen, weil keine Gleichaltrigen da waren. Und Papa Andreas Stegemann ist froh, dass er seine grüne Oase jetzt vom Allendeviertel aus zu Fuß erreichen kann. Im Frühjahr ist er in die „Morgensonne“ gewechselt. Jetzt grünt und blüht es prächtig. In dem kleinen Gewächshaus sprießen die Gurkenpflanzen. Die ersten Früchte konnte der Kleingärtner schon ernten. „Ich finde es schön, wenn man den Pflanzen beim Wachsen zusehen kann“, sagt Andreas Stegemann. Die Töchter Fabienne und Emily haben ein Wasserbecken zum Planschen und ein Kaninchen zum Streicheln. Das Gartenglück der jungen Familie ist also perfekt.

Dieter Seemann, der Vorsitzende der Kleingartenanlage „Morgensonne“, ist froh, dass allmählich immer mehr junge Familien Spaß an der Arbeit auf der eigenen Scholle finden. Denn ein Generationswechsel tut not. Von den insgesamt rund 230 Kleingärten im Osten der Stadt Bautzen sind zurzeit 30 unbewirtschaftet. Weitere Interessenten sind also gern gesehen.

Viele Kleingärtner seien nämlich mittlerweile um die 80 Jahre alt und geben ihre Parzellen nach und nach auf. Das größte Hindernis für potenzielle Interessenten sei die Tatsache, dass die meisten Gartenlauben auch in die Jahre gekommen sind. Nicht jeder hat das Geld, um sich eine neue zu bauen oder die alte zu renovieren. Auch Andreas Stegemann hat festgestellt, dass das Dach seines Bungalows aus DDR-Zeiten undicht ist und repariert werden muss. Dennoch ist Dieter Seemann optimistisch, dass die frei stehenden Parzellen noch neue Nutzer finden werden. Schließlich könne sich seine Sparte sehen lassen.

Schautafeln zur Geschichte der Sparte

Schon seit einigen Monaten arbeiten die Vereinsfreunde auf das 100-jährige Jubiläum hin. So wurde die Vereinsgaststätte innen und außen auf Vordermann gebracht. Nach der Wende verlegte man die Stromleitungen, die bis dahin Freileitungen waren, unter die Erde. Und auch die Wasserleitungen wurden erneuert. Im Jahr 2005 verpachtete man drei Gärten an die „Bautzener Tafel“. Da diese aber jetzt ihre Gärten in einer anderen Sparte konzentriert hat, stehen sie wieder zur Verpachtung offen.

Am Wochenende wird nun das 100-jährige Jubiläum zünftig gefeiert. Wie Dieter Seemann sagt, war die „Morgensonne“ eine der ersten sieben Kleingartenanlagen, die sich im März 1919 in Bautzen zur Schrebergarten-Vereinigung zusammenschlossen. Denn in der schweren Nachkriegszeit war es gerade für die Frauen, deren Männer gefallen oder in Gefangenschaft waren, lebensnotwendig, sich mit selbst Angebautem zu versorgen. Die „Morgensonne“ hieß damals Sparte „Auritzer Weg“. Was sich in den letzten zehn Jahrzehnten alles so ereignet hat, finden die Besucher auf Schautafeln, deren Inhalt weitgehend der Chronik entspricht, die Schatzmeister Dieter Pukrop zusammengetragen hat.

Am Freitag beginnt das Festprogramm um 18 Uhr mit dem Bieranstich und der Band GrooveCover aus Coswig.

Am Sonnabend werden ab 14 Uhr verdiente Kleingärtner ausgezeichnet. Um 15 Uhr startet das Kinderfest. Um 19 Uhr tritt das Andrea-Berg-Double Andrea auf.