Von Anja Weber
Sebnitz. Ein rundes Jubiläum gibt immer Anlass zurückzublicken. Doch auf 100 Jahre? Der Sebnitzer Faschingsverein Buchberg hat in den letzten Wochen so einige alte Unterlagen zusammengetragen. Aus diesem Grund ist es auch möglich, einen Blick auf die Anfänge des Faschings in Sebnitz zu werfen. Vieles wurde mündlich überliefert und von Generation zu Generation weitergegeben. So ähnlich ist das auch mit den Fotos. Von früheren Umzügen gibt es noch eine Menge Bilder. Einige sind vergilbt und abgegriffen. Immer wieder wanderten sie durch verschiedene Hände. Vereinschef Bernd Leuner hat einige der Alben geöffnet, um einen Einblick in das närrische Treiben zu gewähren.
100 Jahre Faschingsverein
Angefangen hat alles damit, dass sich Anwohner vom Buchberg bei dem Leineweber Ernst Ellmer getroffen haben und stundenlang quatschten. Aus diesen Treffen wurde dann die erste Buchbergvereinigung. Immer sonntags trafen sich später die Familien, um zusammen zu singen und zu tanzen und um bei guter Laune den schweren Alltag zu vergessen. Zur Zeit von Kaiser Wilhelm, damals stand der Bergkeller noch nicht, traf man sich in Simons Haus, der Schänke des Buchberges. Der Besitzer der alten Schänke, ein Herr Peschke, auch „Gickli“ genannt, baute den heutigen Bergkeller. Es ist das Stammlokal des Faschingsvereins. Mit der Übernahme des Bergkellers durch Oswin Rasche wurde die erste Fastnacht in dem Lokal gefeiert. Die Idee dazu hatte Richard Ulbricht, sozusagen der Begründer der Sebnitzer Faschingstradition. Damals gab es aber noch keinen Umzug. Man traf sich in der engeren Nachbarschaft und feierte unter sich. Mit der Neugründung der Buchbergvereinigung gab es dann auch die ersten Faschingsumzüge in Sebnitz. Wie zu damaliger Zeit üblich, hatten solche Vereinigungen auch immer eine Fahne. Und die wollten auch die Buchbergler haben. Die Gastwirtsfrau Linna Rasche besorgte den Stoff dazu. Aus Geldmangel konnte die Fahne aber nicht, wie ursprünglich geplant, bestickt werden. Der Schriftzug wurde aufgemalt. Und noch heute wird die Fahne ganz vorneweg bei den Faschingsumzügen getragen. Auf der Fahne ist zu lesen:
„Das Bergrevier hier oben einst Mauseviertel hieß, doch jetzt hört man es loben und nennt es Paradies“.
Die historischen Unterlagen geben auch darüber Auskunft, dass es in früheren Jahren, so zum Beispiel 1954, noch einen zweiten Faschingsumzug vom Knöchel her gab. Dort waren es vor allem die Kinder, die sich verkleideten. Als Symbol für ihr Wohngebiet trugen sie immer einen großen Knochen vorneweg. Allerdings schlief die Tradition des Knöchel-Umzuges irgendwann ein.
Die Tradition der Buchbergler hat die Jahre überlebt. Und so werden sie in den nächsten Tagen ihren Bildern und Wagen für den Umzug den letzten Schliff verleihen. Damit dann pünktlich 14 Uhr am Faschingsdienstag der Umzug am Bergkeller starten kann. Wie jedes Jahr geht es anschließend durch die Innenstadt. Aus Anlass des Jubiläums soll der Umzug in diesem Jahr wieder ein Längerer werden. Zwölf Pferdegespanne und zehn andere Bilder gehören dazu, außerdem vier Musikkapellen.