Von Franz Herz
Schmiedeberg. Es ist eines der größten Bauwerke, die zurzeit im Osterzgebirge entstehen. Das Verrückte dabei ist: Man wird später kaum noch etwas davon sehen. Ein Riesenbetongebäude wächst derzeit im Pöbeltal bei Schmiedeberg in die Höhe. So imposant das Bauwerk jetzt ist, nächstes Jahr wird es unter dem Damm verschwinden, den die Bauleute dann darüber aufschütten. Der wird an seiner höchsten Stelle 28 Meter hoch.


Rund 65 Meter lang wird allein der Durchlass für die Autos durch den Hochwasserschutzdamm im Pöbeltal. Hier laufen zurzeit die Arbeiten auf Hochtouren. 24 Bauarbeiter sind jeden Tag auf der Baustelle. Sie flechten die Bewehrungseisen, montieren Schalungen und pumpen Beton hinein. Rund 1000 Tonnen Stahl sind hier bisher verbaut worden und 5 000 Tonnen Beton, informiert Ralph Flemmig. Er ist Bauüberwacher bei der Landestalsperrenverwaltung, die den Hochwasserschutzdamm baut.
Die Hälfte des Autodurchlasses ist bereits fertig. Hier trocknet derzeit der Beton aus. Die andere Hälfte ist in Arbeit. Die Eisenmonteure schweißen in der Hitze die Bewehrung zusammen. Nächste Woche soll der Beton kommen. Die Baufirma Jaeger und Jaeger aus Bernburg kommt flott voran. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Frank Hering. Der Bauingenieur ist bei der Landestalsperrenverwaltung für das Bauprojekt mit verantwortlich und erklärt die Baustelle.
Der Straßendurchlass ist nur ein Teil des großen Bauwerks, das hier am Pöbelbach entsteht. Daneben wird ein zweiter Tunnel entstehen mit Platz für den Bach und einer kleinen Stufe an beiden Ufern, damit hier Wildtiere den künftigen Damm durchqueren können. „Auch Fledermäuse können durch diesen Ökodurchlass fliegen“, sagt Hering. Neben dem künftigen Ökodurchlass liegen weiter zwei Stahlrohre mit 1,20 Meter Durchmesser. „Das wird der Betriebsauslass“, sagt Hering. Wenn sich bei einem künftigen Hochwasser die Fluten vor dem Damm stauen, können die Staumeister durch diese Röhren Wasser abgeben und steuern, dass der Damm nicht überläuft.
Technik neu für die Gegend
In Schmiedeberg setzt der Betrieb Oberes Elbtal der Landestalsperrenverwaltung zum ersten Mal die Technik mit dem Autodurchlass ein. Es wäre zu aufwendig gewesen, die Pöbeltalstraße umzuverlegen. Darum bleibt sie im Tal und führt durch den Damm. Wenn allerdings Hochwasser droht, wird sie gesperrt. Die Autos müssen Umwege über Ammelsdorf und Schönfeld fahren. Der Durchlass wird mit Schotten versperrt, und das Wasser staut sich auf.
Das bedeutet für Schmiedeberg, Dippoldiswalde und Freital einen Zeitgewinn. Wenn die Straße gesperrt wird, wissen die Menschen, dass ein Hochwasser kommt. Der Pöbelbach wird aber erst dann über die Ufer treten, wenn das Staubecken in Schmiedeberg gefüllt ist. Bei einem großen Hochwasser tritt dieser Fall zumindest einige Zeit später ein als ohne Becken. Bei einem kleinen Hochwasser läuft das Becken nicht über und der Pöbelbach bleibt in seinem Flussbett.
Immense Kosten
Insgesamt kostet das Rückhaltebecken 49 Millionen Euro und fasst 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist deutlich kleiner als das Becken in Lauenstein, welches rund fünf Millionen Kubikmeter fasst, und etwas größer als das in Glashütte mit 1,05 Millionen Kubikmeter.
Derzeit fließt der Pöbelbach in einem Rohr an der Baustelle vorbei. Frank Hering schaut in den Einlauf zu diesem Rohr. Wenige Liter Wasser plätschern derzeit hier vorbei. „Aber ich habe auch schon ganz andere Bilder gesehen“, sagt der Baufachmann. 2002 hat der Pöbelbach in Schmiedeberg vergleichbare Verwüstungen angerichtet wie die Rote Weißeritz. Das sollte nicht mehr passieren, wenn im kommenden Jahr der Schutzdamm fertiggestellt ist.