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Blasewitz baut aufs Bürgertum

Im Jahr 1893 wurde die Heilig-Geist-Kirche eingeweiht - bezahlt von den Einwohnern des Ortes. 125 Jahre später legten sie zum Jubiläum für die Renovierung zusammen.

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© René Meinig

Von Niklas Hartwich

In Blasewitz wurden 1893 zwei bedeutende Bauwerke fertiggestellt. Im Juli hatte bereits das Blaue Wunder 125. Jubiläum. Aus gleichem Anlass feiert an diesem Sonntag die Heilig-Geist-Kirche an der Berggartenstraße. An den nicht einfachen Weg wird um 10 Uhr Oberlandeskirchenrat Peter Meis in der Predigt erinnern. Die Musik wird aber nicht zu kurz kommen, so wird mit festlicher Kirchenmusik begleitet. Zum Beispiel spielt der 99-jährige Bläserchor der Versöhnungskirche.

Das ist allerdings nur der erste Teil. Weiter wird es im gerade renovierten Gemeindehaus gehen. Dieses wurde genauso wie die Kirche von dem Architekten Karl Emil Scherz geplant. Der in Loschwitz Geborene konstruierte viele kleine und größere Bauten in Blasewitz. Die von 1890 bis 1891 entworfene Kirche war sein erstes bedeutendes Gebäude gewesen, mit gerade einmal 27 Jahren, erzählt Pfarrer und Kirchenhistoriker Hans-Peter Hasse. Der damals noch selbstständige Ort Blasewitz war von der Kreuzkirche abhängig. Doch der Ort wuchs auf über 4 000 Einwohner. So wünschten sie sich auch eine eigene Kirche.

Neun Standorte wurden damals vor allem in der Zeitung diskutiert. Am 31. August 1891 kam es dann zum ersten Spatenstich. Der Unternehmer Oskar Bernhard Richter (1823–1905) unterstützte als der „Mann mit dem goldenen Herzen“ die Kirche von Beginn an. So kaufte er nicht nur zwei Grundstücke, sondern finanzierte auch die Kanzlei, Hochzeitsstühle, die Taufschale und noch einiges mehr. Die Kirche wurde damals von dem Geld der Bürger bezahlt. Jetzt haben die zurzeit 4 800 Kirchenmitglieder die Renovierung des Gemeindehauses für über zwei Millionen Euro unterstützt. Beim Fest wird von Blasewitzer Urgesteinen und auch Hinzugezogenen über Höhen und Tiefen der Kirche berichtet. Auch die Kinder kommen nicht zu kurz. 12.30 Uhr gibt es die Möglichkeit, die Kirche mit Spielen zu entdecken, zu basteln oder ein Puppenspiel zu bestaunen.

Schließlich hat die Kirche in 125 Jahren einiges überdauert. Zum Beispiel die Weltkriege, bei denen sie ausgeraubt, gleichgeschaltet und zum Teil zerstört wurde. Vor allem das Dach und viele der filigran gestalten Fenster wurden beschädigt.

Pfarrer Hans-Peter Hasse sieht das Jubiläum auch als Motor. Er will es nutzen, um die Kirche noch mehr für die Gemeinde zu öffnen. „Wir möchten wieder eine Brücke in den Stadtteil bauen“, so Hasse.