Bautzen
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13 machen mit beim ersten „Tag der Via Sacra“

Mehr Menschen sollen für die Kulturroute begeistert werden. Dafür gibt es weitere Pläne.

Von Irmela Hennig
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Rund 23 000 Menschen besuchen jedes Jahr das Heilige Grab in Görlitz.
Rund 23 000 Menschen besuchen jedes Jahr das Heilige Grab in Görlitz. © www.wolfgang-wittchen.de

Bautzen. Eine Gruppe Pilger betritt das Foyer. Männer und Frauen aus Süddeutschland – das ist schnell zu hören. Jakobsmuscheln baumeln an ihren Rucksäcken. Sie sind gerade aufgebrochen, wollen ein Stück auf dem Jakobsweg entlangwandern. „Wir fahren heute aber auch mal Bus“, räumt eine Mitreisende ein. Sonst wäre das nicht zu schaffen gewesen: Morgens ein Besuch im Heilgen Grab in Görlitz und dann weiter zu den Zittauer Fastentüchern.

Das Heilige Grab, der Nachbau der angeblichen Grabstätte von Jesus Christus in Jerusalem, zieht rund 23 000 Besucher jährlich an, wie Janet Conrad sagt. Sie ist die Geschäftsführerin der Evangelischen Kulturstiftung Görlitz, die das Heilige Grab, die Nikolaikirche und den dazugehörenden Friedhof betreut. Zusammen mit der Peter-Pauls-Kirche gehören die Objekte zur touristischen Route „Via Sacra“. Letztes Jahr hatte die Stiftung darüber nachgedacht, das Netzwerk zu verlassen. Hintergrund waren strukturelle Veränderungen. Lange wurden die kirchlichen und kulturellen Stationen in Böhmen, Niederschlesien und der Oberlausitz zentral über die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) betreut und vermarktet. Mitglieder zahlten jährlich einen Beitrag von 150 Euro. Es flossen Fördermittel. Diese Einnahmen liefen aber aus. Die Netzwerk-Partner gründeten daraufhin je einen Verein in Polen, Tschechien und Sachsen. Außerdem sollten alle Oberlausitzer Mitglieder, darunter das Heilige Grab, der Bautzener Petridom oder die Kamenzer Klosterkirche, nun 500 Euro pro Jahr an Beitrag geben.

Auch in den Nachbarländern stiegen die Mitgliedsgebühren. Die Friedenskirche im polnischen Jawor stieg aus. Die Kirchgemeinden des Bautzener Doms entschieden aus finanziellen Gründen, dem neuen Verein nicht beizutreten. „Damit sind sie wohl ausgeschieden“, bedauert Vereinsvorsitzender Peter Knüvener, der die Städtischen Museen Zittau leitet. Die Evangelische Kulturstiftung Görlitz wollte zunächst aus formalen Gründen nicht mitmachen. Doch das habe sich geändert. „Sie sind jetzt sehr aktiv“, freut sich Peter Knüvener. Zum Beispiel beim neuen „Tag der Via Sacra“. Der findet am 22. September erstmals statt und solle zur Tradition werden. „Wir wollen die Route bekannter machen“, so Knüvener.

Kinderkirchenführungen in Cunewalde

Im Heiligen Grab gibt es zu diesem Anlass Führungen, eine Lesung mit der gebürtigen Görlitzer Autorin Eva Mutscher, die im nördlich von Görlitz gelegenen Zodel lebt. Sie wird „Mutmachergeschichten“ vortragen. Darin gehe es um Menschen, die Herausforderungen auf fantasievolle Weise meistern. Zu einer Serenade mit Bläsermusik des „Kleinen Chores“ mit Mitgliedern aus verschiedenen Kirchen und zu einer Mittagsrast ist der Eintritt jeweils frei. Insgesamt beteiligen sich elf Stationen und zwei weitere Partner am ersten Via-Sacra-Tag. Die Dorfkirche Cunewalde wird zum Beispiel Kinderkirchenführungen anbieten. Um 9.30 Uhr gibt es einen Gottesdienst und um 16.30 Uhr ein kleines Orgelkonzert. In der Kamenzer Klosterkirche werden ebenfalls Führungen organisiert. Fördermittel für diesen Tag kommen von der Europäischen Union über die Euroregion Neiße. Janet Conrad aus Görlitz hofft, dass durch den Via-Sacra-Tag auch mehr Menschen aus der Oberlausitz auf die Route und ihre Stationen aufmerksam werden. Momentan sind es 19, den Bautzener Dom schon nicht mehr mitgezählt.

Mit Blick auf die Vermarktung profitiere das bekannt Heilige Grab durchaus vom Netzwerk. Das hat Janet Conrad auf der Buchmesse in Leipzig festgestellt. Dort hat sich das Netzwerk zusammen mit der MGO vorgestellt. „Wir haben Material verteilt und es wurde deutlich: Die Leute wollen ein Paket. Prospekte zur Route mit den vielen Stationen waren leicht weiterzugeben. Bei den Flyern zu einzelnen Orten war es schwieriger“, so Conrad.

Mehr Rad- und Wanderwege

Pfarrer Friedemann Wenzel von der Dorfkirche Cunewalde ist nicht sicher, welchen Effekt die Via Sacra für das Gotteshaus bringt. Man habe in der letzten Saison eine Erhebung über Zettel-Befragungen gemacht. Die habe kein eindeutiges Ergebnis gebracht. Es wurde klar, die größte Dorfkirche Deutschlands sei grundsätzlich vielen bekannt. Janet Conrad aus Görlitz sieht als Aufgaben für die kommende Zeit mehr Einheitlichkeit in der Gestaltung von Werbematerial. Außerdem müssten sinnvolle Wege beschrieben werden für Wanderer und Radfahrer, um Stationen zu verbinden. Sie kann sich einen stärkeren Fokus aufs Thema „Pilgern“ vorstellen. Auch Peter Knüvener hält die bessere Vernetzung über Rad- und Wanderwege für wichtig. Er verweist zudem auf ein Projekt, das anlaufe. Darüber sollen Stationen mit modernen Medien ausgestattet werden.

Weitere Partner sollen hinzukommen

Zudem könnte die Wanderausstellung zur „Via Sacra“ weiterentwickelt werden. Momentan informiere die zwar über alle Stationen. Der Schwerpunkt liege aber auf den Fastentüchern. Allerdings denke man in Oybin darüber nach, zusätzliche Aufsteller zur Burg- und Klosteranlage zu finanzieren. Weitere Partner können hinzukommen. Sie müssen das aber selbst bezahlen. Dass die Wanderschau Besucher bringt, hat Knüvener erst erlebt. Nach einer Präsentation im baden-württembergischen Reutlingen sei eine Reisegruppe eigens in die Region gekommen. Momentan stehe die Ausstellung in Prag. Im Herbst komme sie nach Kamenz. „Wir freuen uns, wenn sich Einrichtungen melden, die sie zeigen wollen“, so Knüvener.

Der erste „Tag der Via Sacra“ findet am 22. September, 9.30 bis 18 Uhr, statt. Die einzelnen Stationen haben aber unterschiedliche Veranstaltungszeiten: www.viasacra.de

© SZ/Grafik