Dresden ist bunt, tolerant und weltoffen. Diese Botschaft haben am Montagabend 22 000 Dresdner und ihre Gäste in die Welt gesandt. Mit einem Bürgerfest, prominenten Künstlern, Musik und Tanz wollten sie ein anderes Bild der Stadt zeichnen als das der Montagsdemonstrationen der islamkritischen Pegida-Bewegung. Aufgerufen hatte das Bündnis „Offen und bunt – Dresden für alle“.
Bilder vom Montagabend in Dresden
Dresden in bunt
Wegen des Festes hatten die Pegida-Organisatoren ihre Kundgebung von Montag auf Sonntag vorverlegt. „Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen“, hieß es in einer Mitteilung. Einige wenige Pegida-Anhänger versuchten, die Veranstaltung mit laustarken „Wir sind das Volk“-Rufen zu stören. Doch das verpuffte weitgehend im vielstimmigen Pfeifkonzert.
Auf dem Dresdner Neumarkt vor der Frauenkirche spielten Herbert Grönemeyer, Silly, Keimzeit, Sarah Connor und viele andere. Nachdem der Platz völlig überfüllt war, mussten die Organisatoren die Besucher zum Theaterplatz umleiten, wo man auf einer Leinwand das Konzert auf dem Neumarkt live verfolgen konnte. Herbert Grönemeyer zeigte Verständnis für die Politikverdrossenheit vieler Bürger. Er warnte zugleich aber davor, den Islam zum Feindbild zu erklären. „Das geht gar nicht. Das ist auch völlig undemokratisch“, sagte der 58-jährige Musiker.
Pegida hatte behauptet, dass für das Bürgerfest Steuergelder in sechsstelliger Höhe ausgegeben würden. Die Initiatoren, gestützt vom Verein „Dresden Place to be“, erklärten hingegen, der Verein komme komplett für die Kosten des Konzertes auf, hoffe aber auch auf weitere Spenden. Alle Musiker hätten zudem auf ihre Gagen verzichtet.
Mehrere Firmen, die schon beim Kirchentag in Dresden dabei waren, unterstützten die Organisatoren. Mitarbeiter des Dresdner Staatsschauspiels übernahmen die Dramaturgie für das Konzert und die Videobotschaften von Menschen, die Dresden nicht der Intoleranz und Stimmungsmache von Pegida überlassen wollen.
In Leipzig demonstrierten gestern nach Polizeiangaben rund 2 000 Menschen für Vielfalt und eine weltoffene Stadt. Sie folgten einem Aufruf der Initiative „Willkommen in Leipzig“, die sich gegen die Islamkritik und Fremdenfeindlichkeit des Legida-Bündnisses wendet. Legida hatte seinen geplanten Aufzug in Leipzig von Mittwoch auf Freitag verlegt. Auch in anderen Städten sahen sich Pegida-Anhänger mit größeren Gegenkundgebungen konfrontiert. In Frankfurt (Main) verhinderten etwa 3 000 Demonstranten einen Pegida-Schweigemarsch mit rund 70 Teilnehmern. In Bremen versammelten sich 7 000 Menschen, um Zeichen für eine bunte und tolerante Stadt zu setzen. (SZ)