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450 Markierungen für Kletterer zerstört

Überall im Elbsandsteingebirge werden die kleinen Wegweiser abgekratzt. Der Nationalpark ist ratlos – und will jetzt handeln.

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Vorher und nachher: Die Markierungen der Kletterwege sind weggekratzt, die Rinde des Baums wurde dabei großflächig beschädigt.
Vorher und nachher: Die Markierungen der Kletterwege sind weggekratzt, die Rinde des Baums wurde dabei großflächig beschädigt. © Fotos: Nationalpark

Kletterer und Naturschützer in der Sächsischen Schweiz sind in Aufruhr: In den vergangenen Monaten sind über 450 Markierungen von Zugangswegen zu Kletterfelsen entfernt worden. Wer die kleinen schwarzen Pfeile abkratzt und übermalt, ist bisher genau so rätselhaft wie die Motivation des oder der Unbekannten.

„Verletzte Baumrinden, abgehackte Felsoberflächen oder schwarze Lackfarbe sind deutliche Spuren einer Einzelperson oder einer Gruppe, für die dieses Wegeleitsystem womöglich ein rotes Tuch darstellt“, sagt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr. „Die kriminelle Energie scheint hoch zu sein, denn zur Vollendung dieses zerstörerischen Werkes gehören gute Gebietskenntnisse und mehrere Wochen heimliche Arbeit.“ Die Nationalparkverwaltung hat Anzeige gegen unbekannt erstattet und bittet Kletterer und Wanderer jetzt um Hinweise zu den Tätern.

„Die kreisrunden, zehn Zentimeter großen weißen Wegmarkierungen mit schwarzem Pfeil sind von unschätzbarem Wert und haben sich aufgrund ihrer zurückhaltenden Einfachheit und Klarheit inzwischen fast weltweit in Klettergebieten durchgesetzt“, erläutert der Nationalparksprecher. Die aus Tschechien übernommenen Zeichen weisen den Kletterern in der Sächsischen Schweiz bereits seit den 1980er-Jahren flächendeckend den Weg zu Kletterfelsen. Wanderer ohne Gebietskenntnis werden hingegen dank der Markierungen nicht irrtümlich auf Pfade gelenkt, die meist als Sackgassen an den Felsen enden.

Die Nationalparkverwaltung hat nach ihrer Gründung dieses Markierungssystem offiziell übernommen. „Für den Naturschutz sind klare Wegeregelungen wichtig, damit beim Anmarsch zu den Klettergipfeln keine zusätzlichen Trampelpfade entstehen“, so Hanspeter Mayr weiter.

Frank-Rainer Richter, der in der Nationalparkverwaltung für die Markierungen der Kletterwege zuständig ist und die Arbeiten koordiniert, betont die Bedeutung der kleinen schwarzen Pfeile für den Naturschutz. „Kletterer, die auf den abgestimmten Zugangswegen unterwegs sind, beunruhigen nicht den Lebensraum von boden- und felsbrütenden Vogelarten und zertreten keine Zwergstrauchheiden auf den Felsriffen. Sie werden für die Wildtiere berechenbarer, weil sie nicht quer durchs Unterholz laufen.“

Besonders ärgerlich ist das Wegkratzen der Markierungen für die zwölf ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB). Über 850 Arbeitsstunden haben sie nach Angaben des SBB allein 2018 – koordiniert durch die Nationalparkverwaltung – für das Aktualisieren der Markierungen geopfert. „Die Geschichte ist für unsere Bergsportfreunde ziemlich deprimierend. Vor allem, weil wir nicht wissen, warum diese mutwillige Zerstörung erfolgt und ob sie weiter anhält“, erklärt Alexander Nareike, Erster Vorsitzender des SBB. „Manchmal mussten unsere Vereinsmitglieder bereits nach wenigen Tagen feststellen, dass frische Zeichen erneut abgekratzt wurden.“

Die Nationalparkverwaltung ruft nun gemeinsam mit dem SBB alle Klettersportler, Wanderer und Naturliebhaber in der Sächsischen Schweiz auf, Aktivitäten im Zusammenhang mit der mutwilligen Zerstörung von Markierungen an die zuständigen Behörden zu melden. (SZ/ce)