Von Tina Soltysiak
Döbeln. Zwei Mal hat es laut geknallt, dann splitterte die Heckscheibe. Teile einer Palette und eines Motors krachten auf den schwarzen Mercedes von Gert Vierhufe. „Ich stand gerade an der roten Ampel auf der B 169 unterhalb der Autobahnbrücke an der Anschlussstelle Döbeln-Nord“, erzählte er. Er habe sich umgesehen. Links und rechts konnte er kein Fahrzeug ausmachen, das Ladung verloren hat. Dann dämmerte es ihm: Die Teile kamen buchstäblich aus heiterem Himmel, sind von der Autobahnbrücke hinabgestürzt. Dort hatte sich zur selben Zeit ein schwerer Unfall ereignet.
Fotos vom Unfall auf der A14
Ein polnischer Transporter und ein silberfarbener Mercedes aus der Türkei waren auf der Autobahn 14 in Richtung Leipzig unterwegs. Kurz nach der Auffahrt Döbeln-Nord streiften sich die beiden Wagen gegen 6.50 Uhr. Die Fahrer verloren die Kontrolle. „Sie fuhren in die linke beziehungsweise rechte Leitplanke, drehten sich und standen quer auf der Straße“, schilderte Uwe Voigt, Sprecher der Polizeidirektion Leipzig, das Szenario.
Zwei schwer verletzte Kinder
Die Autobahn musste daraufhin voll gesperrt werden. Der polnische Fahrer des Transporters wurde leicht verletzt. Im Auto befanden sich insgesamt fünf Insassen: drei Erwachsene und zwei Kinder. „Die Kinder wurden schwer verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Die drei Erwachsenen wurden leicht verletzt und ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht“, so Voigt.
Durch die Wucht des Aufpralls verlor der Transporter Teile seiner Ladung. Es handelte sich dabei um Lüftungsgebläseteile. Eines davon wurde über die Leitplanke der Brücke hinausgeschleudert und landete auf der Bundesstraße.
Gert Vierhufe hat Glück im Unglück gehabt. Laut Polizei wiegt ein Teil zwischen 80 und 100 Kilogramm. „Ich war auf dem Weg zur Arbeit und deshalb allein unterwegs. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn mein Enkel auf dem Rücksitz gesessen hätte“, sagte Vierhufe. Außer der Heckscheibe und Heckklappe sind auch der linke Kotflügel und die Tür auf derselben Seite kaputt. „Ich habe das Auto nach Rücksprache mit der Polizei noch nach Döbeln in die Werkstatt fahren können. Mittlerweile steht es in Oschatz und ein Gutachter schaut sich die Karosserie an“, erzählte Vierhufe. Der Wagen sei gerade einmal anderthalb Jahre alt und seit vier Monaten in seinem Besitz. Wie hoch der entstandene Schaden ist, wisse er noch nicht. Er geht davon aus, dass die Kosten die Versicherung des Unfallverursachers übernimmt. „Das Autohaus kümmert sich um alles und finanziert alles vor. Der Rechtsanwalt hat mich darauf hingewiesen, dass sich die Schadensregulierung aber hinziehen kann, weil die Verursacher aus dem Ausland stammen“, sagte er.
Gert Vierhufe ist trotz allem guter Dinge. „Ich bin einfach froh, dass ich unverletzt bin und es bei Blechschaden geblieben ist. Die Unfallbeteiligten auf der Autobahn oben hat es viel schlimmer getroffen. Das sah echt übel aus“, sagte er.
Polizeisprecher Uwe Voigt zufolge ist die Ursache für die Kollision auf der Autobahn noch nicht bekannt. Am Unfallort waren Polizeibeamte des Unfalldienstes, Revierkräfte aus Döbeln, Rettungskräfte, Notärzte, Feuerwehr, ein Havariekommissar und Mitarbeiter der Dekra. Über die Höhe des Sachschadens liegen noch keine Erkenntnisse vor.
Thomas Harnisch, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Döbeln, sagte, dass die Alarmierung um 6.56 Uhr erfolgte. „Um 7 sind wir ausgerückt. Acht Kameraden waren mit zwei Fahrzeugen im Einsatz“, sagte er. Bei ihrem Eintreffen seien die Insassen bereits aus den Fahrzeugen befreit gewesen. „Wir haben bei der Betreuung geholfen und uns um die auslaufenden Betriebsstoffe gekümmert“, so Harnisch. Nach etwa einer Stunde hätten sie den Unfallort verlassen können.
15 Kilometer Rückstau
Bis zum Mittag war die Autobahn in Richtung Leipzig gesperrt. Währenddessen herrschte in und um Döbeln Chaos. Die Polizei regelte auf der B 169 den Verkehr und lotste zudem die Fahrzeuge von der Autobahn. Die suchten sich den Weg nach Leisnig als nächstgelegene freie Auffahrt in Richtung Leipzig. Der Rückstau auf der Autobahn selbst reichte teilweise zum Autobahndreieck Nossen. Auf etwa 15 Kilometer Länge reihte sich die Blechkolonne.
Zahlreiche Kraftfahrer verließen an der Anschlussstelle Döbeln-Ost die Autobahn, um ebenfalls in Richtung Leisnig zu fahren. Deshalb ging es auf der Bundesstraße 175 ebenfalls nur sehr schleppend voran. Die Polizei hatte Ortskundige gebeten, die Unglücksstellen weiträumig zu umfahren.