Merken

90 Jahre Gold und Silber

In guten und in schweren Jahren haben die Goldschmiede der Familie Voigt viele Görlitzer mit Schmuck versorgt.

Teilen
Folgen

Von Daniela Pfeiffer

Ines Schulze-Voigt hat keine Angst vor dem Internet. Eigentlich müsste sie. Ist doch das weltweite Netz einer der größten Feinde von kleinen, inhabergeführten Läden wie dem ihren. Aber die 50-Jährige vertraut auf das, was sie macht. Nämlich Schmuck herstellen und reparieren. Sie vertraut auf ihr solides Handwerk und darauf, dass die Kunden schon wissen, was sie wollen: preisgünstig im Internet? Dafür aber meist ohne jeden Service. Oder gute Beratung und Handwerk vor Ort? Wo der Ring auch nach dem dritten, vierten Mal noch mal umgetauscht werden kann, wenn er nicht passt.

Drei Voigt-Generationen: Karl Voigt in seinem Büro (links), Sohn Lothar Voigt mit seiner Frau Johanna (Mitte) und schließlich Enkelin Ines-Schulze Voigt mit ihrem Mann Ralf Schulze, der die Niederlassung in Bautzen leitet. Fotos: privat
Drei Voigt-Generationen: Karl Voigt in seinem Büro (links), Sohn Lothar Voigt mit seiner Frau Johanna (Mitte) und schließlich Enkelin Ines-Schulze Voigt mit ihrem Mann Ralf Schulze, der die Niederlassung in Bautzen leitet. Fotos: privat
Drei Voigt-Generationen: Karl Voigt in seinem Büro (links), Sohn Lothar Voigt mit seiner Frau Johanna (Mitte) und schließlich Enkelin Ines-Schulze Voigt mit ihrem Mann Ralf Schulze, der die Niederlassung in Bautzen leitet. Fotos: privat
Drei Voigt-Generationen: Karl Voigt in seinem Büro (links), Sohn Lothar Voigt mit seiner Frau Johanna (Mitte) und schließlich Enkelin Ines-Schulze Voigt mit ihrem Mann Ralf Schulze, der die Niederlassung in Bautzen leitet. Fotos: privat © nikolaischmidt.de
Spezialität Trauringe: Ines Schulze-Voigt zeigt einige in ihrem Schmuckgeschäft auf der Berliner Straße. Neben den Ringen für Brautpaare gibt es natürlich auch anderen Schmuck oder Uhren. Zudem fertigt die Goldschmiedin Gutachten an, zum Beispiel für Geri
Spezialität Trauringe: Ines Schulze-Voigt zeigt einige in ihrem Schmuckgeschäft auf der Berliner Straße. Neben den Ringen für Brautpaare gibt es natürlich auch anderen Schmuck oder Uhren. Zudem fertigt die Goldschmiedin Gutachten an, zum Beispiel für Geri © nikolaischmidt.de

Dass Juwelier Voigt eine zuverlässige Adresse ist, wenn es um Schmuck geht, wissen die Görlitzer schon ewig. Wie sonst hätte die Schmuckmanufaktur 90 Jahre alt werden können. In guten wie in schlechten Zeiten hat sie sich gehalten. Ines Schulze-Voigts Großvater Karl Voigt gründete 1927 den Familienbetrieb, nachdem er die Firma Schmidt auf der Breite Straße übernommen hatte. Als schon bald die Kriegsjahre kamen und keiner Geld oder Lust auf neuen Schmuck hatte, weil etwas zu Essen einfach wichtiger war, hielt man sich mit dem Anfertigen von Besteck über Wasser.

Sein Sohn Lothar Voigt, Ines Schulze-Voigts Vater, hatte seine schweren Zeiten in der DDR, als er sich nur mühsam der Verstaatlichung seines Betriebes entziehen konnte. Dagegen ist das Problem der Internet-Konkurrenz für die heutige Inhaberin des Schmuckgeschäfts eher unbedeutend. Nicht so fehlender Nachwuchs. „Überall werden händerringend Goldschmiede gesucht“, sagt sie. Selbst in jungen Jahren schon Goldschmiedemeisterin geworden, glaubt sie fest daran, dass ihr Beruf eine Zukunft hat. Auch wenn die beiden eigenen Söhne heute studieren und nicht in die Fußstapfen der Eltern treten, gibt es potenziellen Nachwuchs: Zum ersten Mal bildet Ines Schulze-Voigt einen Lehrling aus. Eine junge Frau, die im September anfängt. „Wenn sie die Ausbildung gut macht und einen Meisterlehrgang anschließt, hat sie gute Chancen in dem Beruf.“

Ines Schulze-Voigts eigener Start ins Berufsleben liegt lange zurück. Seit 27 Jahren ist sie bereits selbstständig. Gelernt hat sie beim Vater, als der noch die Werkstatt in einem Hinterhaus auf dem Wilhelmsplatz hatte. Dann zog sie nach Berlin, übernahm dort das erste eigene Geschäfte, während die Eltern in Görlitz nach der Wende auch nicht mehr nur von der Werkstatt leben konnten und auf der Hospitalstraße ein Geschäft eröffneten. Wenn sie mal Urlaub machten, kam die Tochter aus Berlin, um sie zu vertreten. 1998 ging es schließlich ganz zurück in die Heimat. Auf der Berliner Straße 15 eröffnete sie im Januar 1999 das heutige Geschäft mit Werkstatt in den Hinterräumen. Ein Jahr später folgte eine Filiale im Bautzener Kornmarktcenter, die ihr Mann führt.

Hatten die beiden Generationen vor Ines Schulze-Voigt ausschließlich auf Gold und Silber gesetzt, führte sie darüber hinaus jetzt auch Schmuckmarken und vor allem Uhren ein. „Die wurden nachgefragt und die hatte hier noch niemand“, sagt die Geschäftsfrau. Schmuck blieb aber immer das Hauptgeschäft – mit dem Spezialgebiet Trauringe. Eine Riesenauswahl haben Brautleute, wenn sie ins Geschäft kommen. Dazu gibt’s eine ausführliche Beratung. „Da baut man schon auch eine Beziehung zum Brautpaar auf. Hinterher bekommen wir oft Dankeskarten“, sagt Ines Schulze-Voigt. Sie selbst hat neben Verkauf und Werkstatt noch ein drittes Aufgabenfeld: Gutachten. Es werde ja viel Schindluder getrieben mit Schmuck, oft fallen die Leute auf Fälschungen hinein, zahlen bei weitem zu viel Geld. „Ich habe inzwischen dicke Ordner von meiner Arbeit als Schmucksachverständige“, sagt sie.

Das sei eher ein Hobby von ihr, was sie zusätzlich noch mache und vor allem gern. Denn an Langeweile mangelt es nicht. Wenn auch der Schmuckverkauf nicht mehr ganz so floriert wie früher – Schmuck habe heute nicht mehr so die Lobby, sagt Ines-Schulze-Voigt – so ist doch zumindest die Werkstatt stets rappelvoll. Hier wird für insgesamt zehn Auftragnehmer aus mehreren Bundesländern repariert. Die meisten von ihnen hat das Ehepaar Voigt auf Messen kennen gelernt.

Zum 90-jährigen Jubiläum, das schon mit Geschäftspartnern gefeiert wurde, wollen Voigts nun auch den Kunden Danke sagen. „Da haben wir ja doch noch sehr viele Stammkunden, oft werden immer noch Grüße an meine Eltern bestellt.“ Für alle gibt es nun ab Sonnabend eine Woche lang 19 Prozent Rabatt auf jegliche Lagerware.