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Ab Montag wird im Staatswald aufgeräumt

Etwa 8 000 mittelstarke Bäume hat „Friederike“ im Klosterbucher Forst zur Strecke gebracht. Jetzt ist Tempo angesagt.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Hartha/Leisnig. Wie Mikadostäbchen verstreut liegen Bäume kleinen und größeren Umfangs auf dem Staupenberg zwischen Westewitz und Wendishain. „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, gibt Ronald Köllner zu. Er leitet das Revier Klosterbuch/Thümmlitz. Der Staatswaldbereich Klosterbuch erstreckt auf 650 Hektar Fläche beidseits der Mulde zwischen Westewitz und Leisnig. Dort hat sich Köllner in den vergangenen Tagen die Schäden nach „Friederike“ angeschaut und aufgelistet.

Unterm Strich hat der Orkan in diesem Gebiet etwa 8 000 mittelstarke Bäume zu Fall gebracht. Das sind zehn Mal mehr als bei Sturm „Herwart“ im Oktober vergangenen Jahres. Im Revier Thümmlitz sieht es noch etwas schlimmer aus. Dort sind dem Orkan ungefähr 20 000 Bäume zum Opfer gefallen.

Was das an wirtschaftlichem Schaden bedeutet, „das können wir erst voraussichtlich in ein oder zwei Jahren sagen“, vermutet Ronald Köllner. Wichtige Positionen für diese Rechnung werden sich in den nächsten Monaten auch erst ergeben: die Kosten fürs Aufräumen und welchen Erlös das Holz beim Verkauf noch einbringt.

Die Qualität des Holzes ist ein Punkt, weshalb die Bäume jetzt möglichst schnell aus den Wäldern geräumt werden sollen. Wie bei regulären Fällungen, so erklärt der Revierförster, will der Staatsforst auch die vom Orkan zur Strecke gebrachten Baumstämme an Großabnehmer verkaufen. Daraus wird für gewöhnlich Bretterware. In „normalen“ Jahren werden im Klosterbucher Forst planmäßig um die 2 500 bis 3 000 Bäume geschlagen.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Doch nicht nur der Qualität, sondern auch des Borkenkäfers wegen treten die Waldarbeiter jetzt in einen Wettlauf gegen die Zeit. Die umgestürzten Bäume wären im wahrsten Wortsinn ein „gefundenes Fressen für den Schädling“, wie der Chef des Klosterbucher Reviers bemerkt. „Wenn das Sturmholz nicht zügig aus den Waldbeständen kommt, ist bei dem Potenzial an liegendem und kränkelndem Holz ab etwa April eine Massenvermehrung von Borkenkäfern programmiert“, so Köllner. Die Schädlinge würden dann auf das gesunde Holz übergreifen und dieses zum Absterben bringen. „So kämen wir von einer Katastrophe in die nächste.“ Erst 2003, in dem Trockenjahr nach der Flut, hatte der Borkenkäfer regional Schäden angerichtet.

„Am Montag beginnen wir – auch bei Nässe – im Waldgebiet Eichberg bei Leisnig mit der Aufarbeitung des Sturmholzes“, kündigt der Revierförster an. Er weist darauf hin, dass dabei schwere Harvester, so heißen sogenannte Holzvollernter, sowie große Rückezüge eingesetzt werden müssen. Allein mit Sägen sei dem Gewirr an Bäumen, die sich teilweise auch ineinander verhakt haben, nicht beizukommen. „Waldbesucher bitten wir, sich von den Arbeitsbereichen fernzuhalten und Absperrungen zu beachten. Es besteht Lebensgefahr“, so der Revierleiter. Deutschlandweit sei es schon zu schweren Unfällen beim Beräumen gekommen.

Über die Waldwege werden die Baumstämme zu den Polterplätzen transportiert. Dass die Wege dabei Schaden nehmen und dies Ärger bei Wanderern hervorrufen kann, ist den Sachsenforst-Mitarbeitern klar. Köllner stellt eine anschließende Reparatur in Aussicht und erinnert daran, dass die genutzten Wege für die Waldbewirtschaftung angelegt sind.

Keine neuen Nadelbäume

Bis zum Frühsommer soll die Beräumung der einzelnen Waldflächen abgeschlossen sein. Irgendwann wird der Sachsenforst die größeren freien Flächen wieder aufforsten – mit Eichen, Buchen, Linden und Hainbuchen beispielsweise. Das sind Bäume, erklärt Köllner, „die in unseren Regionen zur natürlichen Waldgemeinschaft gehören“. Nadelbäume zählen nicht dazu. Kiefer, Fichte und Lärche sind es in der Mehrzahl auch gewesen, die „Friederike“ umgeworfen hat. Stellenweise sind aber auch Laubbäume darunter, weil sie krank waren oder einfach mitgerissen worden sind. „Die umgestürzten Laubbäume bleiben im Wald liegen. Sie sind für den Borkenkäfer uninteressant und stellen als Totholz ein wichtiges Bindeglied im ökologischen Kreislauf des Waldes dar“, so der Forstfachmann.

Wie er berichtet, sind alle Hauptwaldwege nach dem Orkan inzwischen freigeschnitten und können wieder genutzt werden. „Aber mit gebotener Vorsicht“, sagt der Revierförster. Immerhin stünden an den Wegen noch eine Reihe Schadbäume. „Außerhalb der Wege sollte der Wald gar nicht betreten werden“, appelliert Ronald Köllner. Er begründet das mit einem erheblichen und für den Laien kaum abschätzbaren Gefahrenpotenzial. Wegen der aktuellen Lage im Staatswald hat Ronald Köllner in diesem Winter auch seine traditionelle Wanderung mit Naturliebhabern abgesagt. „Ich kann nicht warnen und dann selbst mit einer Gruppe durch den Wald laufen“, so der Revierförster.