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Abrisspläne fürs Ernst-Grube-Stadion

Die Stadt will den Traditionsplatz nicht sanieren. Das Geld spielt bei dieser Entscheidung nicht die Hauptrolle.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Der Anstrich der Tribüne ist verblichen. Die Kassenhäuschen sind verwaist. Teile der Regenrohre verschwunden. Das Ernst-Grube-Stadion bietet einen traurigen Anblick. Einen gepflegten Eindruck macht lediglich der Rasen, auf dem Nachwuchs-Mannschaften trainieren. Doch wie lange noch? Die Frage stellte sich im Kulturausschuss, als über die Vergabe der Reinigungsleistungen für das Stadion debattiert wurde – die 25 000 Euro im Jahr kosten.

Bei der Diskussion wurde eins klar: Das traditionsreiche Ernst-Grube-Stadion hat aus Sicht der Stadtverwaltung keine Zukunft. „Das Stadion wieder zu beleben, ergibt keinen Sinn“, sagt Baubürgermeister Tilo Lindner. Denn ein Wettkampfbetrieb wäre dort ganz einfach nicht mehr zulässig – schon allein wegen der Lärmbelastung für die angrenzende Wohnbebauung. Vor gut 60 Jahren hätten andere Regeln gegolten, da habe man vor allem daran gedacht, ein Stadion in Bahnhofsnähe zu bauen. „Die Genehmigungen von damals sind aber längst erloschen“, sagt Tilo Lindner. Dennoch habe man geprüft, ob man für eine Sanierung etwa Fluthilfemittel hätte umlenken können, die für den Sportplatz Göhlis zur Verfügung standen. „Da ging es aber um ganz andere Größenordnungen“, sagt der Baubürgermeister. Vorsichtig geschätzt bräuchte man für das Ernst-Grube-Stadion drei Millionen Euro.

Zunächst aber hätte man prüfen müssen, mit was für Zuschauerströmen in einer höheren Liga zu rechnen sei, schon allein wegen der nötigen Parkplätze. Dann sei fraglich, ob man eine Spielstätte aus Lärmgründen in dem Umfeld neu zulassen könne. „Sowohl für einen Tribünen-Neubau wie auch für eine Sanierung wäre eine Baugenehmigung nötig.“ Sowohl die Beeinträchtigungen während eines Spiels als auch durch den An- und Abreiseverkehr seien zu beachten. „Nach derzeitigen Regeln ist eine Zulässigkeit ausgeschlossen“, sagt Tilo Lindner. „Man kann einen Stadionbetrieb den Anwohnern nicht mehr zumuten.“ Das sei auch dem Verein Stahl Riesa bekannt. Laut Stahl-Riesa-Sprecher Dietrich Hoffmann wäre nach einem Aufstieg in die Oberliga – den der Verein gerade knapp verpasst hat – auch die Stahlarena an der Nudelfabrik geeignet. Erst bei einem weiteren Aufstieg in die Regionalliga reiche die Stahlarena nicht mehr aus. „Aber auch das Grubestadion wäre in derzeitigem Zustand nicht mal annähernd geeignet“, sagte Hoffmann im Kulturausschuss.

Die Stadtverwaltung lässt derzeit ohnehin ein Sportstättenkonzept erstellen. Damit soll klarwerden, welche Hallen und Plätze in Riesa künftig für den Vereins- und Schulsport nötig sind. „Dabei geht es auch um die derzeitige Auslastung und den Sanierungsbedarf“, sagt Tilo Lindner. „Wo die Auslastung vorhanden ist, müssen wir sanieren. Sonst ist zu prüfen, ob wir auch was schließen müssen.“ Noch sei alles offen: Die Erhebung laufe noch im Sommer, anschließend folge die Auswertung. – Ein Denkmalschutz sei im Fall des Ernst-Grube-Stadions nicht zu beachten. „Wir hätten es schon weggerissen, wenn es ein Nullsummenspiel wäre. Wir gehen davon aus, dass es nicht sanierungsfähig ist.“

Doch was wird dann aus dem Areal in Bahnhofsnähe? Nach Abschluss des Sportstättenkonzepts könne man prüfen, ob die Fläche für Wohnhäuser und Parkplätze geeignet sei. „Wir favorisieren in Riesa eine Lückenbebauung, anstatt uns ins Umland auszudehnen“, sagt Tilo Lindner. Die „Grube“ ist in diesem Fall Geschichte.