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Der große Abschiedsabend des Uli Hoeneß

Der Klubpatron verlässt den FC Bayern München als Präsident. Bei seiner letzten großen Rede gibt er seinen Erben einen Auftrag mit.

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Uli Hoeneß kämpft bei seiner Rede mit den Tränen.
Uli Hoeneß kämpft bei seiner Rede mit den Tränen. © dpa/Tobias Hase

München. Es war 22.00 Uhr an diesem 15. November 2019, an diesem für Bayern München so historischen Tag, als sich Uli Hoeneß ein letztes Mal zu seinem Mikrofon beugte. "Wir schleichen uns jetzt", sagte er mit einem spitzbübischen Grinsen. Dann erhob er sich, winkte den Mitgliedern zu und ging rasch vom Podium, um den Weg für die Wahl seines Nachfolgers Herbert Hainer freizumachen. "Das war's. Ich habe fertig. Danke", hatte er 100 Minuten zuvor in die Olympiahalle hineingerufen. Aber: Das war's selbstverständlich noch nicht.

Am Ende eines emotionalen, aber auch zähen Abends wurde Hoeneß auf Vorschlag des neuen Präsidiums um Hainer von den verbliebenen Mitgliedern rasch noch zum Ehrenpräsidenten gewählt. "Ich freue mich wahnsinnig über diese Auszeichnung", sagte er erkennbar gerührt über die Ehre, die zuvor nur fünf seiner Vorgänger zuteil geworden war. Vom posthum geehrten Kurt Landauer abgesehen: Wohl keiner hat die Ehrenpräsidentschaft mehr verdient als der Mann, der den FC Bayern und den deutschen Fußball fast 40 Jahre lang geprägt hat wie sonst keiner.

Nachdem die Jahreshauptversammlung eine halbe Stunde nach Mitternacht von Hainer beendet worden war, schaltete Hoeneß aber umgehend in den Angriffsmodus. Ja, es sei ein "wunderschöner Abend" gewesen, an den "ich noch lange denken" werde, "ich habe mich sauwohl gefühlt", betonte er - "aber dann fangen diese Wortmeldungen an." Diese Wortmeldungen haben Tradition, am Ende der Jahreshauptversammlungen dürfen Mitglieder auf das Podium und sagen, was ihnen unter den Nägeln brennt. Das ist Folklore, aber der Ehrenpräsident hat davon jetzt genug.

Im vergangenen Jahr war Hoeneß im Rahmen des Punkts "Verschiedenes" hart kritisiert worden, auch diesmal gab es Beschwerden - und "ich war kurz davor, auf die Bühne zu gehen", behauptete Hoeneß. Die "Krakeeler" hätten sein emotionales Servus "unter dem Deckmantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung beschädigt", schimpfte er und schlug vor: Wenn die Leute, die sich da "aufgeilen und hochpushen" so unzufrieden seien, rufe er ihnen zu: "Geht doch nach Hause! Es ist keiner gezwungen, Mitglied beim FC Bayern zu sein." Rumms.

 Herbert Hainer, neuer Präsident des FC Bayern, hält ein Trikot mit der Nummer 10 in den Händen. 
 Herbert Hainer, neuer Präsident des FC Bayern, hält ein Trikot mit der Nummer 10 in den Händen.  © dpa

Die drei Männer, die Hoeneß auserkoren hat, Bayern München in die Zukunft zu führen und damit zugleich sein Lebenswerk zu bewahren, riefen in der Olympiahalle unterschiedliche Reaktionen hervor. Oliver Kahn, der am 1. Januar 2022 als Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ablösen soll, erhielt tosenden Beifall vom Publikum bei seiner Begrüßung durch Hoeneß. "Da hast Du viel Arbeit, um diese Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen", sagte dieser scherzhaft - und vermutlich auch höchst zufrieden, dass die Mitglieder diese wegweisende Personalentscheidung mit großer Begeisterung aufnahmen.

An Hasan Salihamidzic dagegen scheiden sich die Geister. Hoeneß, Rummenigge und Hainer mussten dem künftigen Sportvorstand gleich mehrfach beispringen. "Hasan ist ein Mensch mit Visionen für den Kader, die Entwicklung der Spieler und der Mannschaft", betonte Rummenigge, "ich darf Sie bitten, Hasan zu vertrauen." Das fiel vielen Fans nicht so leicht, Rummenigge sah sich daher genötigt zu ergänzen: Uli Hoeneß sei als Manager "die Benchmark für alle" gewesen, "aber Hasan ist auf einem guten Weg, geben Sie ihm eine Chance, er verdient sie."

Der neue, mit überwältigender Mehrheit (98,1 Prozent) gewählte Präsident Hainer versicherte unterdessen, dass er den FC Bayern im Sinne von Hoeneß weiterführen wolle - auch mit dessen "Rat und Hilfe". Gut möglich, dass ihm manchmal die Ohren klingen werden. Er könne, verkündete Hoeneß fast genüsslich, als Ehrenpräsident "meine Meinung jetzt deutlicher sagen, weil sie nicht Rückschlüsse auf den FC Bayern zulässt". Nein, das war's noch nicht. (sid)