Von Maik Brückner
Geising. Irgendwann sollte man den Jungen das Feld überlassen. Denn wenn man zu lange im Amt ist, schleifen sich Dinge ein. Für Frank Gössel ist das der Grund, sich aus der aktiven Kommunalpolitik zurückzuziehen. Anfang Juni geht er mit 64 Jahren in den Ruhestand. 28 Jahre hat er in verschiedenen Ämtern gearbeitet. Nach der Wende wählten ihn die Fürstenwalder zu ihrem Bürgermeister. 1994 ließ sich das Erzgebirgsdorf nach Geising eingemeinden.
Die Amtszeit von Frank Gössel
Frank Gössel trat wieder zur Wahl an und gewann die Geisinger Bürgermeisterwahl. Er schaffte es, die finanzschwache Kommune bis 2010 zu steuern. Dann war Schluss. Geising ließ sich nach Altenberg eingemeinden. Frank Gössel wurde Leiter der Kommunalwirtschaft und Bauhofchef.
Er hat sich auf jedem dieser Posten eingearbeitet und nach eigener Auskunft wohlgefühlt. „Als Bürgermeister hatte ich mehr Freiheiten, konnte selbstständiger entscheiden“, sagt er im Rückblick. Allerdings habe er auch mehr Verantwortung tragen müssen. Diese wurde ihm als Leiter der Kommunalwirtschaft durch andere Chefs ein Stück weit abgenommen.
In den Bürgermeister-Jahren hat er oft ein Bändchen durchschnitten und den ersten Spaten gesetzt. Besonders gern erinnert er sich, dass es ihm gelungen ist, in Geising eine Drei-Feld-Turnhalle zu bauen, das Schloss in Lauenstein zu sanieren und das Gründelstadion zu errichten. Diese Großprojekte haben Kraft gekostet, aber die Stadt auch weitergebracht. Sie haben den Schulsport vorangebracht, den Tourismus angekurbelt und Geising zu einer neuen Sportart, dem Curling, verholfen. So stolz er auch auf diese Investitionen ist. Mit der Eishalle ist Gössel nicht so zufrieden. Der Zuschussbedarf ist enorm. „So eine Halle wird zwar nie kostendeckend arbeiten können“, sagt er. Dennoch hätte man Dinge anders bauen sollen. Das wurmt einen, der nach der Schule Maurer wurde und später auf dem Bau sein Geld verdient hat, ehe er mit der Wende in die Kommunalpolitik wechselte.
Einen guten Ruf hat sich Gössel, der auch in Stresssituationen ruhig und besonnen bleibt, als Krisenmanager erarbeitet. So auch Anfang 2014, als die Bauhofhalle in Flammen aufging und Winterdienstfahrzeuge beschädigt wurden. „Die genaue Ursache konnte bis zuletzt nicht geklärt werden“, sagt er. Nach dem Brand verhandelte Gössel mit den Versicherungen, machte Vorschläge, welche Technik zu beschaffen ist. Er kümmerte sich auch um die Straßensanierung in der Bergstadt, speziell um die Straßendeckensanierung der Stadtstraßen. „Die Arbeit hat mir Spaß gemacht“, sagt er. Denn immer wieder hatte er mit Menschen zu tun. Gössel geht Gesprächen nicht aus dem weg. Er schätzt diese. „Man kann Missverständnisse ausräumen.“
Zudem könne man dabei fast immer etwas lernen. Das kam ihm auch bei einem Ehrenamtsjob zugute, den er eigentlich nicht angestrebt hat: Leiter vom Wildpark, erst für den Zweckverband, später in der Stadt Altenberg. Bis 2002 wurde der kleine Tierpark von der Beschäftigungsgesellschaft ABS Osterzgebirge bewirtschaftet. Als diese aufgab, blieb nur: zumachen oder übernehmen. Gössel, der auf einem Hof groß geworden ist, entschied sich für Zweiteres. Er übernahm die ehrenamtliche Leitung und machte sie zum Hobby. Zum Tierpfleger reicht es noch nicht, sagt er mit einem Schmunzeln. Aber er habe von den Zoo-Kollegen in Dresden, Leipzig, Riesa und Moritzburg viel gelernt. „Fachlich verlasse ich mich auf meine Tierpfleger.“
Sein Job ist es, den Wildpark organisatorisch zu führen, Sponsoren zu gewinnen und gewogen zu halten. „Und auch das geht nur im persönlichen Kontakt.“ Den wolle er weiter halten. Gössel bleibt Wildparkleiter. Aus versicherungstechnischen Gründen wird er als geringfügig Beschäftigter weiter bei der Stadt arbeiten. Das erleichtert mir die Arbeit, sagt er.
Nach 28 Jahren im Dienste der Kommunalpolitik hat Frank Gössel noch einen Tipp an alle, die Ähnliches vorhaben. „Großvorhaben sind wichtig, aber man darf die kleinen Dinge nicht aus den Augen verlieren.“ Die sind genauso wichtig.