Merken

Abschied vom Zittauer Museum

Marius Winzeler verabschiedet sich nach Prag. Seit 2008 hat er vieles angestoßen und weiterentwickelt.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Wie romantische Landschaftsbilder sehen die Werke von Horst Weber nicht aus. Marius Winzeler, Zittaus scheidender Museumsdirektor, ist dennoch von ihnen begeistert – gerade auch wegen dem unbequemen Malstil. Als eine seiner letzten Amtshandlungen konnte Winzeler jetzt acht Gemälde und über 100 Papierarbeiten des 1999 verstorbenen Künstlers für die in den Städtischen Museen beheimatete Horst-Weber-Stiftung aufnehmen. Webers Witwe hatte diese Stiftung gegründet. Schon vor Jahren überließ Renate Weber mehrere Werke den Zittauern. „Das Museum besitzt nun sein gesamtes Werk im Überblick – von den ersten Bildern aus den 1950er Jahren bis hin zu seinen späten Arbeiten“, freut sich der 45-jährige Winzeler. Er selbst habe eine ganz persönliche Beziehung zu Horst Weber. Der 1932 in Olbersdorf geborene Künstler reiste und malte oft im schweizerischen Kanton Graubünden, der Heimat von Marius Winzeler. Der Museumsdirektor bezeichnet Webers Kunst als engagiert. Genauso lässt sich auch die Arbeit des gebürtigen Schweizers in Zittau beschreiben. Winzeler war nicht nur Verwalter einer riesigen Sammlung mit zahlreichen Schätzen, er hat die Städtischen Museen auch weiterentwickelt. Er holte wertvolle Exponate wie den Schädel des Zittauer Bürgermeisters Nikolaus von Dornspach aus der „Mottenkiste“, machte sich für die Restaurierung der einzigartigen Epitaphien stark, gab den Anstoß, ein neues, zentrales Depot am Klosterplatz zu errichten und schärfte auch das künstlerische Profil des Museums. Als Schwerpunkt der Sammlung konnte er viele Werke der Südoberlausitzer Kunst der Gegenwart für das Zittauer Museum gewinnen. Webers Werke sind dafür nur ein Beispiel. „Die Besucher können davon immer wieder wichtige Werke in Wechselausstellungen erleben, anderes lagert sicher in den Depots“, erklärt Winzeler.

Zittauer Museumschef verabschiedet sich

„Olbersdorf“ – so lautet der schlichte Titel dieses Gemäldes von Horst Weber. Für Marius Winzeler gehört es zu den schönsten Exponaten des Zittauer Museum. Nun muss er allerdings davon Abschied nehmen, denn der Museumsdirektor wechselt nach Prag.
„Olbersdorf“ – so lautet der schlichte Titel dieses Gemäldes von Horst Weber. Für Marius Winzeler gehört es zu den schönsten Exponaten des Zittauer Museum. Nun muss er allerdings davon Abschied nehmen, denn der Museumsdirektor wechselt nach Prag.
Der Zittauer Goldschmied Martin Siegmund gestaltete 1684 diesen wertvollen Kugelbecher aus Silber. Fachleute entdeckten das Stück in einem Katalog eines Düsseldorfer Auktionshauses. Die Stadt Zittau erhielt bei der Versteigerung für über 5 000 Euro den Zuschlag und zeigt den Schatz nun im Museum. Der Becher soll im Zuge des Siebenjährigen Krieges um 1757 aus der Stadt gebracht worden sein.
Der Zittauer Goldschmied Martin Siegmund gestaltete 1684 diesen wertvollen Kugelbecher aus Silber. Fachleute entdeckten das Stück in einem Katalog eines Düsseldorfer Auktionshauses. Die Stadt Zittau erhielt bei der Versteigerung für über 5 000 Euro den Zuschlag und zeigt den Schatz nun im Museum. Der Becher soll im Zuge des Siebenjährigen Krieges um 1757 aus der Stadt gebracht worden sein.
Seit Sommer 2014 wird die Brüderstraße 10 saniert, bis nächstes Jahr dauert der Umbau des Hauses zum zentralen Depot des Museums. Marius Winzeler hatte die Sanierung mit angestoßen, da derzeit viele Exponate verstreut und unter teilweise schlechten Bedingungen gelagert werden.
Seit Sommer 2014 wird die Brüderstraße 10 saniert, bis nächstes Jahr dauert der Umbau des Hauses zum zentralen Depot des Museums. Marius Winzeler hatte die Sanierung mit angestoßen, da derzeit viele Exponate verstreut und unter teilweise schlechten Bedingungen gelagert werden.
Ein Sammler aus Köln schenkte 2009 dem Museum 500 Kunstwerke im Wert von etwa einer halben Million Euro. Dazu gehört auch der Kupferstich „Schmerzensmann an der Säule“ von Albrecht Dürer.
Ein Sammler aus Köln schenkte 2009 dem Museum 500 Kunstwerke im Wert von etwa einer halben Million Euro. Dazu gehört auch der Kupferstich „Schmerzensmann an der Säule“ von Albrecht Dürer.
Das Museum erweitert bald seine Ausstellungsfläche. Künftig sollen auch in der Klosterkirche Exponate zu sehen sein. Das Gotteshaus wird dafür für 1,3 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. 2017 soll es die erste große Ausstellung in der Klosterkirche geben. Die Schau ist der Abschluss und Höhepunkt der Oberlausitzer Lutherdekade anlässlich 500 Jahre Reformation. Die Klosterkirche geht aber nicht in städtisches Eigentum über, das lehnte der Stadtrat ab. Stattdessen wird eine Stiftung gegründet, die Besitzer werden soll. Museumsdirektor Marius Winzeler ist froh über die Erweiterung der Ausstellungsflächen: „Die Stadt Zittau nimmt damit eine große Chance wahr, die zukunftsweisend ist.“
Das Museum erweitert bald seine Ausstellungsfläche. Künftig sollen auch in der Klosterkirche Exponate zu sehen sein. Das Gotteshaus wird dafür für 1,3 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. 2017 soll es die erste große Ausstellung in der Klosterkirche geben. Die Schau ist der Abschluss und Höhepunkt der Oberlausitzer Lutherdekade anlässlich 500 Jahre Reformation. Die Klosterkirche geht aber nicht in städtisches Eigentum über, das lehnte der Stadtrat ab. Stattdessen wird eine Stiftung gegründet, die Besitzer werden soll. Museumsdirektor Marius Winzeler ist froh über die Erweiterung der Ausstellungsflächen: „Die Stadt Zittau nimmt damit eine große Chance wahr, die zukunftsweisend ist.“
In der 2009 wiedereröffneten Wunderkammer im Heffterbau des Museums ist der originale Schädel von Nikolaus von Dornspach, dem wichtigsten Zittauer Bürgermeister der Renaissance, zu sehen. Ein Nachkomme Dornspachs überließ ihn 1857 dem Zittauer Museum.
In der 2009 wiedereröffneten Wunderkammer im Heffterbau des Museums ist der originale Schädel von Nikolaus von Dornspach, dem wichtigsten Zittauer Bürgermeister der Renaissance, zu sehen. Ein Nachkomme Dornspachs überließ ihn 1857 dem Zittauer Museum.
Die Epitaphien gehören neben den Fastentüchern zu den größten Schätzen des Zittauer Museums. Über Jahrzehnte wurden die sakralen Kunstwerke der Renaissance und des Barock allerdings vernachlässigt. Marius Winzeler hatte die Restaurierung mit angestoßen. Ab 2017 sollen die erneuerten Epitaphien ausgestellt werden.
Die Epitaphien gehören neben den Fastentüchern zu den größten Schätzen des Zittauer Museums. Über Jahrzehnte wurden die sakralen Kunstwerke der Renaissance und des Barock allerdings vernachlässigt. Marius Winzeler hatte die Restaurierung mit angestoßen. Ab 2017 sollen die erneuerten Epitaphien ausgestellt werden.
Die Exponate der Städtischen Museen begeistern nicht nur die Zittauer und die Touristen der Stadt, sondern finden auch international Beachtung. So werden zum Beispiel im Moment acht bedeutende Folterwerkzeuge aus der Zittauer Museumssammlung im fernen Japan gezeigt. Bis zum kommenden Jahr sind sie dort in zwölf verschiedenen Museen zu sehen. Allein im Tempozan Museum Culturarium in Osaka, der ersten Station, sahen innerhalb von sechs Wochen rekordverdächtige 45 000 Besucher diese Schätze. Als Gegenleistung finanzieren die Japaner umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an den Exponaten. Es ist die erste Schau von Zittauer Schätzen außerhalb Europas.
Die Exponate der Städtischen Museen begeistern nicht nur die Zittauer und die Touristen der Stadt, sondern finden auch international Beachtung. So werden zum Beispiel im Moment acht bedeutende Folterwerkzeuge aus der Zittauer Museumssammlung im fernen Japan gezeigt. Bis zum kommenden Jahr sind sie dort in zwölf verschiedenen Museen zu sehen. Allein im Tempozan Museum Culturarium in Osaka, der ersten Station, sahen innerhalb von sechs Wochen rekordverdächtige 45 000 Besucher diese Schätze. Als Gegenleistung finanzieren die Japaner umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an den Exponaten. Es ist die erste Schau von Zittauer Schätzen außerhalb Europas.

Nachfolger hat Platz für eigene Ideen

Das Museum sei gut aufgestellt, meint der scheidende Direktor. Sein Nachfolger finde aber auch ein Haus vor, in dem er noch viel gestalten könne. Über die Zeit des Nationalsozialismus gebe es noch manches zu erforschen. Und die Klosterkirche, die künftig vom Museum genutzt werden soll, müsse auch gefüllt werden, meint Winzeler. Es gibt also einiges, wo sein Nachfolger neue Akzente setzen könne. Am Donnerstag nächster Woche wird der Zittauer Stadtrat über den neuen Museumsdirektor entscheiden. Marius Winzeler erlebt diese Entscheidung bereits aus der Ferne mit – sein letzter Arbeitstag ist Montag.

Als künftiger Leiter der Sammlung Alter Kunst an der Nationalgalerie Prag hofft Winzeler aber weiterhin mit Zittau in Kontakt zu bleiben. So könnten sich beide Museen in dem einen oder anderen Fall Objekte austauschen. Exponate aus Zittau und Prag werden ab nächster Woche bereits in einer neuen Ausstellung in Liberec zusammen zu sehen sein. Aus der hiesigen Sammlung sind es etwa 20 Stücke, die extra für die Schau restauriert wurden. Auch das ist ein bleibendes Verdienst des scheidenden Zittauer Museumsdirektors.