Dresden
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Abschied von Dirigent Stefan Fritzen

Die Dresdner Bläserphilharmonie hat er zu großer Anerkennung gebracht. Für Orchester und Publikum ist sein Tod ein Schock. 

Von Nadja Laske
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Stefan Fritzen ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Stefan Fritzen ist im Alter von 79 Jahren gestorben. © René Meinig

Es war wohl die erste Probe, auf die sich keiner der 80 Musiker der Dresdner Bläserphilharmonie gefreut hat. Sie alle spielen ehrenamtlich und bringen neben ihren Instrumenten viel Herzblut zu jedem gemeinsamen Spiel. Bis eben noch hat zu diesem Erlebnis auch ihr Dirigent und Orchesterleiter, Stefan Fritzen, gehört. Nun kamen die Künstler zum ersten mal ohne ihn zusammen. Infolge eines Herzleidens ist Stefan Fritzen am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren gestorben.

Viele der Künstler haben erst wenige Stunden zuvor von dem Verlust erfahren. Sich zu einer Gedenk-Probe zu versammeln, war ihnen ein tiefes Bedürfnis. Mit feinem Gespür, großem Nachdruck und einer Genauigkeit, die manchen zur Verzweiflung bringen konnte, hatte Fritzen bisher vom Podest aus den Ton angegeben. Nun spielte das Orchester allein Stücke, die Stefan Fritzen besonders liebte.

Puccini, Rudin, Grainger, Stanek und Melillo hatten die Philharmoniker zuletzt im Kulturpalast aufgeführt. Zwei große Konzerte gibt der Klankörper in jedem Jahr. Sich die Anerkennung zu erarbeiten, die ihm inzwischen zuteil wird, hat viel Mühe und Engagement bedeutet und eines Mannes wie Fritzen bedurft.

Kurz bevor musikbegeisterte Dresdner vor elf Jahren das Orchester gegründet hatten, war er in seine alte Heimat zurückgekehrt. Mitte der 80er-Jahre hatte der ehemalige Soloposaunist des Berliner Sinfonieorchesters die DDR verlassen. Dazu hatten ihn seine Schwierigkeiten mit der Staatswahrheit bewogen. Im Westen angekommen, nahm er zunächst eine leitende Stelle an der Musikschule Mannheim an. Ebenfalls dort gründete er die heutige Mannheimer Bläserphilharmonie mit Gastspielen auf der ganzen Welt. Stefan Fritzen gewann zahlreiche Preise, schrieb für Fachzeitschriften, lehrte als Dozent und engagierte sich stark für die musikalische Jugend- und Sozialarbeit sowie für am Beruf erkrankte Musiker.

All die Jahre fern der Heimat war es sein Herzenswunsch gewesen, auch in Dresden wieder erfolgreich zu sein und die Menschen mit Musik zu erfreuen. Mit der Bläserphilharmonie ist ihm das gelungen, auch über seinen Tod hinaus.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am 21. Juni, 11 Uhr, auf dem Johannisfriedhof in Dresden Tolkewitz statt.