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Abschied von einem halben Jahrhundert Sportgeschichte

Der 50. Wuchterlauf war für manchen der erste und für Gunter Seifert der letzte. Nun hofft er auf einen Besuch.

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© Steffen Unger

Von Heike Sabel

Sebnitz. Etliche Male bekam Gunter Seifert in den vergangenen 50 Jahren am Montag nach dem Lauf Besuch. Mal, weil ein Schweizer mitgelaufen war, mal weil 1969 trotz geschlossener Grenze zwei Tschechen da waren, mal weil der Startschuss mit einer Schrotflinte abgegeben wurde. Diesmal bekommt der 74-Jährige vielleicht auch Besuch – von Leuten, die ihm nachträglich zum Jubiläum gratulieren.

Schon vorm Start am Sonnabend am Kiez in Sebnitz drückten ihm viele die Hand. „Schade, dass kein Schnee ist, gut, dass es trotzdem stattfindet“, sagten sie. Der 50. Wuchterlauf ist der 15., der mangels Schnee als Cross stattfindet, und das bei für Nichtläufer widrigen Bedingungen. Für die Läufer selbst sind Nieselregen, Matsch und Nebel kein Problem. Die Sturmfolgen sorgten diesmal im Vorfeld für zusätzliche Arbeit. Manche Jahre war es der Schnee, der Seifert früh um 5 Uhr noch die Schneeraupe fahren ließ.

Neben vielen treuen Sportlern wie vom Polizeisportverein Zittau und der Klettervereinigung Rohnspitzler sind auch einige Erststarter dabei. Anett Bobe aus Schlottwitz zum Beispiel. Sie läuft, klettert und läuft Ski und weil am Sonnabend Ski und Berge ausschieden, wurde eben gelaufen. Wolfgang Simmert aus Mühlbach nutzt den Wuchterlauf als Training für seinen ersten Marathon im April in Wien. Olaf Schau war vor zwölf Jahren mit den Skiern schon mal in Sebnitz, diesmal sind seine beiden Kinder schon mit dabei.

Gunter Seifert erinnert sich an viele Olympia- und Spitzensportler, die nach Sebnitz kamen. Der DDR-Vierer im Rudern, Zehnkämpfer Max Klauß und Biathlet Dieter Speer. Seifert selbst ist nur die ersten drei Mal mitgelaufen. Dann wurde die Organisation immer mehr. Waren beim ersten Start 17 Leute dabei, waren es in den 1970er-Jahren um die 360. Am Sonnabend trugen sich 106 Starter in die Listen ein. Neben der Startnummer gab es auch einen Gutschein für ein Stück Zuckerkuchen. 200 Stück waren bestellt, genau so viele wie von den Keramik-Plaketten da auch die Helfer und Streckenposten versorgt wurden, passte es. Mancher an der Strecke war vor Jahren noch mitgelaufen. Auch das gehört zur Wuchterlauf-Geschichte.

Kurz vorm Ende gibt es noch eine Schrecksekunde für Gunter Seifert. Die Bergwacht, die immer dabei ist, fährt plötzlich mit Blaulicht – zu einem Wanderunfall. Der 50. Wuchterlauf war Gunter Seiferts letzter, doch nicht der letzte Lauf. Eine Gruppe junger Leute erwägt, Seiferts Aufgabe zu übernehmen. Auch der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) will sich dafür einsetzen.

Als der erste Wuchterlauf startete, war er etwas Besonderes. Heute gibt es viele Läufe und der Wuchterlauf ist immer noch etwas Besonderes, wegen seines langjährigen Organisators und wegen seiner 50-jährigen Geschichte. Gunter Seifert wünscht sich wieder mal Besuch. Einen, der ihn zum 51. Lauf als Gast einlädt.