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Abwarten und Hanf trocknen

Die Kriminalpolizei untersucht, wie mitten in Görlitz hundert Hanfpflanzen unbemerkt prächtig gedeihen konnten.

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© dpa

Von Laura Ziegler

Görlitz. Seit Mittwoch dreht sich die Görlitzer Gerüchteküche um einen Kreisverkehr. Genauer gesagt um dessen Grünfläche. Etwa 100 junge Hanfpflanzen hatte die Polizei auf dem Rondell vor dem Kino sichergestellt. Offen bleiben die klassischen W-Fragen: Wer hat die grünen Provokateure wie, wann und warum dort platziert?

Nach Antworten sucht ab sofort die Kriminalpolizei. Zunächst muss der beschlagnahmte Hanf aber in Ruhe auf dem Revier in Görlitz trocknen. Das dauert einige Tage. „Erst dann können die Pflanzen auf ihren Wirkstoffgehalt geprüft werden“, erklärt Polizeisprecher Michael Günzel.

Sollten sich die Gewächse als Nutzhanf erweisen, hat der Fall keine strafrechtliche Relevanz und wird nicht weiter behandelt. Stellt es sich aber heraus, dass die Pflanzen zur Produktion von Haschisch oder Marihuana dienen sollten, wird die Kriminalpolizei weiter ermitteln.

Die Fahndung dürfte sich als schwierig erweisen, schließlich haben einige Gewächse mit 20 Zentimetern schon eine beachtliche Größe erreicht. Entsprechend lange her wäre wohl das Aussäen. Oder sollten in Görlitz doch 100 Hanfpflanzen rein zufällig gewachsen sein? Schließlich wäre bei illegalem Anbau die Ernte vermutlich extrem riskant gewesen und hätte eher in als vor den Filmpalast gehört... Weil die Grünfläche derzeit nicht bewirtschaftet wird, kann auch die Stadt bei der Suche nach den unbekannten „Gärtnern“ nicht helfen.

Aus dem Rathaus heißt es deshalb nur, dass die Pflanzen „durch Vogelfutter oder auch durch menschliches Zutun“ auf den Kreisverkehr gelangt sein könnten. Dass Hanf wächst, wenn mit Vogelfutter eigentlich Blumen gesät werden sollten, sei gar nicht unüblich. Dann drängt sich aber eine neue Frage auf: Wie kommt Vogelfutter auf die Grünfläche?

Die Geschichte bleibt mysteriös. An einen ähnlichen Fall kann sich Polizeisprecher Michael Günzel nicht erinnern. Wegen ihrer Kuriosität machte die Nachricht vom Kreisverkehr-Hanf auch bei Facebook schnell die Runde. Olaf Müller findet sie gar nicht komisch. „Ich als ehemaliger Görlitzer schäme mich für diese Idioten“, schreibt er. Der Großteil der Facebook-Gemeinde ist eher amüsiert. Ein Nutzer bedient sich der Doppeldeutigkeit: „Erstmal eine rauchen und dann nach Beweisen schnüffeln.“ Das wird die Polizei auch tun. Aber im eigentlichen Sinne des Wortes und erst, wenn der Hanf trocken ist.