Von Bernd Goldammer
Für Ute Schmelzle alias Ute Zeyna ist der Orient seit vielen Jahren Reiseziel. Ägypten, Lybien, Saudi Arabien – sie hat einen stolzen, kulturvollen und traditionsbewussten Orient kennen gelernt. „Besonders seit dem 11. September aber stellt man fest, dass diese Welt verzerrt dargestellt wird“, sagt sie. Das wollte die Schwepnitzerin ändern. So ergab sich der Ausgangspunkt für ihr Programm. Und: Ute Schmelzle gibt seit Jahren an der Volkshochschule Unterricht im Bauchtanz. Die ihr zur Verfügung stehenden künstlerischen Mittel wollte sie nutzen. Die Frauen ihrer beiden Tanzgruppen in Kamenz und Königsbrück waren dabei, als sie ihnen ihre Absicht klarmachte.
Am Sonnabend nun konnte man den orientalischen Abend mit Bauchtanz, Geschichten und Fotos im Kamenzer Stadttheater erleben. Schon das Foyer des Hauses war in den Glanz eines orientalischen Basars gehüllt. Die Schmelzles hatten kleine Stände mit den verschiedensten Accessoires aufgebaut. Düfte von Tees und Gewürzen empfingen die Besucher. Und die kamen in Scharen. Ausverkauft, so viel stand kurz vor Programmbeginn fest.
Volk der Dichter kennt
den Wert der Poesie
Unterhalb der Bühne stand ein kleiner teppichbeladener Vorbau auf dem Rainer Schmelzle als Erzähler und Reiseführer die Besucher begrüßte. Von A wie Ausstrahlung, über S wie Sinnlichkeit bis Z wie Zugewandtheit – alles wurde prächtig dargeboten. Sohn Nico Schmelzle war dabei vielseitig zu erleben. Ob als Erzähler weiser Geschichten oder wenig später als verliebter Jüngling: Der 13-Jährige war als Achmed gut besetzt. Seine enorme Spielfreude gab ihm besondere Ausdrucksstärke. Er erwies sich als sehr begabt, in diesem Punkt waren sich viele Gäste beim Pausengespräch einig. Und wenig später konnte man ihn wieder erleben. Diesmal als schwer unglücklichen Achmed, dessen Heiratsabsichten von Suleikas Vater mit einer hohen Forderung belegt worden war. Drei Kamele – für Achmed unerfüllbar. Doch in einem Volk der Dichter kennt man auch den Wert der Poesie. Statt der drei Kamele durften es auch drei Gedichte sein, damit Suleika Achmeds Frau werden konnte. Achmed fand diese Verse, auf dem Basar. Gut pointiert: Es war der Grönemeier-Text „Mensch“ darunter. Gelungen auch die Idee des aktuellen Schwenks. Über eine Schaltung nach Kairo war von Mustafa (Holger Raymund) aus Kairo Wissenswertes über den Orient zu erfahren. Das Hammam zum Beispiel, das orientalisches Dampfbad, ist auch ein Ort der Begegnung und des Gedankenaustausches. Später gab es Informationen über Tischsitten, Umgangsformen und Mentalität, verpackt in ausdrucksstarke Tänze. Der Sadi zum Beispiel,ein Stocktanz der einst nur von Männern getanzt wurde. Zum Glück ist das lange her. Die choreografischen Einfälle von Ute Schmelzle und Friends machten den Tanz an diesem Abend zu einem Erlebnis tiefer Sinnlichkeit. Die vielfältige Kostümierung perfektionierte diese Erscheinung noch. Der Schlussbeifall zeigte, dass die Idee von Ute Schmelzle alias Ute Zeyna in der Lessingstadt Kamenz angekommen ist.