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Achtung, Zecken!

Die Blutsauger breiten sich im Rödertal aus. Experten mahnen zur Vorsicht – auch wenn nicht jeder Biss gefährlich ist.

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© dpa

Von Linda Barthel

Rödertal. Milde Temperaturen und wenige Frosttage im Winter, Hitze und kaum Regen im Sommer: Für Zecken sind die Bedingungen in diesem Jahr besonders gut. „Wir haben mindestens eine durchschnittliche, wenn nicht gar eine überdurchschnittliche Population“, sagt Heiko Müller, Leiter des Dresdner Forstbezirks, zu dem auch große Teile des Rödertals gehören. Sowohl er als auch einige Kollegen seien in diesem Sommer schon mehrfach von den Blutsaugern gebissen worden. Das kann lebensbedrohlich enden, denn Zecken gelten als einer der gefährlichsten Krankheitsüberträger. Schon jetzt wurden allein dem Dresdner Gesundheitsamt 75 Borreliose-Fälle gemeldet, im Gebiet des Landkreises Bautzen wurden bislang 33 Erkrankungen erfasst.

Das sind zwar weniger als vergangenes Jahr – da waren es im gleichen Zeitraum in Dresden 92 Fälle und 67 Fälle im Landkreis – Wanderer und Radfahrer sollten aber dennoch wachsam sein. Denn die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, da die Ämter auf Meldungen der Ärzte angewiesen sind. Bei Ausflügen in die Dresdner Heide, der Laußnitzer Heide und andere Wälder im Rödertal ist deshalb Vorsicht, aber vor allem auch Nachsorge geboten. „Man sollte lange Sachen tragen, den Körper nach jedem Ausflug nach Zecken absuchen und aufpassen, wo man hingeht“, sagt Franziska Darmstadt, stellvertretende Leiterin des Dresdner Gesundheitsamts. Dazu rät auch Heiko Müller vom Forstbetrieb. „Ich würde bei Waldspaziergängen oder Ausflügen in die Heide auf den Hauptwegen bleiben und nicht auf die Nebenpfade gehen“, empfiehlt der Fachmann.

FSME-Impfung wird empfohlen

Zecken können neben Borreliose viele andere Krankheiten – zum Beispiel – Babesiose und Rickettsiose – übertragen. Auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gehört dazu. In der Dresdner Region ist das Risiko, sich damit durch einen Biss der Blutsauger anzustecken, jedoch eher gering. 2013 gab es keinen registrierten Fall, 2014 einen. In diesem Jahr wurde dem Dresdner Gesundheitsamt bisher ebenfalls eine FSME-Infektion gemeldet. Franziska Darmstadt vom Gesundheitsamt rät jedem, sich dagegen impfen zu lassen. Für eine Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig, eine Auffrischung wird stets nach fünf Jahren empfohlen. Die meisten Versicherungen übernehmen die Kosten.

Eine Impfung gegen Borreliose gibt es dagegen nicht. Allerdings ist auch nicht jede Zecke mit den gefährlichen Keimen infiziert. Vor knapp einem Jahr beteiligte sich das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt an einer Untersuchung für ein neues Zeckenmittel. Dabei kamen die Mediziner zu dem Schluss, dass nur 12,5 Prozent der Blutsauger potenzielle Überträger sind. Es gibt jedoch regionale Unterschiede. So ergaben weitere Studien, dass in Süddeutschland 21 Prozent, in Norddeutschland knapp 23 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind. „Die höchste Durchseuchung findet man bei erwachsenen Männchen“, sagt Uwe Wollina, Chefarzt der Dermatologie im Friedrichstädter Krankenhaus.

Doch selbst eine mit Borrelien infizierte Zecke überträgt die Keime nicht in jedem Fall. „Eine große Untersuchung in Polen hat gezeigt, dass fünf bis sechs Prozent der gebissenen Menschen eine Infektion entwickeln können. Untersuchungen aus Nordwestdeutschland gehen sogar nur von 0,7 Prozent aus“, sagt Wollina. Borreliose erkenne der Laie daran, dass sich rings um den Biss eine sich ausbreitende Rötung bildet. Experten nennen das Wanderröte.

Wer von einer Zecke gebissen wird, sollte das Tier schnellstmöglich entfernen. Ein Arztbesuch ist dafür nicht zwingend nötig, so der Dermatologe. Am besten ziehe man den Blutsauger mit einer speziellen Zeckenzange oder einer Pinzette aus der Haut. Auf keinen Fall sollten Gebissene das Tier mit Öl oder Vaseline betupfen, da es sich sonst in die Wunde erbrechen könnte. Dadurch erhöht sich das Infektionsrisiko. Gleiches gilt, wenn der Zeckenkörper zusammengedrückt wird. Keinen Grund zur Panik gibt es den Fachleuten zufolge hingegen, wenn beim Entfernen der Zecke ein Rest der Kopfwerkzeuge in der Haut zurückbleibt. „Hierüber ist keine Borrelienübertragung möglich, der Körper stößt den Fremdkörper ab“, sagt der Mediziner.

www.zeckeninfo.de