Von Kevin Schwarzbach
Promnitz. Wer von Riesa aus über die Elbe nach Promnitz sieht, kann schnell in Melancholie versinken. Müde und gebrechlich steht das Schloss an seinem Platz, nur mühsam scheint es sich auf seinen Beinen halten zu können. Doch die äußere Schwäche täuscht über die innere Stärke hinweg, Schloss Promnitz wird derzeit aus seinem Herzen heraus wiedergeboren.

Am vergangenen Wochenende konnten alle Interessierten dieser Reanimation beiwohnen, der Kultur- und Schlossverein lud zu einem Weihnachtsmarkt ein. Lichterketten, Waffeln und Weihnachtsmützen hüllten den grauen Schlosshof in ein besinnliches Ambiente.
Eine Stimmung, die Rico Käseberg glücklich macht. Er ist Teil der Bürgerinitiative, die sich um den Erhalt des verkommenen Gebäudes kümmert. „Ich freue mich über jeden Besucher. Wir wollen den Menschen zeigen, was für ein prachtvolles Schloss es in Promnitz gibt. Das dürfen wir nicht einfach aufgeben“, so Käseberg. An seinem Flohmarktstand verkauft er Weihnachtsdekoration, wirbt für Spenden und sammelt Neugierige für Schlossführungen.
Rasch finden sich kleine Gruppen von je zehn Leuten, eine Führung übernimmt Wolf-Nicol von Wolffersdorff, dessen Vorfahren das Schloss im 18. Jahrhundert gehörte und der es nun zurück in Familienbesitz bringen will. Der Finanzberater aus Bad Pyrmont ist ein Mann des Aufbruchs; in jedem Raum des Schlosses versprüht er seine positive Energie, preist die Schönheit des Anwesens. Doch er verkennt auch nicht die Realität. Bei allem Fortschritt im Schloss ist auf dem Papier noch Einiges zu erledigen. „Es stehen noch immer Grundbuchbereinigungen aus“, sagt Wolf-Nicol von Wolffersdorff. „Der einstige Schlossbesitzer hat uns nicht nur ein ruinöses Gebäude, sondern auch ein Chaos in seinen Papieren hinterlassen.“
Ein Ärger, den von Wolffersdorff schnell vergisst, wenn er bei seiner vorweihnachtlichen Schlossführung über Bauteppiche hinweg den Saal von August dem Starken betritt. Die Besucher versuchen, fürstliches Flair einzuatmen. Plötzlich scheint Wolf-Nicol von Wolffersdorff mitten im Raum auf einer Sofalandschaft zu schweben. Um ihn herum fehlen Dielen, im Boden sind große Löcher, es droht der Absturz eine Etage nach unten.
„Sie stehen heute vermutlich das letzte Mal auf den originalen Dielen, auf denen auch August der Starke einst stand“, frohlockt von Wolffersdorff. „Sie sind momentan notgesichert, Anfang Dezember wird eine Erneuerung eingeleitet.“ Dabei wollen die Schlossretter auf Beton, Kunststoff oder andere, heutzutage typische Materialen verzichten und den Raum originalgetreu herrichten. Das Gleiche gilt für die Deckenkonstruktion, die tief in den Raum hängt.
Eine Führung, die Hoffnung macht. Der Schutt ist größtenteils entfernt, es gibt sogar wieder eingerichtete Räume, das Schloss lebt noch. Es wird vielleicht noch ein paar Weihnachtsfeste dauern, aber der Blick von Riesa aus nach Promnitz könnte irgendwann wieder ein fröhlicherer sein.
Der Schlosshof ist noch einmal am 2. Dezember von 15 bis 20 Uhr sowie am 3. und 4. Dezember von 10 bis 20 Uhr für einen Weihnachtsmarkt und Führungen geöffnet.