Zabeltitz. Einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz hat der Zabeltitzer Weihnachtsmarkt schon mal: Man bekommt keine kalten Füße. Die Besucher bummeln durch die mollig warmen Säle des Barockpalais und gehen höchstens mal nach draußen auf den Vorplatz, um sich einen Glühwein oder eine Portion Backschwein einzuverleiben.
„Voriges Jahr waren unsere Vorräte schon kurz nach Mittag aufgebraucht“, sagt Sandro Bockel am Brutzelstand, „deshalb haben wir diesmal ein doppelt so großes Schwein geordert.“ Bockel gehört zur Mannschaft des Zabeltitzer Jugendclubs, die eigentlich bei jeder Festlichkeit, die im Ort veranstaltet wird, auf diese oder jene Art mitmischt.
Bratwurst gebe es nun wirklich überall, meinten jungen Zabeltitzer im Advent 2017 und beschlossen, eine neue kulinarische Nuance in die Palaisweihnacht zu bringen. Neben den zarten und saftigen Happen vom Schwein haben sie auch noch Erbsensuppe und Kesselgulasch auf der Speisekarte, wofür eigens das Großenhainer Original „Suppen-Muppe“ mit seiner Gulaschkanone engagiert wurde.
Im Barockpalais-Obergeschoss rollt derweil Bäckermeister Silvio Haase inmitten einer Kinderschar Plätzchenteig aus. Gleich wird er mit Großenhains Oberbürgermeister den traditionellen Dominostein anschneiden. Auch der ist eine spezielle Zabeltitzer Erfindung, die sich von den Riesenstollen auf anderen Weihnachtmärkten deutlich abhebt.
Das halbmeterlange und 30 Zentimeter hohe Gebäck besteht aus sechs Schichten Lebkuchteig, durch die sich zwei Persipanstreifen und drei Schichten Aprikosenmarmelade ziehen. Exotische Gewürze wie Kardamom, Anis, Zimt und Nelke geben dem Zabeltitzer Weihnachtsgebäck geschmacklich das gewisse Etwas. „Wir setzen den Dominostein schon vier Wochen vor der Palaisweihnacht an“, erklärt Silvio Haase, „damit er bis zum Anschnitt ordentlich durchziehen kann.“
Ein Stockwerk darunter hat Jana Förster ihre Kunstwerke aus Naturmaterialien ausgebreitet. Die Künstlerin aus Gröditz verwendet für ihre Bilder und Collagen selbst geschöpftes Papier, das sie mit Gräsern, Blättern und Blüten zu einem stimmungsvollen Ganzen zusammenfügt. Beim Anblick all der Gänseblümchen, Blausternchen und Traubenhyazinthen fühlt man sich, als läge man auf einer Sommerwiese, und wer sich noch weiter in diese Stimmung vertieft, hört glatt die Feldlerchen trillern.
Ein ideales Weihnachtsgeschenk, das trübe Winterabende vergessen macht. „Meine Bilder entstehen ganz intuitiv“, erklärt Jana Förster. Sie lasse sich beim Gestalten einfach von ihren Stimmungen leiten und sei über das Resultat manchmal selbst überrascht.
Ungewöhnlich für einen Weihnachtsmarkt sind auch die Rassekaninchenzüchter, die ihre lang- und kurzohrigen Schützlinge im benachbarten Schlosssaal ausstellen. „Wir haben das schon bei der Palaisweihnacht 2016 gemacht“, sagt Detlef Krille, „und natürlich freuen wir uns über die vielen Besucher, die bei dieser Gelegenheit hier vorbeischauen.“ Der Chef des Zabeltitzer Züchtervereins hat Gleichgesinnte aus der gesamten Region zusammengerufen, sodass sich mehr als 200 Kaninchen in den Metallkäfigen tummeln.
Besonders stolz ist Krille auf den zwölfjährigen Leon Kerstan, der mit seinen blauen Zwergwiddern Kreisjugendbester wurde. Ein Zabeltitzer natürlich, der die Nachwuchssorgen des 15-köpfigen Vereins etwas mildert. Wer mal über etwas anderes als über Weihnachtsvorbereitungen plaudern will, ist bei den Kaninchenfreunden genau an der richtigen Adresse. Wer weiß schon, dass deren Wettbewerbe nach superstrengen Kriterien ausgetragen werden? Schon eine abgebrochene Kralle zieht ein „Nicht befriedigend“ nach sich.
Die Zabeltitzer Palaisweihnacht sucht schon seit einigen Jahren nach eigenen Wegen, um gegenüber dem benachbarten Weihnachtsmarkt in Großenhain zu bestehen. Mittlerweile, so scheint es, hat sie einen guten Alternativ-Mix zu ihrem berühmteren Pendant gefunden.