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Ärger bei der Wohnungsübergabe

Vermieter in der Region Löbau/Zittau beklagen zunehmend Schäden an ihrem Eigentum. Mietinteressenten bekommen das zu spüren.

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Von Mario Heinke

Die Probleme mit Mietern nehmen zu. Das sagt Jörg Weber, Vorsitzender des Vereins Haus & Grund Löbau/Zittau. Er meint, dass Mieter beim Auszug die Wohnung nicht so verlassen, wie es sein sollte. Auf Nachfrage der SZ bestätigen mehrere Immobilienbüros und Hausverwalter in der Region diese Auffassung.

Jörg Weber ist Vorsitzender von Haus und Grund Löbau/Zittau. Er beklagt vermüllte Wohnungen, Stress mit Mietnomaden und Ärger bei der Übergabe.
Jörg Weber ist Vorsitzender von Haus und Grund Löbau/Zittau. Er beklagt vermüllte Wohnungen, Stress mit Mietnomaden und Ärger bei der Übergabe. © Matthias Weber

Eine Zittauer Hausverwalterin berichtet, dass es inzwischen bei rund der Hälfte aller Übergaben Ärger wegen Dreck oder Beschädigungen in der Wohnung gäbe. Jörg Weber berichtet zudem über Extremfälle: Über Wohnungen voller Müll deren Mieter sich über Nacht in Luft auflösen, einfach verschwinden ohne Vermieter oder Verwalter zu informieren. „Wir finden manchmal noch den Wohnungsschlüssel im Briefkasten“, so der Vereinsvorsitzende.

Vermieter und Hausverwalter versuchen gegenzusteuern. Sie prüfen Informationen über künftige Mieter deshalb noch genauer als früher, um Ärger und auch drohende Zahlungsausfälle zu vermeiden. Menschen, die eine neue Wohnung suchen, bekommen das zu spüren. Trotz Leerstand und üppigem Wohnungsangebot in der Region nehmen bürokratischer Aufwand und Kontrolle zu. Mieter müssen gegenüber dem Vermieter immer mehr Informationen preisgeben. Hausverwaltungen und Immobilienbüros verlangen Einkommensnachweise des Mieters und sämtlicher Haushaltangehörigen, die Wohnanschriften der letzten fünf Jahre, schriftliche Bescheinigungen vom Vormieter, Informationen zu Schulden, Mahnbescheiden, eidesstattlichen Versicherungen, Haustieren und so weiter und so fort.

Die Informationsflut schützt Hausbesitzer allerdings nur bedingt. „Beim Ausfüllen der Selbstauskunft wird gelogen, was das Zeug hält“, erzählt Weber. Der Verein Haus & Grund betreibt selbst eine eigene Hausverwaltung und kümmert sich um rund 50 Wohnungen seiner Mitglieder. Allein in diesem Jahr gab es bereits dreimal Ärger mit vermüllten Wohnungen.

Wegen des großen Leerstands gäbe es immer wieder „blauäugige Vermieter“, die ihre Wohnungen ohne genaue Kontrolle der Angaben der Interessenten vermieten, sagt Weber. Sein Verein hilft Hausbesitzern aus dem Südkreis bei allen Fragen rund um die Immobilie, protokolliert Wohnungswechsel oder checkt die Zahlungsfähigkeit von zukünftiger Mieter.

„Die Vermüllung von Wohnungen ist weniger unser Problem, aber der Sinn für Ordnung und Sauberkeit lässt bei jungen Leuten sehr zu wünschen übrig“, sagt eine Mitarbeiterin eines Zittauer Immobilienbüros, die namentlich nicht genannt werden möchte. Hunde- und Katzenhaare in allen Ritzen, Flecke auf dem Textilbelag, dreckige Fenster- und Türrahmen, dicke Flusen in Heizkörpern und Biotope an den Filtern der Lüfter sind die Standardmängel, berichtet die Mitarbeiterin. Manche reinigen die Sanitärkeramik nicht richtig und glauben, der Vermieter baut beim Auszug neue ein. Auch die Bereitschaft selbst Hand anzulegen, schwinde. So sei es inzwischen problematisch Mieter für Wohnungen in Häusern zu finden, in denen sie die Hausordnung noch selbst machen müssen. „Tropft der Milchbeutel auf alle Stufen bis zur Wohnung unterm Dach, dann bleibt das so. Manche Mieter warten, bis der Hausmeisterdienst kommt und die Treppe reinigt“, erzählt die Zittauerin.

„Es wird immer schlimmer“ bestätigt auch Wolfgang Reinecke vom gleichnamigen Immobilienbüro am Löbauer Promenadenring. Er versucht mit einer Vorabnahme der Wohnung, Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, damit „Klarheit bei der Übergabe herrscht.“ „Ein heikles Thema“, sagt die Inhaberin eines Immobilien- und Hausverwaltungsbüros in Ebersbach-Neugersdorf. Auch sie möchte nicht genannt werden, bestätigt aber ebenfalls die Zunahme der Probleme.