Von Frances Scholz
Bei sommerlich heißen Temperaturen hilft nur ein Sprung ins kühle Nass. Das dachte sich auch Wilfried Brestrich und seine Familie. Sie wollten im Bautzener Stausee baden gehen. „Wir lagen ganz hinten am See, dort wo auch kleinere Boote ins Wasser gelassen werden können. Denn wir hatten selbst einen kleinen Wassertreter dabei“, sagt der Crostauer. Doch wenig später bemerkt er, dass sich plötzlich zwei Reiter dem Stausee nähern. „Die Tiere wurden dann auch gleich ins Wasser geführt. Das finde ich einfach rücksichtslos den Badegästen gegenüber“, sagt Wilfried Brestrich.
Hinzu kamen auch noch mehrere Hunde, die sich im Wasser erfrischten. „Ich bin von Haus aus tierlieb, aber ich habe einfach keine Lust mit Tieren im gleichen Wasser zu baden. Außerdem hat der eine Hund auch noch sein Geschäft ins Wasser gemacht. Wohl aus Angst vor den Pferden“, ärgert sich der Crostauer. Doch viel wichtiger ist Wilfried Brestrich die Sicherheit am Strand. „Hier waren auch kleine Kinder, wenn sich ein Pferd vor einem Hund erschrickt und plötzlich um sich tritt, kann das doch gefährlich werden. Ist es denn überhaupt erlaubt, dass Tiere im Stausee baden dürfen?“, fragt er sich.
Grundsätzlich gilt auf der Bautzener Seite der Talsperre für Hunde entlang der Promenade Leinenzwang. „Einen Hundestrand gibt es nicht. Ausgewiesen sind lediglich ein separater FKK-Bereich sowie drei Feuerstellen für Lagerfeuer“, sagt Stadtsprecher André Wucht. Dass Pferde am Stausee baden gehen, davon weiß die Stadt nichts. Auch die Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB), die für die Pflege des Strandbereichs zuständig ist, ist überrascht. „Von Pferden im Stausee haben wir noch nie etwas gehört“, sagt BBB-Sprecherin Diana Wirth. Und auch bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV), die für den Bereich im Wasser zuständig ist, stößt dieser Vorfall auf Verwunderung. „Dass Pferde dort schwimmen, ist uns nicht bekannt. Aber ich habe auch schon mal Rehe im Stausee gesehen“, sagt LTV-Sprecherin Romi Reichow. Da der Bautzener Stausee dem Hochwasserschutz und zur Auffüllung bei Niedrigwasser diene, sei das Baden von Menschen und Tieren dort kein Problem.
Für Pferde gibt es keine Einschränkungen
So sieht es auch das Gesundheitsamt. „Es ist zwar eher ungewöhnlich, dass größere Tiere wie Pferde dort baden, grundsätzlich gibt es aber keine Einschränkungen bezüglich des Badens. Das gilt für Menschen wie auch für Tiere“, sagt Sabine Rötschke, Sprecherin des Landratsamtes. Zudem stellen größere Tiere dabei nicht zwangsläufig auch eine potenziell größere Verunreinigungsquelle dar, so Sabine Rötschke. Und sie beruhigt: „Hinsichtlich der Wasserqualität können wir Entwarnung geben. Die letzte routinemäßige Kontrolle mit Probenahme fand Ende Juli statt. Die Proben waren in Ordnung“, sagt die Sprecherin des Landratsamtes.
Wenig Verständnis für die Sorgen von Wilfried Brestrich haben die Pferdefreunde. „Warum sollten Pferde nicht im Stausee baden? Auch wenn sie dort mal reinäppeln, ist das nicht schlimm. Es gibt viel giftigere Stoffe im Wasser. Und schließlich ist der See ja auch groß. Außerdem tut eine Abkühlung auch den Pferden gut“, sagt Joachim Müller vom Pferdehof Müller in Kubschütz. So sieht es auch Annerose Hultsch vom gleichnamigen Reiterhof. Aber sie hat auch Verständnis für die Badegäste. „Ich verstehe die Entrüstung, wenn die Tiere etwas fallenlassen. Ich finde es nicht gut, so nah an Badegäste mit den Tieren zu gehen und so zu provozieren.“
Getrennte Strände?
Wilfried Brestrich kann nicht verstehen, dass es am Bautzener Stausee keine getrennten Strandabschnitte für Tiere gibt. „In Deutschland ist doch sonst immer alles reglementiert. Auch an der Ostsee gibt es Hundestände.“ Er wünscht sich, dass das auch in Bautzen so wird. Die Stadtverwaltung sah das bis jetzt nicht als nötig an. „Allerdings wird es nach der Sommersaison intensive Gespräche zwischen Stadt, BBB und den Anliegern des Gewässers geben. Wir werden dann den Bedarf abfragen“, kündigt André Wucht an.