Von Jens Fritzsche
Radeberg. Nein, einfach so verhungern lassen wollen sie sie nicht. Die Anwohner rund um die Hauptstraße 41 im Radeberger Stadtzentrum haben ein Herz für die kleinen, wilden Kätzchen und auch die großen, die hier im Garten des seit August 2015 nicht mehr bewohnten Hauses einen Unterschlupf gefunden haben. Aber dennoch würden sie sich eine andere Lösung wünschen, als sich ums Futter für die Katzen kümmern zu müssen, sagen sie.
„Mir tun die Tiere leid, deshalb gehöre ich zu denjenigen, die auf eigene Kosten ab und an Futter für die Katzen kaufen – aber die Stadt müsste sich stärker des Problems annehmen“, findet zum Beispiel Monika Schurz. Sie wohnt gleich nebenan, hat schon öfter das Ordnungsamt auf das Thema angesprochen – und auch den Amtstierarzt des Landratsamtes hat sie deswegen angefragt. Die Stadt habe zwar bereits einige der im Frühsommer geborenen jungen Kätzchen eingefangen, „aber es sind noch immer viele Katzen hier“, sagt sie.
Kaum Erfolge
Dass das Problem noch nicht gelöst ist, weiß auch Radebergs Stadtsprecher Jürgen Wähnert. „Wir haben hier eine Menge der Kätzchen eingefangen und ins Tierheim gebracht, aber damit ist das Problem eben nicht wirklich gelöst“, sagt er. Denn die verbliebenen Kätzchen werden groß und bekommen demnächst auch selbst kleine Kätzchen … „Und so lange die Tiere auf dem Grundstück gefüttert werden, fühlen sie sich dort heimisch – und sind ja auch weitgehend ungestört“, so Jürgen Wähnert. Aber das Grundstück an der Hauptstraße wird demnächst einen neuen Eigentümer bekommen, hofft der Stadtsprecher darauf, dass dies dann zumindest an dieser Stelle der Innenstadt das Problem lösen hilft. „Wenn das Grundstück wieder bewohnt ist, werden die Katzen sich hier nicht mehr ungestört fühlen.“ Aber Jürgen Wähnert weiß natürlich auch, „dass es noch jede Menge anderer Stellen in der Stadt gibt, an denen sich die wilden Katzen wohlfühlen und verstecken …“
Kastrations-Satzung
Dabei hatte die Stadt vor einigen Jahren extra eine sogenannte Katzen-Kastrations-Satzung erlassen. Ende November 2011 – und das als erste Stadt in Sachsen. Alle Katzenhalter, deren Kater „Freigänger“ sind, müssen seither das Tier durch eine Tätowierung oder einen Mikrochip vom Tierarzt registrieren, vor allem aber kastrieren lassen. Auf diese Weise soll zumindest ein Teil der Ursache für die immer größer werdende Population wildlebender Katzen in der Stadt eingedämmt werden, so die Hoffnung. Denn gerade jene „Freigänger“ sorgen regelmäßig für Nachwuchs bei wild lebenden Katzendamen.
Aber offenbar konnten trotz der Satzung kaum große Erfolge bei der Eindämmung der wilden Katzenpopulation in der Bierstadt erzielt werden. Hat diese Satzung mit Blick auf das Problem an der Hauptstraße also rundum versagt? „Das würde ich so nicht sagen“, stellt der Stadtsprecher klar. „Durch die Satzung und auch durch die Diskussion darum, ist ja bei vielen zumindest das Verständnis für das Problem geweckt worden – was ja schon mal ein wichtiger erster Schritt ist“, findet Jürgen Wähnert. Aber nicht alle Katzenhalter richten sich auch nach der Satzung, so dass eben noch immer jede Menge unkastrierter Haus-Kater in der Stadt unterwegs sind, die ihre Gene verbreiten … Erst jüngst hatte das Tierheim im Ortsteil Lotzdorf quasi SOS gefunkt, weil immer mehr Katzen untergebracht werden müssen, was die Kapazität arg ausgereizt habe.
Ordnungsgeld droht
Müsste die Stadtverwaltung also stärker kontrollieren, ob sich alle Katzenhalter an die Vorgabe zur Registrierung und Kastration der Kater halten? „Das ist zugegebenermaßen nur sehr schwer machbar“, räumt Jürgen Wähnert unumwunden ein. Denn wenn Kater nicht registriert sind, kann auch beim „Ertappen“ eines nicht kastrierten „Freigängers“ der Halter nicht festgestellt werden. Aber sollte ein Katzenhalter ertappt werden, „dann droht durchaus ein Ordnungsgeld“, macht der Stadtsprecher zumindest klar.
Aber vorerst wird es wohl auch weiterhin Katzenprobleme in Radeberg geben. An der Hauptstraße – und anderswo …