Von Christian Eissner
Pirna. Ein dumpfes Atmen ist zu hören, Augen öffnen sich, der Puls ist messbar, der Oberkörper hebt und senkt sich; plötzlich werden die Lippen blau und ein Monitor schlägt Alarm. Ärzte und Pflegekräfte eilen herbei und kümmern sich sofort um den Patienten. Allerdings ist es diesmal keiner aus Fleisch und Blut, sondern einer aus Kunststoff mit ganz viel versteckter Technik – eine Hightech-Puppe.
Die Puppe war Hauptdarsteller in einem Simulationstraining, mit dem das Klinikum Pirna eine Woche lang 45 eigene Ärzte und Pflegekräfte sowie zehn Teilnehmer aus anderen Helios-Kliniken schulte. Dafür richteten Spezialisten des Helios Simulationszentrums Erfurt in der Tagesklinik des Pirnaer Krankenhauses einen Bereich ein, der einem realen intensivmedizinischen Arbeitsplatz nachempfunden war. Im Zentrum: der High-Tech-Patient. „Unsere Puppe kann sprechen, atmen und zwinkert ab und an. Auch der Puls ist fühlbar, und über einen Lautsprecher im Brustkorb kann die Puppe sogar sprechen“, erklärt Dirk Bierawski, einer der Trainer.
Pro Tag übten die Mediziner und Pflegekräfte vier verschiedene, realen Notfällen nachempfundene Szenarien. Dabei wurden bewusst kritische Situationen und Zeitdruck ausgelöst. Ziel war es laut Klinik, die Arbeit in den Teams zu perfektionieren. „Die Teilnehmer der Kurse vergessen schnell, dass eine Puppe vor ihnen liegt und arbeiten hart, um den fiktiven Patienten am Leben zu halten“, sagt Jan-Mike Mertens, Intensivmediziner und einer der Trainer. Das Training wurde aufgezeichnet und die Videos im Anschluss ausgewertet. „So können wir die Kommunikation und das Verhalten im Detail analysieren – gewissermaßen jedem auch einen Spiegel vorhalten“, erklärt Mertens weiter. „Das ist für den Lerneffekt enorm wichtig.“ (SZ)