Merken

AfD-Vize tritt zurück

Nach abwertenden Äußerungen über Menschen mit Down-Syndrom hat der stellvertretende Landeschef der AfD in Sachsen, Thomas Hartung, alle Ämter niedergelegt. Seine Parteikarriere ist damit schon am Anfang zu Ende.

Teilen
Folgen
© Eric Münch

Dresden. Nach abwertenden Äußerungen über Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) hat der stellvertretende Landeschef der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen, Thomas Hartung, alle Ämter niedergelegt. Hartung verzichte auch auf eine Kandidatur bei der Landtagswahl in Sachsen, teilte die AfD am Mittwoch mit. Er hatte Menschen mit Trisomie 21 die Fähigkeit abgesprochen, den Beruf eines Lehrers ausüben zu können - und damit Empörung ausgelöst.

Konkret ging es um den Spanier Pablo Pineda, der einst als erster Europäer mit Down-Syndrom ein Universitätsexamen - im Lehramt für Sondererziehung - abgelegt hatte. Hartung hatte den Fall auf seiner Facebook-Seite unter anderem mit einem beleidigenden Spruch kommentiert. Nachdem es Proteste gab, legte Hartung sogar noch einmal nach: Er wolle von einem solchen Lehrer nicht unterrichtet werden, postete der Politiker.

Am Mittwoch bat Hartung Pineda und „alle direkt oder indirekt betroffenen Bürger“ um Verzeihung. „Mir ist inzwischen bewusst geworden, dass ich damit unabsichtlich einen Schaden für die AfD verursacht und wiederholt gegen ihre politischen Grundsätze verstoßen habe. Dies tut mir unendlich leid“, hieß es in einer von der AfD verbreiteten Erklärung.

Der AfD-Landesvorstand war am Dienstagabend zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen, um das Verhalten Hartungs zu diskutieren. Hartung räumte in der offiziellen Stellungnahme ein, seinem Landesverband kurz vor dem Landtagswahlkampf massiv geschadet zu haben. Parteichefin Frauke Petry bedauerte Hartungs Rückzug. Die offene Diskussionskultur der AfD habe aber „ihre Grenzen, wo die Würde anderer Menschen berührt wird“.

Grünen-Fraktionschefin Antje Hermenau nahm den Rücktritt von Hartung „mit Genugtuung“ zur Kenntnis. Man werde weiter dafür kämpfen und streiten, dass fremdenfeindliche, rassistische und hier auch behindertenfeindliche Äußerungen keinen Platz in der Auseinandersetzung haben, sagte Grünen-Landeschef Volkmar Zschocke. In Sachsen wird am 31. August gewählt. (dpa)