Politik
Merken

Wird der neue AfD-Chef ein Sachse?

Der Görlitzer Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla will heute Partei-Vorsitzender werden. Der Parteitag könnte sehr turbulent verlaufen.

Von Thilo Alexe
 2 Min.
Teilen
Folgen
Der sächsische AfD-Politiker Tino Chrupalla würde gern neuer Chef seiner Partei werden.
Der sächsische AfD-Politiker Tino Chrupalla würde gern neuer Chef seiner Partei werden. © Robert Michael

Braunschweig. Begleitet von Debatten um die künftige Ausrichtung will die AfD ab heute in Braunschweig ihre Vorsitzenden wählen. Der Görlitzer Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla hat gute Chancen, Nachfolger von Alexander Gauland an der Doppelspitze der Partei zu werden. Der 44-Jährige gilt als Favorit Gaulands, der künftig Alterspräsident der AfD sein könnte.

Dennoch muss Chrupalla, der Vizechef der Bundestagsfraktion ist, mit einer Gegenkandidatur rechnen. Der Berliner Bundestagsabgeordnete Gottfried Curio will ebenfalls antreten, womöglich gegen Chrupalla oder für einen neu zu schaffenden dritten Chefposten. Curio genießt wegen seiner deutlichen Kritik an der Migrationspolitik Deutschlands Sympathien an der Basis. Allerdings hat Chrupalla die Unterstützung Gaulands sowie des Flügels, eines starken ultrarechten Zirkels in der Partei. Der Görlitzer ist nach eigenem Bekunden aber nicht Mitglied des losen Zusammenschlusses. Befürworter seiner Kandidatur schätzen seine Organisationsfähigkeiten.

Ambitionen hegen auch die aus dem Saarland stammende Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst, die mit einem umstrittenen Vergleich von Angela Merkel mit Adolf Hitler provozierte sowie die niedersächsische Landeschefin Dana Guth. Sie gilt als Vertreterin der gemäßigten Strömung in der Partei. Auch der bisherige Co-Chef Jörg Meuthen will antreten. Als chancenlos gilt die kurz vor dem Parteitag angekündigte Bewerbung von Wolfgang Gedeon. Der baden-württembergische Politiker steht wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik.

Die Vorstandswahl gilt als wegweisend für den künftigen Kurs der AfD. Für interne Debatten sorgt ein Positionspapier des stellvertretenden Parteichefs Georg Pazderski. Er will die AfD bündnisfähig machen und auf Koalitionen mit der CDU einschwören. Dabei nimmt er die Christdemokraten in die Pflicht. „Warum traut sich die CDU nicht zu, gegebenenfalls das bei der AfD zu verhindern, was sie für zu weit rechts hält?“, heißt es in dem Papier Pazderskis.

Mit Spannung wird erwartet, welche der eher gemäßigten Kandidaten es in den Parteivorstand schaffen. Der zweitägige Zusammenkunft legt den Fokus auf die Vorstandswahl. Allerdings dürfte auch der Umgang mit Spenden Thema sein, für den mehrere AfD-Politiker in die Kritik geraten sind.

Gegner der AfD wollen sich in Braunschweig zu Protesten versammeln. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius appellierte an die Teilnehmer der geplanten Demonstrationen, friedlich zu bleiben. Er wünsche sich ein gewaltfreies Wochenende ohne Zwischenfälle, sagte der SPD-Politiker. Die Polizei rechnet mit 10.000 bis 12.000 Menschen, die gegen den AfD-Parteitag protestieren wollen.