Bautzen
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AfD-Wahlkundgebung mit Gauland 

Etwa 400 Menschen kamen am Donnerstagabend auf den Bautzener Kornmarkt. Dort arbeiteten sich die Redner vor allem an zwei Parteien ab. 

Von Ulli Schönbach
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AfD-Bundessprecher Alexander Gauland am Donnerstagabend auf dem Kornmarkt.
AfD-Bundessprecher Alexander Gauland am Donnerstagabend auf dem Kornmarkt. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. "Der Techniker kommt wohl von der CDU?" Laut schallte die Frage zu Beginn der AfD-Kundgebung über den Platz. Karsten Hilse - der örtliche Bundestagsabgeordnete der Partei - quittierte es mit einem finsteren Lächeln. Die Wahlversammlung auf dem Kornmarkt wollte auch 20 Minuten nach dem offiziellen Start nicht richtig in Fahrt kommen. Die AfD kämpfte erst einmal mit technischen Problemen. Der rechte (!) Lautsprecher versagte den Dienst. 

Etwa 400 Menschen hatten sich nach Angaben der Polizei auf dem Kornmarkt versammelt, um drei Redner zu hören: den Bundestagsabgeordneten Hilse, Bundessprecher Alexander Gauland und Jörg Urban, den Landeschef der Partei in Sachsen. Urban ist zugleich Direktkandidat der AfD im Bautzener Wahlkreis. 

Von seinem Parteifreund Hilse wurde er "als zukünftiger sächsischer Ministerpräsident" begrüßt. Da lief die Technik dann schon wieder, und jeder auf dem Platz konnte hören, was aus Sicht der AfD in Deutschland und Sachsen alles schief läuft. Und vor allem, wer daran schuld ist. Man ahnt es: Die CDU!

Etwa 400 Menschen kamen nach Angaben der Polizei auf den Kornmarkt.
Etwa 400 Menschen kamen nach Angaben der Polizei auf den Kornmarkt. © SZ/Uwe Soeder

Vor allem an ihr und den Grünen arbeiteten sich die drei Redner ab. Wobei es, wenn es nach Karsten Hilse geht, kaum Unterschiede zwischen beiden Parteien gibt. Die Politik der CDU sei mittlerweile "vollkommen vergrünt". Darüber hinaus versuchte es Hilse vor allem mit schlichter Rhetorik: Er wetterte gegen "Antifa-Zecken" und nannte den Klimawandel "ein aus kranken Gehirnen ausgeschwitztes Weltuntergangs-Szenario".

Landeschef Urban warf der CDU die Abkehr vom konservativen Kurs und damit von den Menschen in Sachsen vor. Gauland fasste die politische Konkurrenz gleich komplett unter Schlagworten wie Altparteien, Kartellparteien und "Nationale Front" zusammen. In den zentralen Fragen - Zuwanderung, Energiepolitik, Abgabe von Verantwortung an zentralistische Organisationen - gebe es faktisch keine Unterschiede mehr. "Die CDU ist so rot und grün wie alle anderen Blockparteien auch."

Mehrfach betonten Hilse, Gauland und Urban, man wolle Regierungsverantwortung in Sachsen übernehmen. Die Landespolitik behandelten sie jedoch eher am Rande - und meist recht allgemein. Noch am konkretesten war der Vorschlag von Jörg Urban, die Oberschulen zu stärken und den Unterricht in den Naturwissenschaften auszubauen. Mehr Gemeinschaftskunde-Unterricht und mehr politischer Bildung erteilte er hingegen ein Absage. Das sei Staatsbürgerkunde 2.0.

Kleine Gruppe protestiert

Lautstarke Zustimmung erntete Alexander Gauland, als er das DDR-Schulsystem lobte. Das sei zwar autoritär und ideologisch vernagelt gewesen, habe aber im Grunde gut funktioniert. Zumindest habe jeder Schüler damals noch das Rechnen, Schreiben und Lesen gelernt - und auch gewusst, dass Fontane kein Fußballer sei.

"Wenn die AfD in die Ministerien einzieht, werden wir den ländlichen Raum fördern, statt den Kampf gegen Rechts", kündigte der AfD-Chef an. Darüberhinaus sprach er vor allem die zentralen Themen seiner Partei an: die Asylpolitik und die Energiewende. Man werde, wenn man in Verantwortung komme, die Grenzen kontrollieren und Migranten ohne Bleiberecht abschieben. Man werde die Polizei aufstocken und die Justiz handlungsfähig machen. Der Klimawandel müsse gründlich erforscht und sachlich diskutiert werden. Es sei närrisch, aufgrund von Klimamodellen die Energieversorgung zu gefährden. Auch den Ausstieg aus der Atomenergie will Gauland überdenken.

Vom Publikum gab es dafür am Donnerstagabend Applaus - und ebenso zuverlässig Pfiffe und Buhrufe, wenn die Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Grünen-Chef Robert Habeck fielen. "Bleiben sie freiheitlich, bleiben sie deutsch" verabschiedete sich Gauland. Eine kleine Gruppe von etwa 15 Bautzenern protestierte am Rande der Kundgebung unter dem Motto "Anstand statt AfD".