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Affäre mit Folgen

Unappetitlicher Vorfall im Trainingslager: Der Spieler muss gehen. Trainer und Manager dürfen vorerst beim SC Paderborn bleiben.

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© dpa

Von Dietmar Fuchs und Arne Richter

Stefan Effenberg bleibt auf Bewährung Chefcoach des SC Paderborn. Auch Manager Michael Born behält sein Amt. Fußballprofi Nick Proschwitz muss gehen. Diese Konsequenz aus einem höchst unappetitlichen Vorfall im Trainingslager des Bundesligaabsteigers präsentierte der als Krisenmanager geforderte Klubboss Wilfried Finke am Montagabend. Auslöser der Affäre: Proschwitz soll sich in der Bar des Mannschaftshotels entblößt haben.

„Nick Proschwitz trägt das Trikot des SC Paderborn 07 nie wieder. Das ist die wesentliche Nachricht des Tages“, sagte Finke nach einem mehrstündigen Krisentreffen. Weder Effenberg, seit dem 13. Oktober Trainernovize, noch Born machte der Vereinschef Vorwürfe. Beide seien bei dem Vorfall mit Proschwitz nicht dabei gewesen. Allerdings warnte Finke auch: „Der Trainer muss jetzt liefern. Das ist ihm auch klar.“ Der Februar sei für Effenberg ein entscheidender Monat. „Wenn der in die Hose geht, muss man sich auch Gedanken über einen Wechsel machen“, sagte Finke.

Der Klubpräsident zeigte sich „schockiert“ von Proschwitz, der in Belek mit heruntergelassener Hose erwischt worden sein soll. „Solche Eskapaden haben keinen Platz, weder bei uns noch zu Gast in einem muslimischen Land. Ich verurteile und verabscheue dieses Verhalten.“

Seit elf Uhr sprach der Möbel-Unternehmer in seinem Büro mit seinem Präsidium, Effenberg, Born und „zeitweise auch mit Proschwitz“. Der Profi, der seit dem Sommer in Paderborn spielte und in 19 Partien fünf Tore erzielte, muss mit arbeitsrechtlichen Folgen rechnen. Für Dienstag kündigte Finke eine anwaltliche Klärung an.

Der Vorfall von Belek löste Wirbel aus. Einige Medien berichteten, dass Prosch-witz in der Bar des Teamquartiers in der Türkei die Hose herunter ließ. „Es ist mir egal, wie tief die Hose hing“, sagte Finke. Auch ein Augenzeuge schilderte, dass man Proschwitz mit heruntergelassener Hose ertappt habe. Er war aber laut eigenen Angaben etwa 15 Meter entfernt. Doch mindestens vier Unbeteiligte hätten das entblößte Gesäß des Spielers gesehen. Mehrere Versuche, Proschwitz für eine Stellungnahme zu erreichen, schlugen fehl.

Ein vermeintliches Opfer von Belästigung stellte die Schilderung des Vorfalls in der Presse als falsch dar. „Als ich am Sonntag aufstand, wusste ich nicht, dass ich in der Nacht zum Sonnabend angeblich sexuell belästigt worden bin. Ich erfuhr es erst aus der Zeitung“, sagte die Frau, die für die Agentur arbeitet, die das Trainingslager organisierte. „Sexuell belästigt worden bin ich zu keinem Zeitpunkt. Belästigt hat mich erst die falsche Berichterstattung. Davon, dass ein Paderborner Spieler eintrat, in zwei Metern Abstand an seiner Hose zog und sofort wieder ging, nahmen wir kaum Notiz.“ Außerdem habe sie sich in der Lobby aufgehalten.

Dieser Darstellung widersprach der Augenzeuge, der namentlich nicht genannt werden wollte. Bei Proschwitz, in diesem Moment mit dem Unterleib der Frau zugewandt, sei die Hose etwa 20 bis 30 Sekunden heruntergezogen gewesen. (dpa)