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Air Berlin rechnet in diesem Jahr mit weniger Passagieren

Die Fluggesellschaft reduziert ihr Angebot im Krisenjahr 2009. Eine Allianz mit Tuifly soll Kosten sparen.

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Von Torsten Holtz

Berlin. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin stellt sich im Rezessionsjahr 2009 auf merklich weniger Passagiere ein. Wegen der Wirtschaftskrise dürfte die Zahl der Reisenden um vier bis fünf Prozent auf gut 27 Millionen schrumpfen, sagte Vorstandschef Joachim Hunold gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Als Konsequenz kürzt Air Berlin nun sein Angebot und verschiebt den Kauf zusätzlicher Flugzeuge.

Statt die Flotte in diesem Jahr wie geplant von aktuell 125 auf 140 Flugzeuge aufzustocken, sollen 2009 vorerst nur 128 Maschinen verkehren. Auch beim Sitzplatzangebot wird gekürzt, und zwar bei den Charterflügen in Europa und bei den Interkontinentalflügen. Aktuell verbindet das Streckennetz 137 Ziele in 37 Staaten.

Schon jetzt ist Air Berlin im Sog der Wirtschaftskrise tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 verbuchte das Unternehmen einen Verlust nach Steuern von 75 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Air Berlin ein Minus von 39,9 Millionen Euro ausgewiesen.

Falsch kalkulierte Zins- und Währungssicherungsgeschäfte haben die Gesellschaft allein rund 30Millionen Euro gekostet. Ebenfalls negativ zu Buche schlugen hohe Spritkosten, die 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 140 Millionen Euro nach oben schossen. Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg aber, und zwar um 6,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Air Berlin beschäftigt aktuell rund 8300 Mitarbeiter, davon gut 1200 Piloten und rund 3000 Flugbegleiter. Ein Stellenabbau ist nicht geplant, wie Hunold sagte. Allerdings werde nur zurückhaltend und gezielt eingestellt.

Im Krisenjahr 2009 will sich Air Berlin nun auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Fest eingeplant ist daher der Verkauf der Frachttochter Leisure Cargo. Der Deal soll Ende April besiegelt werden, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer.

Kostenersparnisse verspricht sich Air Berlin zudem von der erst vergangene Woche frisch besiegelten strategischen Allianz mit Tuifly. Ab Oktober übernimmt Air Berlin das komplette City-Geschäft von Tuifly und chartert dafür langfristig 17Maschinen einschließlich der Besatzungen. Tuifly konzentriert sich dann mit seinen verbleibenden 21 Fliegern auf rein touristische Flüge. Teil der Vereinbarung ist zudem, dass sich beide Airlines wechselseitig mit jeweils 19,9 Prozent aneinander beteiligen.

Hüttmeyer widersprach ausdrücklich Berichten, die Sparte Städteverbindungen von Tuifly sei ein Verlustbringer. Das Geschäft laufe vielmehr „plus/minus Null“ und passe überdies sehr gut zum Streckennetz von Air Berlin. (AP)