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Das ist Dresdens Deal mit Airbnb

Für manche Urlauber wird der Dresden-Trip ab 2019 teurer, für andere günstiger. Wie das zustande kommt.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Dieses Zimmer samt Bett können Dresden-Besucher zum Beispiel bei Airbnb buchen.
Dieses Zimmer samt Bett können Dresden-Besucher zum Beispiel bei Airbnb buchen. © Screenshot SZ

Ob ein Einzelzimmer im Szeneviertel Neustadt oder ein ganzes Appartement in Neumarkt-Nähe: Wer in Dresden Urlaub machen will, hat inzwischen viele Alternativen zum Hotel. Mit Preisen von teils unter 30 Euro pro Nacht kommen Touristen in Privatwohnungen zudem vergleichsweise günstig unter. Wenig begeistert von dieser Art der Übernachtung war bislang die Dresdner Stadtverwaltung. Denn viele Ferienwohnungen sind bis heute nicht gemeldet. Heißt im Umkehrschluss: Urlauber haben anders als Hotelgäste keine Beherbergungssteuer gezahlt. Das ändert sich allerdings bald.

Worauf müssen sich Dresden-Urlauber ab dem kommenden Jahr einstellen?

Gäste, die über Airbnb eine Unterkunft finden, zahlen die Steuer ab dem 1. Januar automatisch bei der Buchung im Web. Ganz gleich, ob die Ferienwohnung bei der Stadt angemeldet ist oder nicht. Diese Vereinbarung haben Airbnb, die größte Internet-Plattform, die private Zimmer vermittelt, und die Landeshauptstadt getroffen. Das Unternehmen mit Sitz in Irland reicht das Geld anschließend an die Stadtkasse weiter. „So ist gewährleistet, dass die Steuer gleichmäßig in allen Fällen erhoben werden kann, in denen sie anfällt“, sagt Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD).

Wie viel Geld müssen Touristen auf den Übernachtungspreis drauflegen?

Bisher waren das knapp sieben Prozent. Wer beispielsweise 200 Euro für eine Unterkunft zahlte, musste 13,33 Euro zusätzlich entrichten. Allerdings hat der Stadtrat beschlossen, dass die Steuerhöhe zum Anfang des nächsten Jahres sinkt. Dann werden sechs Prozent auf den Übernachtungspreis fällig. Das macht im genannten Beispiel zwölf Euro Beherbergungssteuer. Befreit sind Kinder, Geschäfts- und Bildungsreisende sowie Schwerbehinderte mit einem Behindertengrad 80 und mehr.

Was passiert mit Urlaubern, die über andere Plattformen buchen?

Wer seine Unterkunft nicht bei Airbnb bucht, muss die Steuer nicht sofort abführen. Ist die Herberge angemeldet, fordert der Gastgeber das Geld für die Stadt ein und reicht es weiter. Ist die Unterkunft nicht angemeldet – bewusst oder weil es der Gastgeber nicht besser weiß –, kommt der Tourist um die Steuer herum. Im Internet gibt es zahlreiche andere Plattformen, darunter Booking.com, Wimdu oder 9flats. Mit anderen Internet-Plattformen werden derzeit keine Gespräche über vergleichbare Vereinbarungen geführt, so die Stadt auf Anfrage der Sächsischen Zeitung.

Wie viele Ferienwohnungen sind nicht bei der Stadt gemeldet?

Wenn die Verwaltung das wüsste, würden ihr keine Steuereinnahmen entgehen. Allerdings suchen Mitarbeiter akribisch nach Gastgebern, die ihre Herberge bislang nicht angemeldet haben. Eine Internetabfrage habe im Oktober ergeben, dass allein auf Airbnb 883 Wohnungen komplett sowie rund 330 Zimmer vermietet werden, teilt das Rathaus auf Anfrage von Linke-Fraktionschef André Schollbach mit. Das Steuer- und Stadtkassenamt recherchiere und registriere weiterhin Ferienwohnungen, um die Erhebung der Beherbergungssteuer zu prüfen. Allein im vergangenen Jahr wurden 233 Unterkünfte angemeldet, die bislang nicht in den Akten auftauchten. Nur 123 Betriebe meldeten sich von selbst. Erst nach Aufforderung der Stadtverwaltung füllten die restlichen 110 Gastgeber ein Formular aus.

Warum muss überhaupt für kleine Privatzimmer gezahlt werden?

Die Verwaltung ist mehr oder weniger dazu gezwungen, nicht gemeldete Herbergen aufzustöbern. Denn im Oktober 2016 hat das Oberverwaltungsgericht Bautzen entschieden, dass die Beherbergungssteuer ausnahmslos von allen Anbietern erhoben und abgeführt werden muss. Zuvor galt das nur für Unterkünfte mit mehr als vier Betten. Die Richter sahen in der damaligen Praxis einen Verstoß gegen den Grundsatz der gleichmäßigen Besteuerung. Geklagt hatte die „A & O Hotel und Hostel GmbH“, allerdings gegen die Bettensteuer selbst. Mit dieser hatten die Richter grundsätzlich keine Probleme.

Werden Privatunterkünfte zu einem Problem für die Hotel-Branche?

Laut Airbnb buchten letztes Jahr rund 50 000 Touristen eine private Unterkunft über die Plattform. 2016 waren es noch etwa 42 000 Reisende. Das entspricht zwar einer Steigerung von fast 20 Prozent innerhalb eines Jahres. Allerdings machten Airbnb-Gäste nur einen Bruchteil aller Dresden-Touristen aus. Insgesamt übernachteten im vergangenen Jahr 2,18 Millionen Menschen in der Stadt, geschäftlich oder um Urlaub hier zu machen. Nur reichlich zwei Prozent übernachteten nicht im Hotel oder einer Pension. Laut Stadt ist es schwer zu sagen, wie viele Airbnb-Urlauber tatsächlich ein Hotelzimmer buchen würden, sollte es private Angebote nicht geben.