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Aldi greift in Australien an

Die Zahl der Läden wächst rasant, der Gewinn ebenfalls. Die Konkurrenz versucht es sogar mit Rufschädigung – doch eine Anschwärz-Aktion geht ins Leere.

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© dpa

Von Frank Walker und Christiane Oelrich

Sydney. Mike Weekes aus Sydney schwärmt vom Wein bei Aldi. „Das ist irre, für die Flasche nur vier Dollar“, sagt der 29-Jährige. Umgerechnet sind das etwa 2,60 Euro. „Und das Bier: ein Drittel billiger als bei der billigsten Konkurrenz.“ Der deutsche Discounter mischt den australischen Markt gerade gehörig auf. Bei den Konkurrenten Coles und Woolworth schrillen die Alarmglocken. Einer hat den Rivalen aus Übersee sogar angeschwärzt. Ob Aldi denn auch ordentlich Steuern zahle? Das müsse mal unter die Lupe genommen werden, verlangte Richard Goyder, Chef der Coles-Mutter Wesfarmers.

Aldi legte prompt Zahlen auf den Tisch. Das Ergebnis der Prüfung: alles korrekt – und nun weiß die Konkurrenz auch, mit wem sie es zu tun hat. Die Deutschen haben den Vorsteuergewinn von 2010 bis 2013 mehr als verdoppelt. Das machte Schlagzeilen, denn dank seiner Unternehmensstruktur musste Aldi solche Zahlen bisher nicht nennen.

Der Discounter gibt sich angriffslustig. 120 neue Läden sind geplant, vor allem in Süd- und Westaustralien, 40 davon bis Ende 2016, wie eine Aldi-Sprecherin sagt. „Wir haben an der Ostküste 11,4 Prozent Marktanteil, aber wir wollen das auf 15 Prozent steigern. In Süd- und Westaustralien peilen wir in ein paar Jahren mehr als zehn Prozent an.“ Aldi hat sein Konzept schon 2001 nach Australien gebracht: ein überschaubares Sortiment, überwiegend Eigenmarken, die Produkte direkt auf den Lieferpaletten. 373 Filialen gibt es im Land bereits. Noch halten die beiden großen Konkurrenten mehr als 60 Prozent des Marktes. Aldi ist vor allem auf Kosten kleinerer Anbieter gewachsen. Aber das könne sich bald ändern, meinen Analysten. Vor allem, wenn Lidl auftaucht. Medien rechnen bald mit dem ersten Lidl in Melbourne.

„Aldi und Lidl zusammen – das wird gewaltigen Einfluss auf die beiden Großen haben“, sagt Analyst Ian Chitterer von der Ratingagentur Moody’s. „Die beiden hatten es zu lange viel zu gut, jetzt suchen sie wie wild nach einer Strategie, um die Deutschen auf Distanz zu halten.“ Chitterer traut den Deutschen in fünf bis sieben Jahren einen Marktanteil von 20 Prozent zu.

Die Strategie der Platzhirsche mit Frischfleisch- und Käsetheken sowie Sushi-Bars habe nicht funktioniert, sagt Morgan-Stanley-Analyst Tom Kierath. „Aldis Kunden kommen, weil sie bei Aldi mehr für ihr Geld bekommen“, erklärt er. Ein Warenkorb mit hauseigenen Marken kostet bei Aldi 23 Prozent weniger, hat das Verbrauchermagazin „Choice“ errechnet. Aldi punkte etwa mit seiner hauseigenen Kosmetikmarke und Schokolade, sagt die Sprecherin. Billigpreis-Aktionen mit Fernsehern oder Skiern sind auch ein Hit. Ein Musiklehrer habe die ganze Schulband mit Instrumenten von Aldi ausgestattet, sagt Kundin Hannah Walker (26).

Bei Coles purzeln seit Aldis Aufkreuzen nun ebenfalls die Preise. „Ein Coles-Warenkorb ist heute 570 Dollar billiger im Jahr als vor sechs Jahren“, sagt Sprecher Blair Speedy. „Wir werden unsere Preise weiter senken.“ Woolworth wollte sich nicht äußern. „Konkurrenz ist im Interesse der Verbraucher“, heißt es bei Aldi dazu. (dpa)