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Alle wollen Tempo 30 vor der Kita

In Hainersdorf müssen Kinder auf der Straße laufen, deshalb soll das Tempo runter. Ein Gehweg ist nicht in Sicht.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Es ist eine gefährliche Ecke in Sebnitz. In einer langgezogenen Kurve führt die Hohnsteiner Straße zwischen den Gewerbestandorten von Rossmann und Bosch durch das Sebnitztal. Nicht wenige Autofahrer haben hier offenbar das Gefühl, sich schon außerorts zu befinden. Doch etwas versteckt hinter dem Gasthof Sebnitztal befindet sich die Kindertagesstätte „Zwergenhausen“. Wenn die Hortkinder mit dem Bus von der Schule kommen, müssen sie hier über die Straße. Auch bei den beinahe täglichen Spaziergängen zum Naturlehrpfad an den nahegelegenen Goldgruben überqueren die Erzieher mit den Kindergruppen die Fahrbahn. Einen Fußweg gibt es nicht.

„Wir leben immer mit der Angst“, sagt Kitaleiterin Katja Schaffrath. An die vorgeschriebenen 50 km/h würden sich nur die wenigsten Autofahrer halten. Hin und wieder wird mal geblitzt, nach ihrer Einschätzung jedoch viel zu selten. Schon in den Neunzigerjahren hat die Kindertagesstätte sich für Tempo 30 in dem Bereich stark gemacht, bislang vergeblich. Am Hang gegenüber liegt zudem der Reiterhof Rößler, der ebenfalls von vielen Kindern und Jugendlichen besucht wird, die hier Reitunterricht nehmen. Auf dem Weg in den Wald müssen die Besucher zum Teil ebenfalls ein Stück direkt an der Straße entlang reiten.

Vor einigen Monaten haben Eltern und Erzieher das Thema nochmals aufgegriffen – mit Erfolg. Einem Antrag der CDU-Fraktion folgend hat sich der Sebnitzer Stadtrat jetzt für die Prüfung einer Tempo-30-Zone in Hainersdorf ausgesprochen. Sehr zur Freude der Eltern und Kitamitarbeiter.

Da es sich um eine Staatsstraße handelt, hat das Landesamt für Straßenbau und Verkehr das letzte Wort. Um gute Argumente zu sammeln, will die Stadt jetzt zunächst eine Verkehrszählung veranstalten. Ein kleines Messgerät wird die Anzahl der vorbeifahrenden Fahrzeuge und deren Geschwindigkeit erfassen – ohne zu blitzen. Danach soll es einen Ortstermin mit der Polizei und der Verkehrsbehörde geben. Laut Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) stehen die Chancen nicht schlecht. Die Hürden für die Einführung einer 30er-Zone seien zuletzt gerade im Bezug auf anliegende Kindertagesstätten gesenkt worden. Zudem spreche der fehlende Fußweg dafür. Mit einer Entscheidung sei aber wohl nicht vor Ende des Jahres zu rechnen.

Die sicherste Variante für alle Beteiligten wäre ein Fußweg. Warum wird der nicht gebaut? Das sei nur im Rahmen eines grundhaften Ausbaus der Hohnsteiner Straße möglich, sagt OB Ruckh. Der sei derzeit aber nicht geplant. Als Nächstes steht allenfalls eine Deckensanierung an. Zudem mache ein Fußweg nur Sinn, wenn er durchgängig entlang der Hohnsteiner Straße errichtet werden würde. Das gestaltet sich aber aufgrund des Geländes schwierig. Mal ist nur links, mal nur rechts der Fahrbahn Platz. Die Straße müsste also verschoben werden. Problematisch wäre nicht zuletzt die Finanzierung. Für einen neuen Fußweg sind Straßenausbaubeiträge fällig. Das heißt, die anliegenden Grundstückseigentümer müssten hier 75 Prozent der Kosten tragen. Das sei in diesem Fall kaum zumutbar,