Als der neue Papst wenige Stunden nach seiner Wahl noch seine Hotelrechnung persönlich beglich, war schon klar: Das wird kein Papst wie jeder andere. Auch die traditionellen roten Schuhe lehnte der Argentinier ab. Franziskus liebt das Einfache. Er braucht keinen schweren, teuren Gewänder. Und sogar zur großen Fronleichnamsprozession in Rom ging er lieber zu Fuß, als von Sicherheitsbeamten abgeschirmt, im großen, weißen Papa-Mobil durch die römischen Gassen zu gleiten.
Beharrlich weigert sich der 76-Jährige seit Wochen, nun endlich in den Apostolischen Palast umzuziehen. Dort steht die Papst-Wohnung mit dem berühmten Fenster zum Petersplatz hin seitdem leer. Viele Päpste lebten und starben dort. Doch Franziskus wohnt lieber im Gästehaus „Santa Marta“ im Vatikan. Schon während der Papstwahl hatte ein Großteil der Kardinäle aus aller Welt in den 120 Zimmern gewohnt.
Über die Gründe wurde lange Zeit gemutmaßt. Zu groß, zu protzig sei ihm der Palast mit Marmorböden, schweren Möbeln und hohen Decken, hieß es dann meist. Darin hätten doch 300 Menschen Platz, soll der Papst ausgerufen haben, als er die Wohnung erstmals betrat.
Seit dieser Woche nun wissen wir es noch genauer. Denn seit Jorge Mario Bergoglio kein Privatmann mehr ist, sondern Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken, ist die Zahl seiner Freunde noch kleiner geworden, mit denen er sich vertraulich austauschen kann. Und so gelangte jetzt auch ein Brief des Papstes an einen befreundeten argentinischen Priester umgehend in die Presse. Denn der Freund hatte ihn kurz nach Empfang stolz vor seiner Gemeinde verlesen.
Sichtbar für die Menschen wolle er bleiben, schreibt Franziskus darin. Außerdem wolle er ein „normales Leben“ weiterführen. Und dazu kann dann eben, wie bereits beobachtet, auch schon mal eine Frühmesse mit Müllmännern des Vatikan gehören oder das Mittagessen mit anderen Bewohnern des Gästehauses im gemeinsamen Speisesaal. Diese Gemeinschaft tue ihm einfach gut, meint der Argentinier mit dem gütig-fröhlichen Lächeln. „Und es erspart mir die Isolation.“ Nur so könne er seinen inneren Frieden bewahren – während seine Personenschützer die eine oder andere Nachtschicht mehr ableisten müssen.