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Alles anders in der Jägerkaserne

Ämter der Görlitzer Stadtverwaltung ziehen in dem Gebäude ein und um und hoch und runter. Aber warum eigentlich?

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Görlitz. Bei Wieland Menzel sieht es gar nicht nach moderner, steriler Büroatmosphäre aus. Stattdessen ziert ein alter zweitüriger Schrank sein neues Zimmer – und obendrauf thront ein hölzerner Hirsch. „Das ist das Original vom Brauen Hirsch am Untermarkt“, sagt der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde. Schon vor Jahrzehnten wurde es von der Fassade abgenommen, weil es sonst nur eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis Wind und Wetter es hätten zerbröseln lassen. Weil es irreparabel ist, steht es seither im Trockenen – und am Haus hängt eine Kopie.

Anders ist es mit dem Schrank aus dem Jahr 1844. Der stand bisher im früheren Gemeindeamt von Dittelsdorf im Süden des Landkreises. Das Gebäude wurde voriges Jahr abgerissen, für den Schrank gab es weder in Dittelsdorf noch in Zittau eine Verwendung. Menzel, der selbst in Dittelsdorf lebt, holte ihn nach Görlitz. Der Schrank ging ins städtische Eigentum über – und er erfüllt auch wieder einen echten Nutzen: Drinnen stehen Menzels Aktenordner.

Doch nicht nur Hirsch und Schrank sind neu in dem großen Eckzimmer in der Jägerkaserne, auch Menzel ist es: Die Untere Denkmalbehörde ist in den vergangenen Wochen vom Untermarkt 20 hierher umgezogen. Es war der vorerst letzte Behördenumzug, den das Rathaus organisiert hat. Zumindest momentan seien weitere Veränderungen nicht vorgesehen, sagt Kathrin Burkhardt von der Hauptverwaltung.

Allerdings gab es in den vergangenen Monaten und Jahren reichlich Umzüge in die Jägerkaserne und vor allem innerhalb des Hauses. Kaum ein Amt, das nicht in Bewegung gewesen wäre. Aber warum eigentlich? Vor allem sei es darum gegangen, in der Jägerkaserne Fachämter mit hohem Besucheraufkommen anzusiedeln. „Die Jägerkaserne ist behindertengerecht, das Rathaus nicht“, sagt Kathrin Schmidt-Arlt von der Hauptverwaltung. Zudem wurden Hoch- und Tiefbauamt vor einem Jahr zu einem großen Bauamt zusammengelegt. Auch damit waren räumliche Veränderungen verbunden: Die einzelnen Teile dieses Amtes wurden innerhalb der Jägerkaserne räumlich näher zusammengelegt, damit die Wege im Amt kürzer werden.

Möglich wurden alle Umzüge erst, weil der Landkreis Anfang 2013 von der Jägerkaserne an die Bahnhofstraße gezogen ist. Seither ist die Stadt alleiniger Nutzer der Jägerkaserne. Durch den Einzug des Schul- und Sportamtes und der Denkmalbehörde wurden einige Räume gefüllt, andererseits dürften sich auch einige Behörden räumlich klar vergrößert haben, denn obwohl der Landkreis 2013 sehr viele leere Räume hinterlassen hat, steht mittlerweile nicht mehr viel leer. „Zusammenhängende Flächen zur Vermietung an Dritte gibt es noch im ersten Obergeschoss“, so Kathrin Burkhardt. Etwa 200 Quadratmeter sind es. Aktuell geb es aber keine Vermietungsanfragen dazu. Ein Bildungsträger wollte mal rein, sagt Kathrin Schmidt-Arlt: „Das passte aber am Ende räumlich nicht.“ Andererseits zeigt die Stadt aber auch keine erkennbaren Aktivitäten, Mieter zu finden.

Die Denkmalschützer sind inzwischen in ihren neuen Räumen arbeitsfähig. Sein Büro sei schön, sagt Menzel: „Für meine Mitarbeiter war das allerdings schon der achte Umzug seit 1990.“ Die Stationen hießen Tuchmacher, Handwerk 20, Arndtstraße, Fichtestraße, Jägerkaserne, Biblisches Haus, Untermarkt 20 und wieder Jägerkaserne. Jetzt wünschen sich alle, dass es der letzte Umzug dieser Behörde war.