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Familie Herold hat ihr Haus in Ringenhain durch ein Feuer verloren. Doch sie gibt nicht auf.

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© Uwe Soeder

Von Nicole Preuß

Ringenhain. Bruno ist das Schätzchen. Der Shih-Tzu-Welpe kann Claudia und Olaf Herold stundenlang beschäftigen. Er schwänzelt durch die Wohnung, lässt sich kraulen und knurrt auch schon mal, wenn er nicht beachtet wird. Und doch bleibt trotz der Ablenkung die Erinnerung an diesen einen Schicksalstag allgegenwärtig.

Bruno lebt bei Familie Herold, weil sein Vorgänger Monti an einem Novembermorgen im brennenden Haus der Familie in Ringenhain erstickt ist. Ein Rauchmelder rettete dem Hausherrn Olaf Herold das Leben. Er schlug laut vernehmbar an und trieb damit den krankgeschriebenen Ringenhainer aus dem Haus. Olaf Herold wollte damals noch mal nach oben und den Hund retten, doch zum Glück hielten ihn die Feuerwehrleute davon ab. „Sonst wäre ich vermutlich genauso eingeschlafen wie unser Monti“, sagte der 51-Jährige kurz nach dem Unglück. Die Feuerwehrleute fanden das tote Tier nach dem Löschen äußerlich unversehrt. Vom Haus konnten sie aber nichts retten. Was nicht angesengt war, stinkt so nach Qualm, dass es nicht mehr genutzt werden kann.

Kredit muss noch abgezahlt werden
Das Feuer war am Morgen im Arbeitszimmer ausgebrochen, vermutlich aufgrund einer defekten, handelsüblichen Steckdosenleiste. Die Brandermittler gehen von einem technischen Problem aus. Claudia Herold war damals gerade nach einer Operation noch im Krankenhaus. Sie verlor an diesem Morgen ihr Elternhaus. Olaf und Claudia Herold hatten das zweistöckige Haus mit der charakteristischen Fassadenverkleidung in den 90er-Jahren saniert und den Kredit dafür bisher auch noch nicht vollständig abbezahlt – und doch müssen sie jetzt nach vorn schauen.

Die beiden haben in Wilthen, dem Wohnort einer ihrer Zwillingstöchter, eine Wohnung gemietet. Einige Möbel wurden gespendet, die gebrauchte Küche kam über den Aufruf des Radiosenders RSA ins Oberland. Die Herolds haben sich eine Couch gekauft und nach und nach wieder den Hausstand zusammengetragen. Trotzdem liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Sie möchten die Ruinen ihres ehemaligen Wohnhauses auf dem alten Grundstück in Ringenhain abreißen und wieder ein Haus bauen, dieses Mal in Bungalowbauweise. „Wir sind aber immer noch dabei, erst einmal aufzuschreiben, was überall in den Schränken war“, sagt Olaf Herold. Das verlangt die Hausratversicherung. Schwierig wird es auch, Werte zu beziffern. Was sind zum Beispiel die 4000 Mandantendaten wert, die Olaf Herold in seiner Zeit als privater Arbeitsvermittler gesammelt hat? Die verbrannten ebenfalls im Zimmer. Der Zeitpunkt für den Einzug steht trotzdem. Die Familie möchte Weihnachten im neuen Heim feiern. Doch Claudia Herold ist sich inzwischen nicht mehr sicher, ob das überhaupt zu schaffen ist.

Sie hat ein paar Fotos aus dem Haus retten können. Darüber hinaus ist nicht viel geblieben. Die Herolds sind nach dem Unglück noch vorsichtiger geworden. Sie lassen inzwischen nicht einmal den Geschirrspüler oder die Waschmaschine laufen, wenn sie nicht zuhause sind. „Wir sind gebrannte Kinder“, sagt Olaf Herold. „Ich würde sofort die Zeit auf den 9.11. zurückdrehen, wenn ich könnte.“ Auch wenn die Katastrophe so trotzdem nicht zu verhindern gewesen wäre. „Wir haben so viel zurückgelassen.“

Die Herolds haben aber auch Hilfe bekommen. Die Feuerwehrleute aus Ringenhain und den Nachbarorten leisteten tolle Arbeit. Der Bürgermeister der Gemeinde richtete ein Spendenkonto ein, der Wilthener Bürgermeister half mit der Wohnung. Die Gemeindeverwaltung Steinigtwolmsdorf, die Diakonie, die Volkssolidarität und die Kirchgemeinden setzten sich für die Ringenhainer ein. Prof. Hille aus Wilthen und viele weitere spendeten. Kollegen, Familien, Nachbarn und Freunde halfen. Die Arbeitgeber der beiden, die BAO und die Kinderintensivpflege Nicole Tobias, gaben den beiden Zeit, die Angelegenheiten zu regeln. Drei Sportvereine gaben Geld und selbst Handtücher wurden geschickt. „Es war schon ungewohnt für uns, Hilfe anzunehmen. Wir möchten uns aber für alles herzlich bedanken“, sagt Claudia Herold. Beide arbeiten wieder. Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Bruno war ein Geschenk der Töchter. Er und die beiden Enkel lenken die Herolds ab. „Er hat überhaupt nicht in unsere Wohnsituation gepasst, das haben wir aber gern in Kauf genommen. Er ist unser Seelentröster“, sagt Olaf Herold.