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Alles eine Frage des Profils

Kfz-Mechaniker müssen derzeit viel schrauben. Tausende Autofahrer stürmen die Werkstätten – Einblicke in Possendorf.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Werfel

Possendorf. Mit Ihrem Profil würde ich mich nicht mehr auf die Straße wagen. Steht auf dem T-Shirt von Lars Godzik. Das Shirt hat die Reifenfirma Continental gesponsert und meint den Hinweis nicht nur ironisch. Auch im Possendorfer Autohaus Godzik, direkt an der Bundesstraße B 170 gelegen, ist jetzt Reifenwechselzeit. An zwei Tagen in jeder Woche machen die beiden Inhaber, Jens und Lars Godzik, sowie ihre zwei Werkstatt-Mitarbeiter nichts anderes. Dabei müssen sie einiges beachten, wie Bernd Godzik, der Seniorchef des Possendorfer Skoda-Autohauses erklärt. „Gesetzlich vorgeschrieben sind sowohl bei Sommer- als bei Winterreifen Profile mit mindestens 1,6 Millimetern“, sagt er. Doch es ist nicht nur unter Autohändlern, sondern auch bei Verkehrsexperten Konsens, dass das in kritischen Situationen zu wenig ist. „Wir empfehlen, Sommerreifen ab drei, Winterreifen ab vier Millimetern gegen neue Reifen zu tauschen“, so Godzik senior. Der Satz Winterreifen koste inklusive Felgen im Schnitt 500 Euro. Die Profiltiefe überprüft seine Werkstatt bei jedem Kunden, ebenso werden die Reifen auf Schäden am Gummi überprüft. Ausgewuchtet werden sollten Autoreifen alle zwei bis drei Jahre. Wenn alles passt, kommt an den fünf Schrauben kurz der Schlagbohrer zum Einsatz. Nach nur zehn Minuten ist der komplette Reifensatz gewechselt.

Von Ganzjahresreifen will Bernd Godzik hingegen nichts hören. Die verkauft er auch gar nicht – und erklärt das mit den verschiedenen Profilrillen. „Sommerreifen haben Längsrillen, damit bei nassen Straßen das Wasser vom Reifen gut abperlen kann. Winterreifen hingegen haben kleine Querrillen. Die weisen eine bessere Haftung auf.“

Zudem sei die Gummierung anders. „Es ist technisch nicht möglich, einen Reifen zu bauen, der sowohl auf heißen, trockenen Straßen mit möglichst geringer Reibung gut fährt und auf Schnee oder nass-kalten Straßen haftet“, so der Kfz-Meister.

Große Preisunterschiede

Ihm ist aufgefallen, dass seine Kunden zunehmend später Termine zum Reifenwechsel vereinbaren. Warum, versteht er nicht. „Früher hat man gesagt von Oktober bis Ostern – und da ist auch was dran“, sagt Bernd Godzik. Gerade in der hiesigen Region kann es auch Mitte Oktober schon mal kalt sein. Sinken die Außentemperaturen unter vier Grad Celsius, und ist die Straße dazu auch nass oder liegt viel Laub auf der Fahrbahn, kann es mit Sommerreifen gefährlich werden. „Das ist dann auch eine Frage der Versicherung“, so Godzik.

Dabei gilt: Ist die Straße weder verschneit noch glatt, sind Winterreifen gar nicht vorgeschrieben. Nur wer bei Glatteis, Reifglätte oder Schnee unterwegs ist, muss mit Matsch-und-Schnee-Reifen (M+S-Reifen) fahren. Wird ein Fahrer mit unzulässigen Reifen erwischt, muss er 60 Euro zahlen. Verursacht er mit Sommerreifen gar einen Unfall, erhöht sich das Bußgeld auf 120 Euro. In beiden Fällen kommt noch ein Punkt in Flensburg dazu. Falsche Reifen oder zu wenig Profil seien aber auch im Winter der Polizei zufolge fast nie die Unfallursache. „Da spielen eher Fahrfehler eine Rolle, weniger die technische Ausstattung der Autos“, heißt es von Beamten.

Im früheren Weißeritzkreis müssen Autofahrer für einen kompletten Radwechsel zwischen zehn und 40 Euro einplanen, das Einlagern der Räder kostet hier 20 bis 50 Euro im Halbjahr. Derzeit müssen kurzentschlossene Kunden bei den meisten Werkstätten mit mindestens einer Woche Wartezeit rechnen. Deshalb raten die Werkstätten, schon frühzeitig Termine zu vereinbaren. Wenn möglich, bevor der Winter spontan, aber heftig hereinbricht.