Von Romy Altmann-Kühr
Löbau. Farben dominieren den neuen Laden von Gabriele Hänsch. An der Inneren Zittauer Straße in Löbau hat sie gestern ein neues Geschäft eröffnet, das „Wollestübchen“. Garne zum Stricken und Häkeln in allen Farben füllen die Regale in der Inneren Zittauer Straße 8. Damit hat Löbaus Sorgenkind in Sachen Einkaufsstraße wieder einen Laden mehr. Zwischen dem ehemaligen Geschäft Schmuck-Heller und der Johannisapotheke liegt jetzt das „Wollestübchen“.
Im hinteren Teil des kleinen Lädchens hat Frau Hänsch ihre Werkstatt eingerichtet. in großen Regalen, die bis unter die Decke reichen, stapeln sich hier große Rollen mit Textilgarnen, so genannte Konen. Sie sind sortiert in verschiedenen Farbfamilien, Rosa-Töne lagern über knalligem Pink, blasses Eierschalengelb neben kräftigem Sonnengelb. Aus den Textilgarnen fertigt Gabriele Hänsch in Handarbeit selbst Farbverlaufsgarne. Die Garne in mehreren Farben knüpft sie dabei so einander, dass beim Stricken eines Teils ein Farbverlauf entsteht. „Bobbel“ heißt das fertige Wolleknäuel. „Man muss nicht die Wolle wechseln und selbst zusammenknoten, sondern kann in einem Stück stricken“, erklärt die Fachfrau den Vorteil der Bobbels. Für Tücher und Ponchos oder auch Pullover sei das ein sehr schöner Effekt. In Handarbeit stellt Frau Hänsch auch Sockenwolle her. Dazu kauft sie Rohwolle ein und färbt sie selbst.
Zur Handarbeitsbranche kam die 40-Jährige aus persönlichem Interesse. Früher hat die Niedercunnersdorferin als Restaurantfachfrau gearbeitet. Dann kamen ihre Kinder. Die vierfache Mutter suchte eine neue Aufgabe, die sich mit dem Familienleben besser vereinbaren lässt als die Arbeit in der Gastronomie. „Als ich Mutter wurde, habe ich selbst angefangen mit Handarbeiten“, erzählt Frau Hänsch. Damit folgt sie einem allgemeinen Trend, den Handarbeitsfachleute bestätigen. Interessieren sich Teenager oder ganz junge Frauen oft nicht so sehr für Handarbeiten, schlägt das meist um, wenn junge Frauen Mutter werden. Denn dann wird gern Individuelles für den Nachwuchs gefertigt: Mützen, Söckchen, Jäckchen. So war es auch bei Gabriele Hänsch. Sie blieb dabei, eignete sich über Youtube-Videos viele Tricks und Kniffe an und erlernte die Herstellung der Farbverlaufsgarne. Schon vor einem Jahr ging sie dann mit einem Onlineshop an den Start, in dem sie Garne und Zubehör verkauft.
Sie beobachtet in ihrem Onlinehandel den Trend, dass wieder mehr mit Wolle, Garn und Co. gearbeitet wird, das Hobby Handarbeiten beliebt ist. Bei allen Altersgruppen – und auch bei Männern. Die Möglichkeiten, etwas zu stricken oder häkeln, seien ja auch vielfältig, so die Unternehmerin. Mützen, Schals und Socken sind die Klassiker, man könne aber weit mehr mit Garn und Wolle herstellen, zum Beispiel auch Jacken, Decken oder sogar Tischdecken. Selbst ein Sommerloch konnte die Händlerin nicht feststellen. „Das ist überhaupt nicht von der Jahreszeit abhängig.“
Frau Hänschs Traum war ein richtiger Laden, in dem sie mit den Kunden direkt ins Gespräch kommt und beraten kann. „Und ich wollte Privates und Arbeit etwas mehr trennen“, nennt Frau Hänsch einen weiteren Aspekt, der sie zum eigenen Laden ermutigte. Zuvor hatte sie zu Hause gearbeitet und dort die Garne hergestellt.
Den Kundenkontakt will sie bald noch weiter ausbauen. Sie plant einen Handarbeitstreff in ihrem Laden. Dort können Handarbeitsbegeisterte zusammenkommen, bei Kaffee und Gebäck gemeinsam ihre Handarbeiten verrichten, sich austauschen. Einen Termin gibt es noch nicht, Frau Hänsch visiert aber den Oktober für ein erstes Treffen an. Zudem will sie künftig Kurse im Stricken und Häkeln geben.
Ihren Laden an der Inneren Zittauer Straße hatte sie schon im vorigen Jahr bei einem Löbau-Bummel entdeckt. Eine Weile dauerte es dann noch, bis alles unter Dach und Fach war und sie tatsächlich eröffnen konnte. Den Standort findet sie prima. „Der Markt ist ja gleich um die Ecke.“ Frau Hänsch hat beobachtet, dass in diesem Bereich der Inneren Zittauer doch recht viele Fußgänger unterwegs sind. Der erste Tag mit eigenem Laden gibt ihr Recht: Direkt am ersten Vormittag haben schon etliche Kunden im neuen Laden an der Inneren Zittauer Straße reingeschaut, erzählt die Inhaberin.