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Als 4 000 Zuschauer in Löbaus Stadion mitfieberten

Die Armeesportgemeinschaft brachte in den 60er und 70er Jahren bekannte Spieler hervor. Nun treffen sie sich in Löbau.

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© Matthias Weber

Eigentlich ist Peter George Sportler. Seine Leidenschaft gilt dem Fußball und auch als Rentner geht er noch regelmäßig zum Sport. Daheim am PC sitzen – das ist nicht sein Ding. Dennoch hat der Löbauer in den letzten Monaten viel Zeit vor dem Computer verbracht. Das hat aber auch mit Sport zu tun.

Torschützenkönig Hans-Jürgen Kreische (Mitte) beim Torschuss. Das war 1972.
Torschützenkönig Hans-Jürgen Kreische (Mitte) beim Torschuss. Das war 1972. © Drogerie Heinze
Die Programmhefte von den Fußballspielen sind inzwischen bei Sammlern begehrt.
Die Programmhefte von den Fußballspielen sind inzwischen bei Sammlern begehrt. © R. Kühr
Die Mannschaft von ASG Vorwärts. Vorn rechts sitzt Trainer Martin Geisler, der Bruder von Nationalspieler Manfred Geisler.
Die Mannschaft von ASG Vorwärts. Vorn rechts sitzt Trainer Martin Geisler, der Bruder von Nationalspieler Manfred Geisler. © Drogerie Heinze

Peter George hat ehemalige Sportfreunde von der Armeesportgemeinschaft Vorwärts Löbau gesucht. Das Internet half ihm dabei. Denn die Spieler, die seinerzeit in Löbau aktiv waren, leben mittlerweile in ganz Deutschland und Europa verstreut. Dennoch wollten Peter George und sein Kompagnon Reinhard Schuch, der ebenfalls bei Vorwärts spielte und bis heute in Löbau lebt, so viele wie möglich zusammentrommeln, um ein Treffen zu organisieren. Das erste seit über 40  Jahren.

Ein Teil der alten Mannschaft trifft sich mit der Truppe der „Alten Herren“ regelmäßig. „In dieser Größenordnung wird es aber das erste Mal sein, das wir uns wiedersehen“, erzählt Peter George. Ab 1964 existierte Vorwärts Löbau. 1963 war die Offiziershochschule in Löbau gegründet worden. Etliche der Offiziersschüler, die hier lernten, waren Fußballer. Manche kamen von namhaften DDR-Vereinen. Sie wollten auch während der Ausbildung in Löbau weiter spielen. So gründete man eine eigene Mannschaft und schließlich die Armeesportgemeinschaft (ASG). Die ASG bestand bis 1977, danach fusionierte sie mit Empor Löbau. Ein Begriff sind bis heute viele Namen derer, die bei der ASG spielten. Denn sie machten auch nach dem Aus der ASG und dem Wegzug aus Löbau Karriere bei bekannten Vereinen und spielten teils in der DDR-Oberliga. Darunter sind bekannte Namen wie Claus Lichtenberger (Dynamo Dresden), Hartmut Gerald Bellmann (Torhüter bei Dynamo), Frank Espig (Wismut Aue), Klaus Härtel (Stahl Riesa), Werner Klemm (Motor Karl-Marx-Stadt), Klaus Havenstein (Chemie Böhlen). Havenstein war Torschützenkönig in der Oberliga. Spieler der ersten Stunde waren Volker Bähr, der heute noch in Löbau lebt, und Wolfgang Thomalla aus Berlin. Den Fußball in Löbau mit aufgebaut hat Willi Hentschel. Der heute 81-Jährige ist der älteste der Ehemaligen von Vorwärts Löbau. Dass das Interesse an den Spielern und der Mannschaft von damals ungebrochen ist, zeigt zum Beispiel die Nachfrage nach den Programmheften von damals. Die kleinen Heftchen wurden zu jedem Spiel herausgebracht, enthielten Infos zu den Spielern und dem Klub und die jeweilige Mannschaftsaufstellung. „Die Programmhefte werden heute im Internet gehandelt und haben Sammlerwert“, erzählt Peter George. Das liegt nicht zuletzt auch an den bekannten Spielern.

Sie alle zu finden war trotz Internet gar nicht so einfach. Manche wohnen im Ausland, auf Mallorca und Gran Canaria machte Peter George ehemalige Mitspieler ausfindig. „Seit einem halben Jahr bin ich mit der Suche beschäftigt“, erzählt er. Dabei stellte er fest: auch viele andere der ehemaligen Fußballer haben es nicht so mit dem Computer. „Den E-Mail-Verkehr erledigen die Frauen.“ Ihre Gattinnen bringen nun viele Spieler auch mit nach Löbau zum Treffen und nutzen die Gelegenheit, ein paar Tage länger zu bleiben und die Region mal wieder zu besichtigen. Sie übernachten in Hotels und Pensionen, einige finden auch in der Löbauer Tennishalle einen Übernachtungsplatz. Bevor dort am Sonnabend zusammengesessen und über alte Zeiten geplaudert wird, wollen die Ex-Armee-Fußballer aber ihre ehemalige Spielstätte – das Löbauer Stadion – besichtigen. „Dort waren die Ränge immer gut gefüllt, wenn wir spielten“, erinnert sich Peter George. Unter 1000 Zuschauer lief selten ein Spiel ab. Häufig waren es auch bis zu 4 000 Gäste, die mitfieberten, wenn die ASG auf dem Rasen stand.

Für Peter George steht schon fest, dass es eine zweite Auflage vom Ehemaligen-Treffen geben soll. Denn nicht alle haben es geschafft, den Termin einzurichten. Von den knapp 70  eingeladenen Spielern kommen 35 am Wochenende nach Löbau. „Einige haben sich richtig geärgert, weil sie nicht kommen können“, erzählt der Organisator. „Deshalb müssen wir das unbedingt noch mal angehen.“ Außerdem: Bei der Masse der Leute könne unmöglich jeder mit jedem sprechen und sich austauschen in den wenigen Stunden. Nach über 40  Jahren gibt es eine Menge zu erzählen.

Nun sucht Peter George weiter – diesmal keine Spieler, sondern Erinnerungen an die ASG Vorwärts. Mancher Löbauer könnte ihm dabei helfen. Wer noch Sachen von Vorwärts besitzt, zum Beispiel alte Programmhefte von den damaligen Spielen, Wimpel oder Ähnliches, kann sich bei Peter George melden. Er möchte zumindest die Hefte einscannen und archivieren.

Kontakt:  03585 40 29 88 oder george.p(at)gmx.de