Großröhrsdorf. In diesem Jahr treffen sich zwei Ereignisse in Großröhrsdorf: 2020 ist das Jahr der Industriekultur und die Bandweberei in Großröhrsdorf blickt auf 340 Jahre zurück. „Seit George Hans im Jahr 1680 die Bandweberei hier einführte, entwickelte sich in den Folgejahren die Bandweberei zu einem bedeutenden Industriezweig in Sachsen. Große Bandfabriken prägten das Ortsbild von Großröhrsdorf“, teilt die Stadtverwaltung mit.
Das Museum der Bandweberei zeigt heute diese Entwicklung an funktionsfähigen historischen Maschinen. Die Geschichte der einzelnen Bandfabriken wurde seit dem Jahr 2000 vom Verein Industrie- und Bandmuseum zusammengetragen. Damals sprachen Vereinsmitglieder mit Zeitzeugen aus den Firmen und Nachkommen. Sie trugen viel Material zusammen.
Dieser historische Fundus sei nun anlässlich des Jahres der Industriekultur zu einem Buch zusammengefasst worden. Etwa vor zwei Jahren habe er damit begonnen, das Material zu überarbeiten, berichtet Bernd Franke vom Museumsverein. Damals, vor 20 Jahren, habe auch noch die entsprechende Technik, wie Scanner gefehlt, um ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. Nun seien die Dokumente und Fotos digitalisiert und Begleittexte formuliert worden.
„Was nützt es, wenn das Material zu den Unternehmen in Ordnern im Archiv liegt. Es muss doch für Interessierte verfügbar sein“, sagt Bernd Franke. So entstand das Buch, das nun diesen Teil der Großröhrsdorfer Geschichte bekannt macht. Das Buch trägt den Titel: „Großröhrsdorf und die Bandweberei - eine Reminiszenz “.
Die größten Firmen haben auf 250 Seiten Eingang gefunden. Dazu gehört außerdem ein geschichtlicher Überblick bis in die Anfänge der Großröhrsdorfer Bandweberei. Insgesamt 26 Unternehmen und die Berufsschule werden genauer dargestellt. Los geht es 1779 mit der Firma Johann Gottfried Schöne, der ersten Band- und Gurtweberei Sachsens. Das Buch endet mit der Enteignung zu DDR-Zeiten etwa 1972.
Den Text begleiten viele Fotos, die die Arbeit in den Betrieben zu früheren Zeiten in Erinnerung bringen und der heutigen Generation zeigen, wie die Menschen im Rödertal arbeiteten. Das Buch widerspiegele eine Industriekultur, die man nicht vergessen sollte, denn sie sei maßgebend für die Entwicklung von Großröhrsdorf gewesen. Möglicherweise kommt noch ein weiterer Band, der die Geschichte danach beleuchtet und Ohorn und Pulsnitz mit einbezieht, kündigt Bernd Franke an.
Der Firma Johann Gottfried Schöne wird sich zudem eine Sonderausstellung im Mai widmen. Noch bis ins Jahr 2013 lief eine Produktion von Dochten und Gurten für Rollläden. Jetzt dokumentierte der Museumsverein die Beräumung der Fabrik. Mit der Sonderschau ist der Verein momentan beschäftigt. Dabei werden auch Exponate aus dem kleinen Firmenmuseum gezeigt, das die inzwischen verstorbene Eigentümerin dem Verein übergab. (SZ/ha)
Das Buch ist im Technischen Museum der Bandweberei erhältlich. Das Museum hat dienstags bis donnerstags jeweils von 14 bis 18 Uhr und jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in der Zeit von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
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