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Als die Rübe noch mit der Bahn fuhr

Radfahrer können sich über die Tradition der Rübenverarbeitung in der Region informieren. 

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Am Radweg zwischen Pommlitz und Zschaitz, früher eine Bahnstrecke, wird auf einer Tafel über die Historie der sogenannten „Rübenbahn“ informiert.
Am Radweg zwischen Pommlitz und Zschaitz, früher eine Bahnstrecke, wird auf einer Tafel über die Historie der sogenannten „Rübenbahn“ informiert. © André Braun

Döbeln. Dass der Zuckerrübenanbau und die Verarbeitung der Feldfrucht in der Döbelner Region eine lange Tradition hat, können zumindest Fahrradfahrer auf dem Mulde-Radweg erfahren. Ausführlich wird auf einer Infotafel über die dort früher verkehrende „Rübenbahn“ berichtet. Ursprünglich eine Schmalspurbahn, die vorwiegend für den Transport der geernteten Feldfrüchte von Oschatz nach Döbeln gebaut und genutzt wurde.

Denn auch in Döbeln gab es mehr als 100 Jahre lang eine Zuckerfabrik, zeitweise die drittgrößte in Deutschland. Diese wurde im Jahr 1883 in der Nähe der Mulde errichtet. Nur ein Jahr später rollte zum ersten Mal die „Rübenbahn“ auf der Strecke Oschatz – Döbeln. Später wurde neben der Schmalspur- auch noch die Regelspur für den Transport genutzt.

Tagsüber konnten deshalb Personenzüge auf den Schienen rollen, nachts waren es die Zuckerrüben, die die Bauern direkt von ihren Felden an den Zwischenhalten aufluden. Die bedeutendsten Ladestellen waren Mügeln und Kleinmockritz.

Auf bis zu 40 Prozent der Feldflächen belegten damals die Landwirte mit Rüben. In der Saison 1893/94 wurden in der Fabrik täglich 725 Tonnen verarbeitet. In den 1920-er Jahren wurden in einer Produktionsperiode – der sogenannten Kampagne – die etwa acht bis zehn Wochen dauert, rund 64 000 Tonnen Rüben zum überwiegenden Teil auf der Schiene in die Fabrik gebracht. Die Züge bestanden meist aus etwa 25 Wagen und hatten eine beachtliche Länge von bis zu 150 Metern.

In den 1940-er Jahren ging der Anbau des „Weißen Goldes“, wie die Zuckerrübe auch genannt wurde, kriegsbedingt zurück. Erst im ersten Jahrzehnt der DDR nahm die Verarbeitung der Zuckerrüben wieder Fahrt auf. Das Zentrum der „sächsischen Rübe“ war Lommatzsch.

Nachdem ab 1968/69 der VEB Kraftverkehr Waldheim den Transport der Hackfrüchte von den Feldern in die Zuckerfabrik übernahm, war die Zeit der „Rübenzüge“ auf der schmalen Spur gezählt. Zwar blieb die Regelspuranlage weiterhin in Betrieb. Doch Zuckerrüben wurden dann nur noch nachts als Sonderzüge auf der Strecke Borsdorf – Coswig gefahren.

Und auch die Zuckerrübenfabrik in Döbeln ist mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten Geschichte. Gearbeitet wurde in der Fabrik bis 1992. Ein Jahr nach der Stilllegung wurde der Betrieb abgerissen. Mittlerweile ist auf dem Gelände ein Spielplatz entstanden. (DA/vt)

Quelle: Andreas Riethig, Reiner Scheffler

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