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Als wäre es gestern gewesen

Im August 1977 überquerte Hochspringerin Rosi Ackermann als Erste die Höhe von zwei Metern. Nun wird sie 65 Jahre alt.

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© picture alliance/chris hoffman

Von Ralf Jarkowski

Zwei Meter! 30 000 Zuschauer sind bei Rosis Traumflug in ein neues Zeitalter live dabei und erleben eine Sternstunde des Sports. Die Latte zittert noch, da schlägt die Hochspringerin mit der Startnummer 20 die Hände vors Gesicht und hüpft fassungslos von der Matte. Freudentränen rollen. Wie in Trance startet Rosi Ackermann zur Ehrenrunde durchs Berliner Olympiastadion, von Fotografen gejagt. Diesen 26. August 1977 wird sie nie vergessen. Am heutigen Dienstag feiert die Olympiasiegerin aus Lohsa ihren 65. Geburtstag.

Fast 40 Jahre nach dem großen Erfolg läuft der ganze Film noch einmal ab, so als wäre dieses Istaf gestern gewesen. „Das war um 20.14 Uhr – das weiß ich noch ganz genau. Was denkt man da? Da denkt man gar nichts. Das ist plötzlich so ein Wow!“, sagt Rosi Ackermann. „Ich war so aufgewühlt, so durch den Wind. Das ging doch gar nicht! Das war ein Stück Sportgeschichte, aber das begreift man erst viel später.“ Im inzwischen antiquierten Straddle-Stil wälzt sie sich als erste Hochspringerin der Welt über die magischen zwei Meter. Der letzte ihrer sieben Weltrekorde bleibt ihr liebster, noch vor dem Olympiasieg ein Jahr zuvor in Montreal.

Nach dem Ende der Sportkarriere 1980 studiert die gelernte Textilfachverkäuferin Ökonomie, bringt zwei Söhne zur Welt, freut sich später über einen Enkel. Von der Wende bis zum Jahr 2015 ist sie bei der Agentur für Arbeit in Cottbus beschäftigt. „Was, Frau Ackermann, Sie hier?“, haben da einige gefragt. Mit 63 geht sie in Rente.

Die alten Zeiten waren schön, ja, aber eigentlich will Rosi Ackermann gar nicht mehr darüber sprechen. Und über Doping schon gar nicht. „Es ist schon viel geschrieben und gesagt und geredet worden. Da sagt man: Ja oder nein, ich weiß es nicht. Es muss auch mal gut sein“, meint sie. Im Klassiker von Brigitte Berendonk zur Aufarbeitung des Staatsdopings in der DDR taucht auch der Name „Ackermann, Rosemarie“ auf: in der Tabelle 13 auf Seite 158 ist sie die Nummer 1 in der „Liste der nun als Dopingsünder überführten 220 DDR-Leichtathleten“ (Berendonk/1991).

Was bleibt? Viele Freunde von früher, mit denen sie immer Geburtstag feiert. Erinnerungen und Anerkennung. „Ich habe die Rosi immer gemocht. Sie ist ein bodenständiger, bescheidener Mensch“, sagt die zweimalige Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth. „Dafür spricht ja auch, dass sie keine große Party macht. Ich wünsche ihr einen schönen Geburtstag!“ (dpa)