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Als Wehlen ein bedeutender Herrschersitz war

Vor 750 Jahren wurde die Burg Wehlen erstmalig urkundlich erwähnt. Von der wehrhaften Anlage ist heute wenig übrig.

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Burg Wehlen nach einem Kupferstich von Basil Grundmann (1755).
Burg Wehlen nach einem Kupferstich von Basil Grundmann (1755). © Repro: Heinz Strohbach

In einer Urkunde aus dem Jahre 1269 wird erstmals ein „castrum Wylyn“ genannt. Doch Wilhelm Leberecht Götzinger schrieb in seinem Buch „Schandau und seine Umgebungen“: „Dieser Name zeigt einen sorbischen Ursprung an, folglich wäre Wehlen sehr alt und sein Alter reichte wenigstens bis ins 10. Jahrhundert hinauf.“

Die Burg Wehlen wurde auf einem schmalen Bergsporn rund 25 Meter über der Stadt angelegt. Er bot wenig Raum: in der Ost-West-Richtung circa 150 und in der Breite rund 50 Meter. Doch auf dem beschränkten Territorium entstand eine stattliche Burganlage. Dies zeigen Bilder von Johann Alexander Thiele (1750), Basil Grundmann (1755) und Ludwig Richter (1823). Der turmgeschützte Haupteingang im Osten war durch einen im Sandstein eingeschnittenen Graben von der Kernburg getrennt. Ein Felswallgraben umgab die ganze Anlage. Die Nordseite war durch eine Rundbastion, heute „Trommel“ genannt, zusätzlich geschützt. Bei der Burg Wehlen handelt es sich um eine sogenannte Grenzburg. Denn nach der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1228 bildete das Felsengewirr zwischen Wehlen, Rathen und dem Polenztal damals die Grenze zwischen Meißen und Böhmen.

Die glänzendste Periode erlebte Burg Wehlen in der Regierungszeit des Markgrafen Heinrich des Erlauchten von Meißen (1221-1288). Er war eine der schillerndsten Gestalten des deutschen Mittelalters, erfolgreicher Landesherr, Kreuzfahrer und Minnesänger. Man nennt ihn auch den „August den Starken des Mittelalters“. Heinrich heiratete dreimal. Seine erste Gemahlin war die Tochter des österreichischen Herzogs Leopold VII. Nach deren Tod heiratete Heinrich 1245 die Tochter des böhmischen Königs Ottokar II., Agnes. Mit ihr kam vermutlich die Herrschaft Wehlen und damit die Burg an Heinrich. In ihrer Blütezeit war sie nicht nur eine kleine Elbzollstätte, sondern eine bedeutende Anlage. Der Historiker Alfred Meiche war sich sicher, dass sie der Lieblingssitz Heinrichs des Erlauchten gewesen sei. Dies wird insofern verständlich, da Heinrich oft zur Jagd in Wehlen weilte. Meiche schreibt: „Hausten doch im nahen Waldgebirge noch gegen Ende des 16. Jahrhunderts neben einer Fülle friedsamen Jagdgetiers zahlreiche Bären, Wölfe und Luchse.“

Nachdem Heinrich 1288 verstorben war, gerieten die Burg und die Herrschaft Meißen in die Wirren, die auch Pirna teils unter böhmische, teils unter meißnische Hoheit brachte. Mehrere sächsische Adelsgeschlechter waren Lehnsträger, zuletzt die Schönburger. 1525 verlegte Wolf von Schönburg seinen Sitz von Wehlen nach Lohmen und ließ dort das Schloss neu erbauen. Vermutlich fing die Burg Wehlen damals an, baufällig zu werden. 1543 tauschten schließlich die Schönburger Wehlen mit Hohnstein und Lohmen gegen Wechselburg und Penig in Mittelsachsen. Herzog Moritz (Regierungszeit 1541-53) teilte dann das Gebiet in die drei Ämter Hohnstein, Wehlen und Lohmen, wobei Wehlen später mit Lohmen vereinigt wurde. In dieser Zeit hatte sich der Verfall der Burg fortgesetzt. So erteilte der Kurfürst August 1557 dem Rat der Stadt Neustadt die Erlaubnis, „so von Toren Fenstern und anderem noch vorhanden vollends abführen und zu ihrer Kirche und Rathause verbrauchen möchten.“ Damit wurde die Burg zum Steinbruch. Im 18. Jahrhundert erfolgten bedrohliche Abstürze, die Abtragungen und Stützmauern zur Folge hatten.

Im Jahr 1883 übernahm der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz die Ruine in Besitz und Pflege. In jüngster Zeit gibt es wieder verstärkt ehrenamtliche Bemühungen, die Burgruine zugänglich zu erhalten. So wurden in den vergangenen Monaten Teile der Anlage mithilfe von Fördermitteln saniert, Pfeiler, Treppen und Geländer instand gesetzt. Denn noch immer bietet die Burgruine eine schöne Aussicht in das Elbtal und über die Stadt. (Heinz Strohbach)