Von Mandy Schaks
Altenberg. Manchmal haben auch Schicksalsschläge noch irgendetwas Gutes. Das durfte auch Eleonore Spichal mit ihren bereits 94 Jahren erfahren. Die ältere Dame wirkt recht fit, auch wenn sie hin und wieder ein paar gesundheitliche Beschwerden hat. Deshalb musste sie erst vor Kurzem zur Reha ins Gesundheitszentrum Raupennest nach Altenberg. Und das war für sie ein Glücksfall. Denn bei der Gelegenheit erfuhr sie auch noch, dass in der Nähe vom Bahnhof ein großes Haus speziell für die Bedürfnisse älterer Menschen gebaut wird. Das weckte das Interesse der agilen Dame.


„Bei uns in der Nähe ist alles belegt“, sagt Frau Spichal, die aus Rechenberg-Bienenmühle stammt. Außerdem gefällt ihr, dass in Altenberg kein übliches Pflegeheim gebaut wird, sondern hier die alten Leute selbstständig leben können, erzählt sie. Da hat sie sich schon schlau gemacht. Frau Spichal wohnt allein in ihrer Wohnung und erledigt auch noch im Haushalt viel selbst, erzählt ihre Tochter, Petra Frank. Sie ist aber berufstätig, kann nicht immer nach dem Rechten sehen. Deshalb will sich Frau Spichal verändern. Schließlich wird man nicht jünger, sagt sie und lächelt. Denn jetzt habe sie es noch in der Hand und könne selber entscheiden. Da sagen Mutter und Tochter die Pläne der Advita Pflegedienst GmbH Berlin schon sehr zu, die in Altenberg ein bisher im Osterzgebirge einzigartiges Konzept umsetzt. Frau Spichal könnte hier eine eigene Wohnung beziehen und bei Bedarf Pflege in Anspruch nehmen. „Auch nachts wäre jemand da“, sagt Tochter Petra Frank, „falls mal was ist“. Deshalb haben sie an der neuen Einrichtung gleich Interesse angemeldet – wie über 100 andere Menschen auch.
Sie alle hat der Beiratsvorsitzende und Inhaber von Advita, Dr. Matthias Faensen, Mitte des vergangenen Monats zum Richtfest eingeladen. Dort konnten sie das Bauwerk, das die Firma Köster GmbH aus Chemnitz als Generalauftragnehmer in nur gut vier Monaten hochgezogen hat, schon einmal inspizieren. „Die Firma hat das in einer wahnsinnigen Zeit geschafft“, lobte Faensen und fügte hinzu: „Das ist sehr solide Arbeit.“ In die untere Etage durften die Interessenten schon einmal einen Blick werfen und auch die Grundrisse der künftigen Wohnungen, die hier auf sie ab Sommer nächsten Jahres warten, studieren. Um die 100 Leute werden im Advita-Haus Geisingbergblick eine neue Heimat finden. Gebaut werden rund 50 Wohnungen, Einzelappartements genauso wie Zweiraumwohnungen, sodass auch Ehepaare einziehen können. Zudem sind hier zwei Wohngemeinschaften für je zwölf Bewohner mit Demenz geplant. Der Anspruch von Advita ist hoch: Es soll kein Heim sein, sondern den Bewohnern die Möglichkeit gegeben werden, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Das fängt schon damit an, dass jeder Bewohner seine eigenen Räume hat mit seinen Möbeln, die ihm lieb und vertraut sind. Dafür mussten die Architekten noch einmal ran. Norman Hose und Lars Böttger passten die früheren Entwürfe den Wünschen des neuen Investors und der Stadt an. „Innen haben wir alles umgekrempelt“, verrät Lars Böttger, damit kein Heim, sondern eben ein Wohngebäude entsteht. Süd- und Nordflügel sind mit einem modernen ellipsenförmigen Zwischenbau verbunden. Eleonore Spichal könnte sich schon jetzt vorstellen, hier einmal zu wohnen.