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Orgelpfeifen finden neue Besitzer

Patenschaften für die Klangrohre sollen 50 000 Euro zur Sanierung der Orgel einbringen. Die größten Spender bekommen eine bleibende Erinnerung.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radeburg. Normalerweise sitzt Kantor Markus Mütze auf der Empore der Radeburger Kirche und spielt dort bei Gottesdiensten und zu anderen Anlässen die Orgel. Doch seit ein paar Monaten ist in der Stadtkirche nichts mehr normal. Die Orgel ist verstummt, das Gotteshaus Großbaustelle.

Statt den insgesamt rund 1 300 kleinen und großen Pfeifen des Instruments Töne zu entlocken, betätigt sich der Radeburger Kirchenmusiker in den vergangenen Tagen immer mal wieder als Transporteur einer ungewöhnlichen Fracht. Das gesamte Innenleben des Orgelgehäuses war bereits Mitte Mai von Fachleuten der Dresdner Traditionsfirma Jehmlich ausgebaut und zur Sanierung mitgenommen worden. Zurück blieben die 29 sichtbaren großen Prospektpfeifen. Diese sollen neu angefertigt werden. Denn während des Ersten Weltkrieges waren die 1881 eingebauten Originale als „Metallspende“ für Kriegszwecke entnommen worden. Die 1921 als Ersatz eingebauten Pfeifen bestanden dann nicht mehr aus einer Zinnlegierung, sondern aus einfachem Zinkblech. Das soll nun mit der großen Orgelsanierung wieder geändert werden.

Insgesamt sind für die Reparatur und Säuberung des großen Instruments Kosten in Höhe von 90 000 Euro veranschlagt. Über die Hälfte soll über Spenden abgesichert werden. Genau 50 000 Euro. Dafür wurden bereits im Frühjahr mehrere Spendenprojekte gestartet (die SZ berichtete). Das wichtigste Vorhaben sind dabei die Orgelpatenschaften. Interessierte können für 50, 100, 200, 500 und 1 000 Euro Paten werden. Die beiden letzten Preisgruppen betreffen die genannten Prospektpfeifen. Wer für diese spendet, bekommt sogar die nicht mehr benötigte Pfeife als bleibende Erinnerung.

Da die meisten Prospektpfeifen inzwischen Paten gefunden haben, ist Markus Mütze in den vergangenen Tagen viel in der Zille-Stadt unterwegs. Eines der übermannsgroßen Metallrohre hat der Kantor in die Fachklinik für Geriatrie gebracht. Eine weitere Pfeife wird künftig einen Platz in der Sparkasse finden. Denn die Sparkassenstiftung beteiligt sich mit 5 000 Euro an der Orgelsanierung. Aktuell weist die Internetseite der Kirchgemeinde für das Vorhaben derzeit Spenden in Höhe von rund 22 200 Euro aus. Das sind 44 Prozent der benötigten Summe. „Es hat aber bereits drei weitere Eingänge gegeben. Aufgrund des Umbaus unseres Gemeindebüros ist die Seite aber noch nicht auf dem aktuellen Stand“, sagt Markus Mütze.

Während die Bauarbeiten in und vor der Kirche laufen, soll die Sanierung der Orgel bei der Firma Jehmlich voraussichtlich im Dezember starten. Bis spätestens Ende Februar nächsten Jahres muss die Innensanierung der Kirche abgeschlossen sein. Denn für den Einbau der Orgel werden auch noch einmal sechs bis acht Wochen benötigt. Zur Konfirmation am 21. April soll die Königin der Instrumente wieder im Gotteshaus erklingen.

Radeburgs neuer Pfarrer Andreas Kecke ist dagegen bereits in der vergangenen Woche im Pfarrhaus eingezogen.