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Altenberg gibt ukrainischen Flüchtlingen Quartier

Die Grenzzollanlage in Zinnwald ist die neue Bleibe für 49 Menschen aus der Ukraine. Die Stadtverwaltung Altenberg hatte dafür einiges vorbereitet.

Von Siiri Klose
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Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten und ein Mitarbeiter der GVS im Spielzimmer des Wohnheims in der ehemaligen Grenzzollanlage.
Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten und ein Mitarbeiter der GVS im Spielzimmer des Wohnheims in der ehemaligen Grenzzollanlage. © Karl-Ludwig Oberthür

Für die Ukrainer ist alles vorbereitet: Betten und Bettwäsche, Waschmaschinen und Kühlschränke, Wasserkocher, ein Spielzimmer, Wickelkommode. In den letzten zwei Wochen hat die Kommune Altenberg die alte Grenzzollanlage am Grenzübergang in Zinnwald bezugsfertig gemacht. "Der Bauhof hat die Zimmer vorgerichtet", sagt Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten, "wir haben die Heizungen erneuern lassen und neue Feuerlöscher angebracht."

Bereits am 28. Februar, vier Tage, nachdem der Krieg in der Ukraine begann, meldete Kirsten der Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft Sächsische Schweiz (GVS) die Unterbringungsmöglichkeiten in seiner Kommune. Das Prozedere ist von 2015 bekannt. Damals diente das Haus an der Grenzzollanlage schon einmal als Wohnheim für syrische Flüchtlinge. Jetzt mietete es die GVS als Tochtergesellschaft des Landratsamtes Pirna wieder an.

Großer Lebensmitteleinkauf fürs Wochenende

Ukrainer, die nicht gleich bei Verwandten oder Bekannten unterkommen, werden als Erstes in den drei Erstaufnahmeeinrichtungen in Dresden, Leipzig und Chemnitz untergebracht und im nächsten Schritt auf die Kommunen verteilt. Am Donnerstag war es so weit: Die Landkreisverwaltung kündigte die Ankunft eines Busses mit 49 ukrainischen Familien für Freitagnachmittag an.

"Haltbare Lebensmittel hatten wir schon früher rausgebracht, aber jetzt haben unsere Mitarbeiterinnen noch mal frisch eingekauft, Eier, Milch, Brot, Obst", sagt Kirsten. "Die Menschen aus der Ukraine erhalten ein kleines Taschengeld und außerdem Verrechnungschecks." Aber Freitagnachmittag - da ist es schon zu spät, die Schecks noch in der Sparkasse einzulösen, "deshalb haben wir uns um die Versorgung gekümmert."

Integrationskoordinator Franz ist Ansprechpartner für alle

Dass die Hilfsbereitschaft groß ist, merkten alle Beteiligten auch daran, dass parallel die Arbeiterwohlfahrt in Dippoldiswalde ebenfalls das Sparkassenproblem erkannte und ihrerseits über den Altenberger Pfarrer David Keller zu Essensspenden aufrief. "Die Koordination ist noch schwierig", sagt Keller. Während er sich über Geldspenden freut, "damit können wir flexibel helfen", ist es eine organisatorische Herausforderung, konkrete Angebote aus der Bevölkerung wie Fahrdienste auch gut zu nutzen.

Deshalb gibt es nun einen zentralen Ansprechpartner für alle Belange der Grenzzollanlagen-Bewohner: Wie schon 2015 ist Karsten Franz, bekannt vom Bärensteiner Geisslerhaus, jetzt auch wieder als Integrationskoordinator unterwegs. "Meine Aufgabe wird es sein, jedes Anliegen an den richtigen Ansprechpartner zu delegieren", sagt Franz. Denn da gibt es viele: Jugendmigrationsberatung, Wohnungsamt, ehrenamtliche Angebote, Bedarf an Dolmetschern.

Ankommen lassen und sehen, wer bleiben will

"Zum Glück haben wie hier eine Ukrainisch-Dolmetscherin", sagt Bürgermeister Kirsten. Mit ihr will er zu den Neuankömmlingen gehen und schauen, was noch gebraucht wird. "Die Menschen müssen erst mal ankommen", sagt er, "und dann mal sehen, wer hier bleiben will, wer einen Kindergartenplatz braucht." Über die Altenberger Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft könnte er auch Wohnungen bereitstellen.

Zudem gäbe es sogenannte DaZ-Klassen in Altenberg, "Deutsch als Zweitsprache", die die Beschulung der Kinder erleichtern könnten - doch in schulischen Belangen können weder die Kommune Altenberg noch das Landratsamt Entscheidungen treffen. Das ist Sache des Landesamtes für Schule und Bildung, die einem anderen ukrainischen Kind in Zinnwald, dass mit seiner Mutter schon seit Anfang März da ist, noch keinen Schulplatz vermittelt hat.

Auch sonst müssen sich einige Abläufe erst noch einspielen: "Ungeimpfte Hunde müssen wegen der Tollwutgefahr in Deutschland 30 Tage in Quarantäne", sagt Kirsten. "Aber das weiß keiner, dabei haben viele ihre Haustiere dabei."

Wer die Menschen aus der Ukraine finanziell unterstützen möchte, kann das Spendenkonto des Altenberger Kirchspiels nutzen:

Empfänger: Kassenverwaltung Pirna
IBAN: DE 11 3506 0190 1617 2090 27
BIC: GENO DE D1 DKD
Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank)
Stichwort: Ukraine Hilfe