Energiemanagement auf Altenberger Art

Kommunales Energiemanagement - die meisten Bürger werden dabei an "irgendwas mit Strom sparen" denken. Zu recht. Damit hat das Projekt der sächsischen Energieagentur Saena, mit dem die Stadt Altenberg Ende 2019 startete, tatsächlich auch zu tun. Aber schon beim nächsten Erklärungsschritt wird die Sache hochkomplex.
"In den nächsten Jahren werden es gar nicht so sehr die Grundpreise für Wärme und Strom sein, die uns Druck machen", sagt Peter Bachmann, seit November 2019 der Energiemanager von Altenberg. "Der steigende Kostenfaktor wird der CO2-Ausstoß sein."
Neues Klimaschutzprogramm macht Energie teurer
In diesem Jahr müssen Unternehmen, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel auf den Markt bringen, für eine Tonne CO2 noch 25 Euro zahlen. So hat es die Bundesregierung im Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen. Bis 2025 steigen die Kosten schrittweise auf 55 Euro. Diese Kosten werden bei den Verbrauchern landen - und damit auch bei der Kommune Altenberg.
Bachmann, der Altenberger Gebäudemanager Niels Burkhardt, Bauamts-Leiter Andreas Gabler, die Hausmeister stadteigener Gebäude und die Kämmerei bildeten 2020 zusammen ein Energieteam und wählten aus den 109 Altenberger Liegenschaften acht mit den höchsten Verbräuchen aus, um deren Wärme-, Strom- und Energieverbrauch intensiv zu beobachten.
Bereits 2020 deutlich weniger Kosten
Die Grundschule, das Internat und die Kita, das Landesleistungszentrum und das Rathaus in Altenberg, die Kita und die Oberschule in Geising und die Grundschule in Lauenstein verbrauchten zusammen zwischen 2017 und 2019 durchschnittlich 3.300.000 Kilowattstunden Wärme und 320.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Was die Kommune durchschnittlich 274.000 Euro kostete.
Auffällig ist der Knick ab dem Jahr 2020 in der zuvor stetig ansteigenden Energiekurve. In dem Jahr war der Wärmeverbrauch um 18 Prozent und der Stromverbrauch sogar um 33 Prozent gesunken. Die Gesamtkosten betrugen nur noch 211.000 Euro.
"An Corona lag das nicht", sagt Bachmann: "In den Kindereinrichtungen gab es ja immer mindestens die Notbetreuung. Und in der Oberschule Geising wurde gebaut, das hat sogar zu einem erhöhten Verbrauch geführt."
Kleinteilige Überwachung aller Verbrauchswerte
Dass Bachmann so gut Bescheid weiß über den Verbrauch in jeder einzelnen der acht Einrichtungen, liegt vor allem an der kleinteiligen Überwachung der Messgeräte und Zählerstände - und an der Rückverfolgung aller Energiedaten "möglichst bis ins Jahr 2015." Einen schnellen Erfolg brachte dann die Entdeckung eines fehlerhaften Wärmemengen-Messgeräts im Leistungszentrum. Rund 17.300 Euro konnte die Stadt schließlich beim Technischen Dienst Altenberg zurückfordern.
Auch, als das Heizsystem der Geisinger Turnhalle im Februar kurzzeitig nicht richtig funktionierte, machte sich das sofort an den Messdaten bemerkbar: "Dieses Monitoring ist wichtig, denn nur so bekommt man einen Überblick über die Energielasten der Gebäude."
Teure Leistungsspitzen kappen
Heizungen und warmes Wasser können so an die Auslastung der Gebäude angepasst werden. "Weder Trainingsräume noch Kitas müssen rund um die Uhr gleich beheizt sein", sagt Bachmann. Leistungsspitzen, wenn beispielsweise alle Internatsbewohner gleichzeitig die Küchengeräte benutzen, treiben den Strompreis hoch. Durch das Monitoring können sie erkannt und durch Kappung entzerrt werden.
Zehn bis dreißig Prozent Einsparpotential stecken in dieser zielgerichteten Bereitstellung von Wärme und Strom. Bachmann und die anderen Energieteam-Mitglieder sind inzwischen beim nächsten Schritt: Zum einen sollen 2021 noch zwei weitere Gebäude energieüberwacht werden. "Unser Ziel bis zum Ende des Projekts sind 15 Gebäude", sagt Bachmann.
Nutzen für die Bürger
2023 läuft das Projekt "Kommunales Energiemanagement in der Flächenkommune Altenberg" aus. Bis dahin soll es Optimierungslösungen geben - beispielsweise durch einen abgestimmten Kühl- und Heizrhythmus der Eishalle und der Turnhalle in Geising, bei dem die Turnhalle mit der Abwärme der Eiskühlung beheizt wird. "Auch ein Vertrags-Monitoring gehört dazu", sagt Bachmann. Also die Unterlagen prüfen, "vielleicht auch neu ausschreiben". Ein vierter Schritt wäre die Verstätigung der Erkenntnisse, die jetzt gewonnen werden: "Beispielsweise, indem wir bei Sanierungen oder Neubauten von Anfang an auf erneuerbare Energien setzen."
Die Altenberger Bürgern haben vor allem eins von den gewonnenen Einsparungen: Die Gebühren für Kitas und Hallennutzung werden nicht steigen, zumindest nicht wegen steigender Energiekosten. Ohne Energiemanagement sähe das anders aus.
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