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Friedrich gegen Lochner - das große Bob-Duell im Eiskanal

Während Bobdominator Francesco Friedrich mit den Folgen eines Muskelfaserrisses kämpft, kommt Herausforderer Johannes Lochner immer besser in Form - und gewinnt erstmals mit dem Zweier in Altenberg.

Von Tino Meyer
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Bobdominator Francesco Friedrich (links) und sein großer Herausforderer Johannes Lochner - das ist mehr denn je das Duell des nacholympischen Winters.
Bobdominator Francesco Friedrich (links) und sein großer Herausforderer Johannes Lochner - das ist mehr denn je das Duell des nacholympischen Winters. © dpa/Sebastian Kahnert

Altenberg. Der große Herausforderer hat den dritten Weltcup-Sieg im Zweier hintereinander perfekt gemacht, doch auch der mit einem Muskelfaserriss gehandicapte Francesco Friedrich schaut durchaus zuversichtlich in Richtung Saisonhöhepunkt. Beim Bob-Weltcup auf der Heimbahn in Altenberg belegte der Pirnaer, angeschoben von Alexander Schüller, zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft den dritten Platz - hinter den Teamkollegen Johannes Lochner/Georg Fleischhauer sowie dem britischen Duo Brad Hall/Taylor Lawrence.

"Ich bin extrem vorsichtig, will die WM nicht gefährden. Wir haben jetzt noch knapp zwei Wochen Zeit. Die müssen wir intensiv nutzen, da darf nichts mehr passieren", sagte Friedrich am späten Samstagnachmittag im Ziel. Mann des Tages war indes einmal mehr Lochner.

Zum dritten Mal wurde der Pilot vom Königssee vom früheren Dresdner Leichtathleten Fleischhauer, der für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet, angeschoben. Und zum dritten Mal fuhr das neu zusammengestellte Team zum Sieg. In beiden Rennläufen gelang ihnen sowohl Start- als auch Laufbestzeit. "Ich gewöhne mich so langsam dran, das macht richtig Spaß", kommentierte Lochner seine Siegesserie.

Friedrich/Schüller hatten indes am Start wie erwartet erhebliche Nachteile aufgrund der Verletzung von Friedrich, der sich beim Training kurz vorm Jahreswechsel einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zuzog und seitdem jedes Risiko kategorisch ausschließt. "Ich muss mich jeden Tag neu herantasten und gucken, was möglich ist", sagte der viermalige Olympiasieger und sprach von einem täglichen Auf und Ab.

Mal gehe es besser, mal fühle es sich wieder schlechter an. "Ich muss genau in mich reinhören und jeden Schritt überlegen", erklärte Friedrich. Jede unüberlegte Bewegung könne das Aus für die WM bedeuten. Für den Viererbob am Sonntag sei er dennoch zuversichtlich. Mit dann drei Anschiebern am Start gehe es "wieder in den Angriff".

Auf dem Weg der Besserung: Francesco Friedrich (rechts) laboriert an einem Muskelfaserriss, seine Anschieber Thorsten Margis (Mitte) und Candy Bauer kümmern sich ums Materielle.
Auf dem Weg der Besserung: Francesco Friedrich (rechts) laboriert an einem Muskelfaserriss, seine Anschieber Thorsten Margis (Mitte) und Candy Bauer kümmern sich ums Materielle. © Lutz Hentschel

Im Vergleich zum Weltcup in der Vorwoche, als er im Zweier den sechsten Platz belegte und mit dem Vierer trotz der Einschränkung gewann, lief Friedrich diesmal etwas länger und wohl auch etwas intensiver bis zum Sprung in den Schlitten. Mit 0,14 und 0,23 Sekunden Rückstand schon nach der ersten 50 Metern und vor allem der damit deutlich geringeren Beschleunigung hatte der 32-Jährige allerdings keine Siegchance - zumal Lochner in Lauf eins auch die viel bessere Linie in der Bahn erwischte.

Am Ende hatten Lochner/Fleischhauer 0,43 Sekunden Vorsprung auf die Briten sowie 1,06 Sekunden zu Friedrich/Schüller. Solche Abstände kannte man bislang nur, wenn Bobdominator Friedrich gewann. Damit wird Lochner mehr und mehr zum WM-Favoriten - was ihn offenbar gar nicht stört. "Ich war schon so oft Zweiter, ich will gewinnen. Das Einzige, was mir noch fehlt, ist ein Zweier-Titel", sagte Lochner.

Kein Wintersportmärchen in Altenberg: Schnee gibt es nicht und auch keinen deutschen Sieg - jedenfalls im Monobob. Die nach dem ersten Lauf führende Laura Nolte (im Bild) fuhr am Ende auf Platz zwei.
Kein Wintersportmärchen in Altenberg: Schnee gibt es nicht und auch keinen deutschen Sieg - jedenfalls im Monobob. Die nach dem ersten Lauf führende Laura Nolte (im Bild) fuhr am Ende auf Platz zwei. © dpa/Sebastian Kahnert

Bis zur Weltmeisterschaft in St. Moritz, so die medizinische Prognose, sollte Friedrich wieder fit sein. Beim Saisonhöhepunkt wird das deutsche Team dann mit vier Schlitten am Start sein, nachdem sich bei den an diesem Wochenende in Winterberg stattfindenden Junioren-WM die Thüringer Adam Ammour und Benedikt Hertel den Titel und damit das persönliche Startrecht gesichert hatten. Gleiches trifft auf den Monobob zu, das Rennen gewann die Oberbärenburgerin Maureen Zimmer.

Einen deutschen Sieg in Altenberg hätte es fast auch in dieser Disziplin gegeben. Doch trotz Bahnrekords im ersten Lauf musste sich Zweier-Olympiasiegerin Laura Nolte aus Winterberg am Vormittag einmal mehr der US-Amerikanerin Kaillie Humphries, Mono-Olympiasiegerin und Dominatorin schlechthin, mit 0,55 Sekunden Rückstand geschlagen geben. Das Podium komplettierte die Kanadierin Appiah Cynthia (+0,94). "Im zweiten Lauf bin ich sehr schlecht gefahren, da habe ich es weggeschmissen", sagte Nolte.

Mit Blick auf die WM zeigte sich Nolte dennoch zufrieden: "Wir sind auf dem richtigen Weg, ich bin optimistisch." Lisa Buckwitz (Oberhof) verpasste als Tagesvierte (+1,00) knapp das Podium, Kim Kalicki (Wiesbaden, +1,87) als dritte deutsche Pilotin fuhr auf Rang sieben.