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Überraschung in Altenberg: Ein Brite ist jetzt Favorit bei der Bob-WM

Sensation wäre zu viel gesagt. Aber dass der britische Bobpilot Brad Hall und sein Vierer in Altenberg besser sind als die deutschen Teams, überrascht schon. Das Interview danach.

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Brad Hall (32) ist endgültig in der Weltspitze angekommen – und einer der Gäste in der neuen Folge des Wintersportpodcasts „Dreierbob“.
Brad Hall (32) ist endgültig in der Weltspitze angekommen – und einer der Gäste in der neuen Folge des Wintersportpodcasts „Dreierbob“. © dpa/Sebastian Kahnert

Brad, was bedeutet es für Sie und Ihr Team, in Altenberg zu gewinnen? Das ist ja normalerweise Francesco-Friedrich-Territorium.

Ja, es ist definitiv eine von den Deutschen dominierte Strecke, ganz sicher. Und es ist eine sehr schwierige Strecke. Hier mit der Goldmedaille rauszugehen, ist nicht selbstverständlich. Es bedarf einer starken Leistung. Jeder weiß, die Athleten, die hier an den Start gehen, sind von einem besonderen Kaliber. So wie Francesco Friedrich, Hansi Lochner oder Christoph Hafer. Für mich und meine Jungs bedeutet es deshalb sehr viel, hier zu gewinnen.

Und die Zuschauer haben Sie gefeiert.

Das Publikum war auch schon am Samstag beim Zweierrennen großartig. Sie haben uns genauso ein bisschen Liebe und Unterstützung zuteil werden lassen. Ich denke, die Leute genießen es einfach, hier sein zu können und ein gutes Bobrennen zu sehen. Und das haben wir ihnen heute auch gegeben.

Dann stimmt es also, wenn von der großen Bobfamilie die Rede ist?

Auf jeden Fall. Es ist eine riesige Community. Wir Athleten wünschen uns gegenseitig Glück – auch zwischen den Läufen, obwohl wir gegeneinander antreten. Der Beste soll am Ende gewinnen – und so wollen das auch die Fans, die sich darüber freuen, dass jeder Athlet einfach sein Bestes gibt.

Der Vierersieg in Altenberg war der zweite diese Saison nach Ihrem Erfolg in Lake Placid. Damit sind Sie zwangsläufig der Favorit für die WM in zwei Wochen. Wie gefällt Ihnen diese Rolle?

Ich bin definitiv in einer anderen Situation als in der Vergangenheit. Aber wir genießen es, so weit oben in der Weltrangliste zu stehen. An unserer Herangehensweise ändert das alles nichts. Wir kommen zu jedem Rennen und wissen, dass wir eine Medaille gewinnen wollen – und jetzt auch können. Gleichzeitig versuchen wir, nicht zu viel Druck aufzubauen und es stattdessen einfach zu genießen, wie es gerade ist. Wir hoffen auf das Beste für die WM und werden dann sehen, wo wir landen.

Auf dem Weg zum zweiten Weltcup-Sieg: der Vierer mit Brad Hall.
Auf dem Weg zum zweiten Weltcup-Sieg: der Vierer mit Brad Hall. © dpa/Sebastian Kahnert

Am kommenden Wochenende wird erneut in Altenberg gefahren, neben dem Weltcup und der WM-Generalprobe geht es dann auch um den Europameistertitel. Was sind Ihre Erwartungen?

Wir wollen auf dem aufbauen, was wir diese Woche geschafft haben. Im Zweier haben wir eine Silbermedaille gewonnen. Das ist gut. Wir werden also versuchen, das zu wiederholen – wenn nicht sogar noch besser zu werden. Im Viererbob haben wir allerdings viel Arbeit am Schlitten vor uns, um sauberer durch die Bahn zu kommen und um mehr Geschwindigkeit mitzunehmen. Im Grunde geht es aber jetzt darum, Selbstvertrauen aufzubauen für die Weltmeisterschaft. Da kann ein Europameistertitel sicher helfen. Hoffentlich stehen wir wieder ganz oben auf dem Podium.

Erst gewinnt Brad Hall den Vierer-Weltcup in Altenberg. Und anschließend gibt er im Sächsische.de-Podcast "Dreierbob" den Reportern Tino Meyer und Fabian Deicke ein Interview.
Erst gewinnt Brad Hall den Vierer-Weltcup in Altenberg. Und anschließend gibt er im Sächsische.de-Podcast "Dreierbob" den Reportern Tino Meyer und Fabian Deicke ein Interview. © Uta Schirmer

Bei der Ankunft vergangene Woche in Altenberg sagten Sie, es sei Ihr Ziel, die Reihe der gelben Jacken, also die Dominanz der Deutschen auf dem Siegerpodest zu durchbrechen. Und tatsächlich: Die roten Jacken Ihres Teams waren beim Vierer im Mittelpunkt. Sollten wir uns langsam daran gewöhnen?

Ja, hoffentlich. Wir stehen erst am Anfang einer vielleicht großartigen Epoche. Wir haben dieses Jahr einen brandneuen Mann auf dem Schlitten, der noch nie angeschoben hat – und er ist bereits kurz davor, mit uns Startrekorde aufzustellen. Also werden wir im nächsten Jahr sicher noch schneller. Und hoffentlich verbessere ich auch meine Fahrweise weiter. Wir freuen uns auf jeden Fall darauf, die nächsten Jahre bis zu Olympia um Spitzenplätze zu kämpfen.

Das Interview führte Fabian Deicke.